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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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blinzelte, als er in das helle Licht von Baturix’ Fackel blickte. »Ihr wünscht, Herr?«
    »Der Fürst schickt nach Julius.«
    »Ich hole ihn. Kommt doch herein!«
    Baturix folgte ihm in die Halle, wo Julius’ Leibeigene und freie Knechte auf den Bänken ruhten. Das Lager des Druiden befand sich darüber, auf einem hölzernen Zwischenboden, der über eine Leiter zu erreichen war. Baturix leuchtete dem Mann, während dieser nach oben kletterte und seinen Herrn weckte. Kurz darauf kam Julius’ Gesicht an der Leiter zum Vorschein. »Cintorix will mich?«, fragte er schlaftrunken.
    »Jawohl, Herr. Er hat zwei Briten zu Besuch.«
    Der Druide nickte und verschwand wieder, um sich anzuziehen. Baturix gab dem Leibeigenen die Fackel und machte sich auf den Weg zurück. Es war eine sternklare Nacht, hell genug, um den Weg auch ohne Licht zu finden.
    Er fühlte sich schäbig. Eine der Mägde auf den Bänken in Julius’ Halle hatte strohblondes Haar gehabt, das ihn an seinen Traum erinnerte.
An Margit.
Verärgert darüber, die große Liebe seiner Vergangenheit einfach nicht vergessen zu können, griff er nach einer Hand Schnee und rieb sich damit das Gesicht ein. Die Kälte fühlte sich an wie tausend Nadelstiche, die sich in seine Haut bohrten.
Gut so,
dachte er,
Strafe muss sein.
Margit war schuld gewesen,dass er abgestürzt war. Sie hatte nichts, aber auch absolut
gar
nichts mehr in seinen Gedanken verloren. Stattdessen dachte er an Cintorix, den Mann, dem er sein Leben zu verdanken hatte.
    Cintorix.
    Er würde für immer in der Schuld des Fürsten stehen. Kein anderer Druide suchte im Gefängnis nach Kandidaten für die Innenwelt. Inzwischen hätten sie Baturix zwar längst wieder freigelassen, aber was wäre aus ihm geworden? Mit zwei langen Gefängnisstrafen in seinem Register hätte er niemals einen Job gefunden.
    Aber Cintorix haben die Vorstrafen nicht interessiert. Er hat mir sein Vertrauen geschenkt und eine Frau zur Heirat gegeben. Einem Vorbestraften und einem Germanen obendrein.
    Mit der Heirat war das Ritual der Entwurzelung gekommen, und seitdem war er ein ebenso guter Kelte wie die anderen. Cintorix hatte ihn inzwischen sogar – aus Gründen, über die Baturix nur wilde Spekulationen anstellen konnte – zu seinem Bannerträger gemacht.
    Im Wachraum wartete bereits eine Schubkarre voller Holz. Septus beachtete sie nicht, stattdessen hatte er erneut seine Hühnerknochen hervorgeholt.
    »Siehst du etwas?«, fragte Baturix höflich. Er glaubte nicht an Omen, zumindest nicht an solche, die ohne die Magie eines Druiden zustandekamen.
    Septus runzelte die Stirn. »Vielleicht«, murmelte er geistesabwesend.
    »Geht es darum, wer heute Abend gewinnt?«
    »Ja. Es sieht nicht schlecht aus, aber ich weiß nicht genau, was …« Dann sah er abrupt auf und deutete mit einem Finger auf Baturix. »Ha! Du versuchst, mich auszuhorchen, Germane! Ich sage dir gar nichts!« Entschlossen sammelte er die Knochen wieder ein, um Baturix daran zu hindern, sie zu lesen.
    Hinter ihnen klopfte es, und Julius trat ein. Der hochgewachsene Mann war in einen dicken Pelz eingehüllt, aus dem nur der Kopf und die Hand mit der Fackel herausragten. Auf seiner voneinem grauen Haarkranz umrandeten Halbglatze schmolzen ein paar Schneeflocken. »Guten Abend«, erklärte er.
    »Guten Abend«, erwiderte Baturix. »Wartet einen Moment, ich kündige Euch an.«
    Er nahm die Karre und schob sie durch den Vorraum. An der Tür zur Halle angekommen, stellte er sie ab, klopfte und öffnete die Tür. »Herr, Julius ist hier. Und ich habe frisches Holz für Euer Feuer geholt.«
    »Bitte ihn doch herein.« Das Holz erwähnte Cintorix nicht.
Tu deine Arbeit,
hieß das. Baturix kannte seinen Herrn. Der Fürst schätzte es, wenn seine Befehle befolgt wurden, ohne dass er sie aussprechen musste. Geschickt steuerte er den Schubkarren an Tisch und Stühlen vorbei zum Kamin. Hinter ihm betrat Julius den Raum.
    »Julius«, begrüßte ihn Cintorix, »meine Gäste sind bretonische Druiden aus Kêr Bagbeg. Dies hier ist Fürst Ronan, Stellvertreter des bretonischen Häuptlings sowie der Bruder von Derrien Schattenfeind, und dies hier ist Briand. Meine Herren, dies ist Julius, mein Vertreter.«
    Baturix achtete aufmerksam auf jedes Wort, während er frisches Holz ins Feuer warf – nicht, weil er die Druiden belauschen
wollte,
sondern weil sein Herr es von ihm erwartete. Es schärfte seine Sinne für andere Sprachen, behauptete Cintorix. Wahrscheinlicher war jedoch,

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