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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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bewachen. Quintus der Schmied belegte ihn mit den übelsten Flüchen, die er wortlos über sich ergehen ließ. Magnus, der ihm zwei Nachtwachen schuldete, bedachte ihn mit einem
Was-willst-du-denn-jetzt-noch -
Blick, sagte aber kein Wort. Im Anschluss kehrte Baturix wieder zurück.
    »Der Fürst will mit dir sprechen«, meinte Septus unwirsch, als er in den Wachraum trat. »Los, geh schon, damit wir endlich dieses Spiel zu Ende bringen!«
    Cintorix wartete in seinem Arbeitszimmer, zwei dampfende Krüge Met vor sich auf dem Tisch. »Trink!«, meinte der Fürst zu Baturix’ Überraschung und deutete auf einen der beiden Krüge.
    Dankbar nahm Baturix einen kräftigen Zug von dem Met, der die Kälte aus seinen müden Knochen vertrieb. Dann sah er Cintorix erwartungsvoll an. Der Fürst beachtete ihn jedoch gar nicht, sondern starrte geistesabwesend durch die einen Spalt weit geöffneten Fensterläden in die Dunkelheit draußen.
    Schließlich sah er zu ihm und meinte: »Ich habe einen Auftrag für dich.«
    »Ich stehe Euch zu Diensten, mein Fürst.« Baturix neigte seinen Kopf.
    »Morgen früh bei Tagesanbruch reitest du unter meinem Banner die Weiler ab. Du rufst jeden mit zwölf und dreizehn zu den Waffen, und für je zwei von ihnen einen Mann über vierzig, der den Wachdienst geleistet hat.« Die sanfte, leise Stimme stand im Widerspruch zu den harten Worten, die sie aussprach. »Wenn du zurück bist, wirst du hier im Dorf das Gleiche tun. Sobald sich alle versammelt haben, führst du sie nach Süden und verstärkst die Garnisonen der Grenzkastelle.«
    Baturix spürte, wie er blass wurde. Gaius war dreizehn, Tertius zwölf Jahre alt. Cintorix’ Worte bedeuteten, dass er beide Söhne mit nach Süden nehmen musste. Tapfer schluckte er den Kloß, der in seinem Hals steckte, hinunter und nickte. »Jawohl, Herr.«
    Cintorix lachte leise. »Du warst noch nie gut darin, deine Gefühle zu verbergen.« Er nahm selbst einen Schluck aus seinem Krug. »Aber mach dir nicht zu viele Sorgen um deine beiden Jungen. Es liegt nicht in meiner Absicht, Kinder in den Krieg zu schicken.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Es steht außer Frage, dass der Rat in Dùn Robert die Ratsarmee einberufen wird«, erklärte der Fürst. Es waren merkwürdige Zeiten, wenn sich Cintorix dazu hinreißen ließ, seine Befehle zu erklären. »Bis diese Armee aber nach Süden marschiert«, fuhr er fort, »vergehen noch Wochen und Monate. Bis dahin ist unsere Kindergarnison hoffentlich so weit ausgebildet, dass sie alleine auf die Grenze aufpassen kann.«
    »Und die alte Garnison zieht in den Krieg.« Baturix verstand. Gaius und Tertius würden in Sicherheit sein. Aber Markus …
    »Markus wird wie meine anderen Krieger in den Krieg ziehen.« Wie zuvor las der Fürst sein Gesicht wie ein Buch.
    »Natürlich, mein Fürst. Darf ich den Vätern der Jungen, die ich zu den Waffen rufe, erzählen, was Ihr mir gerade gesagt habt? Sie werden sonst nicht verstehen, warum Ihr ihre Kinder zum Dienst fordert.«
    »Sie brauchen nicht zu verstehen, was ich von ihnen fordere. Sie werden später noch Zeit genug haben, mir zu danken. Nein, diese Informationen bleiben unter uns. Nur Salerix musst du informieren, damit er die Garnison entsprechend vorbereiten kann.« Salerix war der Druide, der die Grenzwacht anführte.
    »Und Eure Gardisten?«
    Der Fürst seufzte. »Du kannst sie informieren, wenn du willst und wenn du denkst, dass sie das für sich behalten können. Das liegt ganz in deiner Verantwortung.«
    Somit liegt der schwarze Peter bei mir … Und
er
weiß, dass
ich
weiß, dass die anderen nicht schweigen könnten …
    Doch Cintorix war noch nicht fertig. Seine Stimme wurde noch leiser, als er weitersprach: »Baturix, ich möchte, dass du die Augen offen hältst, solange du Salerix dienst. Wenn wir mit der Ratsarmee nach Süden reiten, nehme ich dich mit und erwarte einen ausführlichen Bericht über ihn und die Garnisonen.« Damit schickte er ihn fort.
    Im Wachraum war inzwischen auch Magnus erschienen, die Miene ernst und verschlossen wie eh und je. Baturix hatte ihn noch nie besonders leiden können, eine Einstellung, die auf Gegenseitigkeit beruhte. Wortlos rückte der sehnige Mann zur Seite, um ihm Platz zu machen. Baturix fasste für die beiden kurz zusammen, was er in Erfahrung gebracht hatte, jedoch ohne Cintorix’ Begründung zu erwähnen. Währenddessen brachten sie das Spiel zu Ende. Sein letzter Wurf bestand aus fünf Fünfen, der zweitbeste Wurf, den man

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