Schattenkrieg
verbergen. »Was um alles in der Welt hast du im
Kosovo
gemacht?«
»Ich habe mich versteckt. Hast du mir nicht empfohlen, irgendwo weit weg zu gehen, wo mich niemand finden kann?«
»Doch.«
Und ich wünschte, du wärst dort geblieben …
Für eine kurze Zeit schwieg sie nachdenklich. »Veronika kam mir so vor, als ob sie selbst nicht wüsste, was sie war. Als ob sie noch ahnungsloser wäre als ich. Ist das möglich?«
»Ja. Soviel wir wissen, kann jeder Mensch zu einem Hexer werden. Sie suchen die Außenwelt zwar ständig nach jungen Hexern ab, aber manchmal übersehen sie welche. Außerdem gibt es Leute, die ein paar magische Fähigkeiten haben, ohne Hexer zu sein. Sie nennen sie Talente. Die fallen offenbar weniger auf und werden deshalb seltener entdeckt.«
»Und die Kirche? Was ist die Rolle der Kirche bei alledem?«
»Wir jagen alles, was übernatürlich ist. Die Schatten sind böse, und die Hexer sind unsere Feinde.«
»Was? Das ist alles?«
Chrisopher zuckte mit den Schultern.
»Hast du schon einmal daran gedacht, dass diese Schatten höchstwahrscheinlich viel gefährlicher sind als die Hexer? Vielleicht kann man sich mit den Hexern verbünden!«
Einhunderttausend Mal bereits,
dachte er. Doch das sagte er nicht. »Ich bin nur ein Inquisitor, Maria. Die Kurie entscheidet über Politik. Ich erledige bloß meinen Job.«
Sie schnaubte. »Ja. Ohne Bedenken und Gewissen. Ein perfekter Killer.«
Er gab ihr keine Antwort. Sie brauchte ein paar Augenblicke, um das zu realisieren. »Was ist deine nächste Mission?«, fragte sie schließlich.
»Somalia. Vielleicht freut es dich, zu hören, dass ich dort gegen die Schatten kämpfen werde. Und du? Was wirst du tun?«
»Ich weiß es noch nicht … Ich glaube, als Erstes werde ich versuchen, Veronika aus dem Gefängnis zu holen. Ich kann das, was ich vorhabe, nicht alleine machen. Und wenn sie tatsächlich eine Hexerin ist, hat sie vielleicht ein paar Kräfte, die ich gebrauchen kann.«
Christopher nickte. Noch einmal schwiegen sie sich an. »Darf ich mich wieder anziehen?«, fragte er schließlich.
Sie zog kurz die Augenbrauen nach oben. »Nein. Damit wartest du schön, bis ich hier weg bin.« Sie stand auf und ging zur Tür.
»Meine SIG«, erinnerte er sie.
»Die werfe ich in den Mülleimer am zweiten Treppenabsatz.« Damit sperrte sie die Tür auf. Die Pistole steckte sie erst dann in ihre Jacke, als sie nach draußen trat.
»Viel Glück«, rief er ihr hinterher.
Sie konnte es brauchen …
Informationen zum Buch
Keelin ist eine stressgeplagte Krankenschwester in Inverness. Ihre Nächte sind erfüllt von Alpträumen. Als sie feststellt, dass diese Träume Wirklichkeit sind, gerät ihr Leben komplett aus den Fugen. Plötzlich wird sie von düsteren Schattenwesen gejagt und findet Zuflucht bei Druiden, die in einer anderen Welt als archaische Herrscher die Traditionen jahrtausendealter Stämme bewachen. Doch die erhoffte Sicherheit findet sie hier nicht - ein großer Konflikt zwischen Schatten und Stämmen bahnt sich an. Und während die Druiden Ränke und Intrigen schmieden, rüsten die Schattenlords zum Krieg. Keelin erkennt, dass auch sie kämpfen werden muss, um in dem heraufziehenden Konflikt nicht unterzugehen.
Informationen zum Autor
Andreas Saumweber lebt in Erlangen und studiert Medizin. Er hat einige Zeit in Norwegen studiert und sich viel mit nordischer und keltischer Mythologie beschäftigt.
Fußnoten
PROLOG
1
In Norwegen wird die Ehrenanrede nur in sehr förmlichen Gesprächen verwendet. In der Umgangssprache wird geduzt.
KEELIN
1
Glen: gälischer Begriff für ein langes, schmales Tal
2
Loch: gälischer Begriff für See, Meerarm
RONAN
1
Barzh: bretonisch für Barde
VERONIKA
1
KFOR (»Kosovo FORce«): Stabilisierungstruppe der UN für den Ko-
2
SFOR (»Stabilization FORce«): Stabilisierungstruppe der UN für das ehemalige Jugoslawien
3
UÇK (»Ushtria Çlirimtare e Kosovës«): Befreiungsarmee des Kosovo, eine paramilitärische Organisation der Kosovo-Albaner
4
Dingo: kleines, modernes gepanzertes Transportfahrzeug für fünf Soldaten. Bewaffnet mit einem Maschinengewehr
5
Wolf: von der Bundeswehr verwendetes Geländefahrzeug (Jeep)
KEELIN
1
Great Glen: tektonische Verwerfung, die sich quer durch ganz Schottland zieht; bestehend aus den Seen Loch Lochy, Loch Oich und Loch Ness, mit den Städten Fort Williams im
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