Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
Vom Netzwerk:
gewohnt.
    Wie immer in den letzten Monaten, wenn er nichts zu tun hatte, kreisten seine Gedanken um Sorgen und Probleme. Diese schien es seit seinem Gespräch mit Derrien im Oktober im Überfluss zu geben.
    Seit einer Woche befanden sie sich im Krieg. Es war der zweite, den Ronan erlebte, für seinen Geschmack der zweite zu viel. Der Fürstenrat hatte es auf der Versammlung beschlossen, und Ronan hatte nichts dagegen tun können. Im Frühjahr würde sich die Ratsarmee sammeln und nach Süden marschieren, nach Bergen, umdem Treiben der Schatten ein Ende zu bereiten. Derrien hatte endlich bekommen, was er wollte.
    Aber sie hatten noch immer keinen Heerführer. Ronan hatte seinen gesamten Einfluss geltend gemacht, um eine Entscheidung zu verhindern, sonst wäre zweifellos Casey MacRoberts ernannt worden. Nun war der Beschluss verschoben, und Ronan hatte Zeit gewonnen, Nerins Mission durchzuführen.
    »Was war das?«, fragte Julius.
    Ronan sah auf. »Was?«, gab er barsch zurück.
    Julius schüttelte den Kopf. »Nichts Wichtiges«, seufzte er, »ein Tier auf der Fahrbahn. Ich habe es nicht genau erkannt.«
    Ronan zuckte mit den Schultern und verfiel wieder in dräuendes Schweigen. Er hatte es nicht gesehen, und selbst wenn, hätte er vermutlich nichts gesagt. Er hatte keine Lust, sich mit Julius zu unterhalten. Er konnte den Helvetier nicht ausstehen. Der Mann war ein Lügner und Betrüger, und das Schlimmste daran war, dass er von Ronan auch noch
Hilfe
dabei erwartete. Als ob sich Ronan jemals zu solchen Methoden herablassen würde! Innerlich schüttelte er angewidert den Kopf.
    Seit der Ratsversammlung waren sie schon unterwegs und fuhren von einem Fürsten zum nächsten, um mit ihnen über die Wahl zum Heerführer zu sprechen. Julius ließ dabei hemmungslos seine Druidenkräfte spielen.
    Tatsächlich gab es kein offizielles
Verbot
, die sogenannten
sozialen
Fähigkeiten wie die der goldenen Zunge, der Gedankenbeherrschung oder des Befehls gegenüber anderen Druiden einzusetzen; aber es war eine Sache des
Anstandes
. Julius jedoch besaß offenbar keinen Anstand, und so versuchte er mit sämtlichen Raffinessen, die Fürsten auf seine Seite zu ziehen. Dass Ronan dabei zusehen musste und nicht einschreiten durfte, verbitterte ihn.
    Die nächste Stunde verbrachten sie schweigend. Julius zupfte sich gedankenverloren am Bart, während Ronan von ihm abgewandt nach draußen starrte. In immer heller werdenden Graustufen dämmerte der Morgen heran, und allmählich verschwandendie Sterne vom Himmel. An der Landschaft änderte sich jedoch wenig: Weiterhin säumten Wälder die Straße, nur dann und wann unterbrochen von einem Dorf oder Sägewerk.
    »Ihr wisst«, unterbrach Julius schließlich erneut die Stille, »dass wir längst genügend Stimmen beisammen hätten, wenn Ihr mir etwas helfen würdet?« Der Druide sah ihn dabei nicht an, sondern konzentrierte sich weiter auf die Straße.
    »Wobei?«, fragte Ronan genervt. Natürlich wusste er, wovon Julius sprach, doch er hatte einfach keine Lust auf dieses Gespräch.
    »Wobei!«, schnaubte Julius. »Bei meiner Arbeit natürlich! Hört auf, bei den Gesprächen ein Gesicht zu machen, als ob Ihr eine Kröte verschluckt hättet, und fangt an, mich zu unterstützen!«
    »Bei Lug und Trug, meint Ihr?«
    Julius verdrehte die Augen. »Das ist doch überhaupt nicht wahr!«
    »Natürlich! Oder wie nennt Ihr das, was Ihr beim Gespräch mit Carrick McNevin getan habt?«
    »Ich habe meine Kräfte angewandt – na und? Das ist nicht verboten und weder eine Lüge noch ein Betrug!«
    »Ich nenne das sehr wohl einen Betrug! Einem Druiden eine Meinung aufzuzwingen und ihm den Willen zur
eigenen
Entscheidung zu nehmen, was soll das sonst sein? Das ist schändlich und unwürdig, und ich werde Euch dabei garantiert nicht helfen!«
    »Und warum geben uns dann die Geister solche Kräfte, wenn wir sie nicht anwenden dürfen? Warum schicken uns die Götter auf solche Pfade, wenn sie doch unter unserer Würde liegen?«
    »Ich habe nicht gesagt, dass Ihr sie nicht verwenden sollt! Benutzt sie gegen Schatten und Fomorer, wofür sie auch gedacht sind, gegen Außenweltler und meinetwegen sogar gegen Innenweltler. Aber
nicht
gegen Druiden!«
    »Also haben wir jetzt nicht mehr nur zwei
Klassen
von Menschen in unserem Volk, sondern auch zwei
Rechtssysteme
? Ist etwas, das ich einem Druiden antue, nur deshalb schlimmer, weil ein
Druide
mein Opfer ist?«
    »Das habe ich nicht gesagt!« Das war ebenfalls eine von

Weitere Kostenlose Bücher