Schattenkrieg
dass Baturix auf diese Art und Weise die wichtigsten Informationen erhielt, ohne dass Cintorix sie wiederholen musste. Das Gespräch fand auf Bretonisch statt, eine Sprache, die Baturix nicht besonders gut sprach, so dass er sich sorgfältig konzentrieren musste. Deshalb brauchte er viel länger als sonst, das Feuer wieder anzufachen. Als er fertig war, bemerkte er den missbilligenden Blick seines Herrn und schämte sich dafür.
»Es sieht ganz so aus, als ob wir bald in den Krieg ziehen müssten«, erklärte Cintorix währenddessen. »Der Schattenfeind berichtet von einer Fomorerarmee, die die Schatten im Niemandsland von Bergen sammeln.«
Baturix verzog das Gesicht. Er besaß bereits gewisse Kampferfahrung – als Cintorix’ Bannerträger hatte er seinen Herrn oft begleitet, wenn er gegen vagabundierende Fomorer geritten war. Am Krieg vor zehn Jahren hatte er nicht teilgenommen. Während Bruce MacRoberts die Ratsarmee mobilisiert hatte, hatte Baturix Julius auf einer Handelskarawane nach Ceum Ceàird begleitet. Er hatte den Krieg verpasst, in dem zahlreiche Helvetier gefallen waren.
»Schlechte Neuigkeiten«, kommentierte Julius, »aber wohl wahr, wenn sie von Derrien selbst stammen.«
Derrien Schattenfeind war sogar Baturix ein Begriff: Er führte die Waldläufer an, die damals als Einzige rechtzeitig von dem großen Unglück der Siedlungen am Jostedalsbreen erfahren hatten, während die Helvetier selbst noch nichts geahnt hatten vom tragischen Schicksal ihrer Brüder.
»Die Ratsarmee wird einen Anführer brauchen«, fuhr Cintorix fort. »Wie du dir sicherlich denken kannst, werden im Normalfall nur MacRoberts oder Bretonen gewählt werden, die im Krieg den meisten Ruhm gesammelt haben. Die bretonischen Kandidaten kommen allerdings nicht in Frage, wie mir Fürst Ronan berichtet hat: Häuptling Nerin ist zu alt für einen Kriegszug; der Schattenfeind würde die Wahl mit Sicherheit ablehnen; und Ronan zweifelt daran, dass er gewählt werden würde. Es bleiben die Kandidaten aus dem Clan MacRoberts. Casey MacRoberts hat den großen Vorteil, ein leiblicher Sohn des großen Bruce zu sein. Er hat an der Seite seines Vaters am Kriegszug teilgenommen. Unsere Gäste glauben, dass dieser Casey zum Anführer der Ratsarmee gewählt werden wird.«
Julius strich langsam über seinen Bart. »Casey … ist sein Zeichen nicht der Apfelbaum?« Nachdem die beiden Bretonen dies bestätigt hatten, fuhr Julius nachdenklich fort: »Das ist kein kriegerisches Zeichen. Ich als Linde weiß, wovon ich rede …«
Eine kurze Gesprächspause entstand, in der sich Baturix nach den Wünschen der Gäste erkundigte. Während er die Getränkebereitete, sprach Cintorix weiter mit seinen Besuchern: »Julius ist eine sehr gute Linde. Wenn Ihr ihn auf die Reise zu den verschiedenen Stämmen mitnehmt, wird er eine große Hilfe sein. Die Häuptlinge werden … bereitwilliger über eure Vorschläge und Argumente nachdenken.«
Es war wiederum der Ältere der Bretonen, der antwortete: »Es würde unserem Vorhaben mehr schaden als nutzen! Wenn einer der Fürsten bemerkt, dass wir versuchen, sie mit Druidenkräften zu beeinflussen, würde die Empörung jede Chance, die Ihr habt, zunichte machen!« Aus seinem Tonfall war herauszulesen, dass der Mann vor allem von seiner
eigenen
Empörung über den Vorschlag sprach.
Doch Cintorix ging nicht darauf ein. »Niemand wird bemerken, dass er beeinflusst wird, wenn Julius nicht
will,
dass es jemand bemerkt.«
Und er hatte recht, zumindest soweit dies Baturix beurteilen konnte. Julius war bei jener Karawane nach Ceum Ceàird der Anführer gewesen. Seine Reden, mit denen er in der Stadt ihre Waren angepriesen hatte, hatten so beeindruckt, dass Baturix schließlich selbst versucht hatte, einige der Handelswaren zu kaufen, bis Julius ihm schließlich unter vier Augen erklärte, dass er seine Kräfte anwendete, um bessere Preise zu erzielen. »Stecke dir Watte in die Ohren!«, war seine Empfehlung gewesen. »Und denk an etwas anderes, solange ich Verhandlungen führe!« Trotz Watte, obwohl er sich auf Frau und Kinder konzentriert hatte, war Baturix kaum in der Lage gewesen, Julius’ süße Stimme aus seiner Wahrnehmung auszuschließen; schließlich hatte er es sich gestattet, an Margit zu denken, und zu seiner großen Beschämung hatte
das
schließlich geholfen.
Schließlich hatte er den beiden Bretonen Bitterbier und Cintorix gewärmten Gewürzmet eingeschenkt. Der Fürst gab ihm mit einem Wink zu verstehen,
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