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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Handapparat ihres Funkgeräts.
    »Ulrich für Wagner.«
    Es dauerte nicht lange, bis sich mit einem Knacken Ulrichs Stimme meldete: »#Hört.#«
    »Wir sind unterwegs mit einem Arzt. Wie geht es dem Jungen?«
    »#Unverändert.#«
    »Wir sind gleich da.«
    Die Rückfahrt war noch schlimmer als der Hinweg. Der intensive Gestank nach Alkohol und altem Schweiß, der von dem Dolmetscher ausging, war unter normalen Umständen schon kaum auszuhalten, doch auf der engen Rückbank neben ihm zu sitzen, dazu noch das ständige Schütteln und Rütteln des Wolfs …
    »Was hat er«, damit machte Veronika eine Geste in Richtung des vor ihr sitzenden Arztes, »vorhin alles gesagt?« Eigentlich war es ihr egal, was für Gründe der Mann haben konnte, dem Jungen nicht helfen zu wollen. Doch sie versuchte sich abzulenken.
    »Er kann keinen Schädel öffnen. Er glaubt, Sie sind verrückt.«
    »Hmm.« Sie konnte das nachvollziehen. Sie
war
vermutlich verrückt, wenn sie daran dachte, was sie vorhatte. Aber was war die Alternative? Den Jungen
sterben
zu lassen?
    Sie erreichten schließlich das Dorf und das Haus. Die vier Fahrzeuge standen mit besetzen Waffen am Straßenrand, einige Soldaten darum herum verteilt. Veronika sah Tönnes mit einer Einheimischensprechen. Der Rest der Leute war wieder in den Häusern verschwunden.
    Vor dem Haus bremste Wassermann den Wolf hart ab. Tönnes kam zum Wagen gelaufen und öffnete die Tür.
    »Das hier ist Fatima Pecco«, meinte er zu Veronika. »Sie spricht ziemlich gut deutsch und kann für uns übersetzen.«
Besser als unser Dolmetscher,
schien sein Blick hinzuzufügen.
    Doch inzwischen hatte Veronika die Einheimische längst erkannt. Es war Fatima,
ihre
Fatima, und plötzlich hatte sie das Gefühl, irgendjemand hätte den Boden wieder unter ihre Füße geschoben.
    »Sprechen Sie auch serbisch?«, fragte sie Fatima, nachdem sie sich kurz begrüßt hatten.
    »Ja.« Fatima trug ein einfaches Kleid, darüber eine Felljacke. Über den Kopf hatte sie eine Kapuze gezogen, weshalb sie sie nicht gleich erkannt hatte. Fatima nickte kurz in Richtung des Arztes, dann fragte sie, zu Veronika gewandt: »Wie kann ich Ihnen helfen, Veronika?«
    »Können Sie zwischen meinem Sanitäter und diesem Mann hier übersetzen? Er ist Arzt.«
    »Wir kennen uns. Ja, das sollte kein Problem sein.«
    Tönnes führte sie währenddessen in das Gebäude. »Der Zustand des Jungen ist unverändert«, erklärte er.
    Sie kamen in einen großen Raum, der wohl gleichzeitig als Küche und Wohnzimmer diente. Im Kamin brannte ein Feuer, über dem in einem großen Kessel Wasser kochte. Das Kind lag auf einem hölzernen Tisch. Ein Schlauch ragte aus seinem Mund, an dessen anderem Ende mit viel Klebeband der Beatmungsbeutel angeschlossen war. Garnier hielt ihn in der Hand und blies Luft in die Lungen des Jungen. Auf einem Stuhl daneben hatte er steriles Besteck hergerichtet – ausreichend für eine kleine Wundversorgung, aber bestimmt nicht zur Druckentlastung bei einer Hirnblutung …
    Er hat es tatsächlich geschafft, ihn zu intubieren!
Veronika fiel einStein vom Herzen. Sie nickte ihm zu. Gut gemacht, formten ihre Lippen tonlos.
    Inzwischen begann der Arzt, den Jungen mit routinierten Handgriffen zu untersuchen. Er stellte immer wieder Fragen, die Fatima für den Vater des Jungen übersetzte. Der saß stocksteif auf einer Eckbank, den Blick starr auf seinen Sohn gerichtet, Schweiß auf der Stirn. Veronika wollte nicht in seiner Haut stecken. Als der Arzt mit einer kleinen Taschenlampe die Pupillen des Kindes untersuchte, wurde er plötzlich blass. Er sagte etwas zu Fatima.
    »Sie sollten nun alle Leute nach draußen schicken, Veronika«, meinte diese mit ruhiger Stimme.
    Veronika nickte. »Soll mein Sanitäter hierbleiben? Oder ich? Ich war früher auch Sanitäter.«
    Fatima gab die Frage weiter. Der Arzt dachte kurz nach und antwortete.
    »Ihr Sanitäter soll dableiben. Sie gehen besser nach draußen und passen auf Ihre Soldaten auf.«
    Erleichtert schickte Veronika die restlichen Soldaten nach draußen und folgte ihnen. Sie suchte nach Ulrich und fand ihn schließlich am Bord-MG eines Dingos stehen. Sie winkte ihn zu sich.
    Er ließ sich Zeit, doch das störte Veronika nicht.
Was
sie störte, war das dämliche Grinsen, das er schon wieder aufgesetzt hatte.
    Als er näher kam, stellte sie fest, dass sie falsch lag. Er grinste zwar – aber nicht dämlich.
Raubtierhaft
war weitaus passender. »Ulrich, Sie nehmen –«
    »Jetzt haben Sie

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