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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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ich erinnere mich an Euch«, grübelte der Ire, zu Julius gewandt. »Ihr folgt einem sozialen Pfad, stimmt’s? Was führt Euch zu mir?«
    Julius setzte zu einer Antwort an, doch Ronan kam ihm zuvor: »Wir sind hier wegen der nächsten Ratsversammlung.«
    Cardew wandte sich ihm zu. »So?«, fragte er mit ironischem Unterton. »Da bin ich aber
gespannt
, wenn ein bretonischer Fürst und ein helvetischer Druide deshalb einen so weiten Weg auf sich nehmen … Gwen, schenkst du unseren Gästen ein Glas Whiskey ein? Setzt Euch doch!«
    Ronan nahm zusammen mit Cardew am Tisch Platz. Julius ließ sich zurück auf die Couch sinken, von wo er mit der Fernbedienung den Fernseher abschaltete.
    »Nun erzählt doch, was Euch auf dem Herzen liegt!«, forderte sie der Ire auf. »Geht es um Waffen? Oder um Fomorer?«
    Ronan verstand den Kommentar mit den Waffen. Seitdem der Rat den Kriegszug beschlossen hatte, erklangen in den keltischen Dörfern Tag und Nacht die Schmiedehämmer, und dennoch würde bis zum Frühling nicht genügend Ausrüstung zur Verfügung stehen. Die Preise für Schwerter und Speere waren in astronomische Höhen gestiegen. Aber was meinte er mit den Fomorern? Überrascht fragte er nach.
    »Hätte ja sein können«, erwiderte Cardew. »Irgendwo
müssen
diese Menschen doch hingebracht werden!«
    Während Gwen hereinkam und ihnen Whiskey einschenkte, wechselte Ronan einen kurzen Blick mit Julius, der jedoch genauso wenig Ahnung zu haben schien wie er selbst.
    Der Ire seufzte. »Meine Spione haben schon seit mehreren Wochen eine Schleuserbande unter Beobachtung, die illegale Einwanderer von Russland nach Norwegen bringt. Sie schiffen sie in Sankt Petersburg ein, bringen sie über die Ostsee an die schwedische Küste und von dort auf dem Landweg Richtung Trondheim. Dort scheinen sie aber nicht anzukommen, und wir verlieren ihre Spur irgendwo an der norwegischen Grenze. Wir halten einen ihrer Männer im Keller gefangen, aber der konnte mir auch noch nicht mehr erzählen. Ich frage mich, ob es besser ist, den Ring zu zerschlagen oder herauszufinden, was mit den Leuten passiert. Niemand sonst scheint darüber etwas zu wissen …«
    »Wir wissen ebenfalls nichts«, meinte Ronan zerknirscht. »Dies ist das erste Mal, dass ich davon höre.«
    »Das habe ich vermutet. Also kommt Ihr wegen der Waffen?«
    »Nein.« Ronan sah Julius, der hinter Cardews Rücken hektisch den Kopf schüttelte und mit dem Zeigefinger auf sich zeigte, doch er ignorierte ihn. »Es geht um die Abstimmung.« Julius verdrehte die Augen.
    »Um die Abstimmung?« Cardew zog eine Augenbraue nach oben. »Um die zum Heerführer?«
    »Genau die. Mein Herr, Häuptling Nerin, ist der Meinung, dass Häuptling Casey nicht der geeignete Mann für einen solchen Posten ist.« Julius schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen.
    »Warum? Und wen schlagt Ihr dann vor?«
    Ronan setzte zu einer Antwort an, als das Telefon klingelte. »Moment«, murmelte der Ire und griff nach dem Hörer.
    »Ja?«, meldete er sich auf Schwedisch. »Ja? … Das bin ich … Ja …« Dann erstarrte er plötzlich. »Verdammt … Ja … Ja, ich glaube, ich kenne die Gegend … Scheiße …
Was
?« Cardew sah ruckartig auf und starrte Ronan an. »Ist das sicher? Ich meine … Ja … Ja … Verdammt … Weiß sein … Weiß sein Bruder schon Bescheid?« Er presste die Lippen aufeinander. »Ja … Ja, alles klar … Ich gebe es weiter, ja.« Damit hängte Cardew ein. Er war blass geworden und wirkte erschüttert.
    »Was ist passiert?«, fragte Julius.
    »Die Helvetier waren dran«, murmelte der Ire schwach. »Die Waldläufer … Sie sind in einen Hinterhalt geraten.«
    Ronan spürte, wie sein Herz einen Schlag aussetzte. »Was ist mit meinem Bruder?«
    Der Ire sah ihn nicht an, als er antwortete: »Sie suchen immer noch nach Überlebenden«, meinte er. »Es ist noch zu früh, etwas Abschließendes zu sagen …«
    »Was ist
genau
passiert?« Ronans Stimme zitterte. Kalter Schweiß brach aus seinen Poren und machte seine Hände klamm und feucht. Er versteckte sie unter dem Tisch, wo er nervös damit begann, mit dem Tischtuch zu spielen.
    »Ich weiß selbst nicht viel. Es sieht so aus, als ob ihm ein Schattenlord namens Schwarzer Baum eine Falle gestellt hat. Die Waldläufer wurden schwer getroffen. Von den Druiden fehlt bis auf einen Schotten bisher jede Spur …«
    »Und weiter?« Eine eisige Kälte hatte sich um Ronans Herz gelegt.
    »Angeblich hat jemand beobachtet … Es tut mir leid, Ronan …

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