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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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beiden hochrangigen Druiden. Schüchtern murmelte er: »Vielleicht Met?«
    Baturix nickte. »Und Ihr, Häuptling Medredydd? Auch Met?«
    Der Waliser nickte. Er besaß keine Ansprüche, was das anging;Baturix hatte die Erfahrung gemacht, dass Medredydd immer etwas wünschte, was schon andere vor ihm gewählt hatten. Cintorix trank wie immer Wein.
    Während Baturix Becher und Krüge aus einer Truhe zog und auf einem Tablett anordnete, forderte Cintorix Banning auf: »Nun erzählt, was Ihr uns zu berichten habt! Ihr habt sehr eilig geklungen.«
    »Ja, Herr …« Der Mann zögerte, was sicherlich kein gutes Zeichen war. Schließlich schien er sich aber doch überwinden zu können. »Herr … unsere Armee wurde angegriffen.«
    Eine kurze Pause entstand. »Angegriffen?«, fragte Cintorix schließlich.
    Baturix entschuldigte sich, als er das Tablett auf den Tisch stellte.
    »Angegriffen? Von wem?«, wiederholte der Kriegsherr noch einmal.
    »Ja, Herr. Es war ein Hinterhalt. Die feindliche Armee wurde von einem Schattenlord namens Rushai geführt, soll ich Euch ausrichten.«
    Baturix sah, wie sein Fürst mit Medredydd Blicke austauschte. Der Waliser hatte die Mundwinkel nach unten gezogen; Cintorix’ Gesicht schien, abgesehen von dem Blickwechsel, zu Stein erstarrt zu sein.
    »Rushai hat euch einen Hinterhalt gestellt«, meinte schließlich Medredydd ungläubig, »mit einem … Heer?«
    »Ja, Herr. Wir schätzen, dass es ungefähr zwanzig- oder fünfundzwanzigtausend Mann stark war.«
    Noch einmal zwanzigtausend Mann …
Baturix erschrak.
    »Was ist passiert?«, fragte Cintorix leise.
    »Sie haben uns auf dem Marsch gestellt, Herr. Zuerst wurden wir von den …
Bäumen
angegriffen. Ich weiß, wie das jetzt klingt, aber –«
    »Wir kennen diesen Rushai«, unterbrach ihn Medredydd schroff. »Wir wissen, dass er das kann!«
    »Jawohl, Herr. Der Kampf mit den Bäumen hat unsere Marschordnungvöllig zerstört. Als das Chaos am größten war, haben sie angegriffen.«
    »Ihr habt die Schlacht verloren.« Medredydd fragte nicht; es war eine Feststellung.
    Banning antwortete dennoch. »Ja, Herr.«
    »Wie viele von euch sind entkommen?«
    »Wir wissen es nicht. Mein Herr, Grant MacDonald, hat ungefähr zweitausend Männer um sich versammelt, hauptsächlich Krieger aus meinem Clan, aber auch Männer von den anderen Stämmen. Was mit dem Rest passiert ist …« Er zuckte mit den Schultern.
    »Das heißt, dass die Armee zerschlagen ist«, sagte Cintorix. »Die Ratsarmee von Dachaigh na Làmhthuigh ist aufgerieben.«
    Der Kurier schluckte. »Ja, Herr.«
    Medredydd schüttelte langsam den Kopf. »Deshalb hat ihn niemand gesehen. Den Schwarzen Baum.«
    Cintorix nickte mit düsterer Miene.
    »Herr«, wandte sich Banning an ihn. »Ich soll Euch eine Bitte meines Herrn ausrichten.«
    »Ja?«
    »Er bittet Euch im Namen des Rates von Dachaigh na Làmhthuigh um Hilfe, Herr. Er bittet Euch, das Schattenheer aufzuhalten, bis wir eine neue Ratsarmee aufgestellt haben. Ansonsten …« Der Kurier schluckte. »Ansonsten werden wir ihnen nichts entgegenstellen können, wenn sie in unser Land marschieren.«
    Lange Zeit sagte niemand ein Wort. Banning scharrte mit den Beinen unruhig auf dem Boden. Cintorix schüttelte ungläubig den Kopf. Medredydd hatte die Lippen hart aufeinander gepresst. Baturix fragte sich, welche der beiden bösen Nachrichten des heutigen Tages wohl schlimmer war – er hatte Markus verloren; aber was nun folgen würde, waren erneute Truppenaushebungen und Feldzüge, die noch mehr Tote fordern würden, vielleicht auch in seiner Familie.
    Der Krieg hatte gerade erst angefangen.

VERONIKA
     
    Haftanstalt Berlin-Moabit, Deutschland
    Sonntag, 11. April 1999
    Die Außenwelt
     
     
    In den Nächten am Wochenende herrschte Totenstille in den Zellen des Gefängnisses Berlin-Moabit. Es fehlte das Flüstern, mit dem die Insassen sonst Nacht für Nacht Befehle der ranghöheren Gefangenen durchgaben, um Drogen feilschten, Informationen austauschten. Es fehlte das Seufzen und Stöhnen derer, die sich selbst befriedigten oder sich von ihren Mitgefangenen befriedigen ließen. Sogar die Junkies, denen das Geld für ihre Sucht ausgegangen war und die nun die Hölle des kalten Entzuges durchmachten, hielten still. Die einzigen Geräusche, die man gelegentlich hören konnte, waren die Schritte der Wächter, deren Stiefel auf den Gitterböden weithin zu hören waren, und das Pochen und Rattern der Schlagstöcke, die sie gerne an den Gittern

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