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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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dass der Rest des Gesprächs nicht für ihn bestimmt war, und so verließ Baturix die Halle.
    »Hat ja ziemlich lange gedauert«, brummte Septus. »Dachte schon, du willst dich vor deiner Niederlage drücken!«
    »Nie.« Baturix griff nach dem Becher und schüttete die Würfel auf den Tisch. Er verlor mit zwei Zwillingen ein paar Sesterzen an Septus’ kleine Reihe. Anschließend gelang ihm nur ein mickriger Zwilling, bei dem er gleich von vornherein ausstieg.
    »Worum geht es eigentlich bei denen?«, fragte Septus, während er würfelte.
    »Der ältere Bretone ist der Bruder vom Schattenfeind, Ronan von Kêr Bagbeg. Sieht so aus, als ob die Waldläufer in der Nähe von Bergen auf einen Haufen Nain gestoßen wären.«
    »Ist einer von deinen Söhnen nicht auf Lykkesella? Da müssten sie doch etwas mitbekommen!« Lykkesella war eines der Grenzkastelle im Süden. Von dort ritten manchmal Patrouillen in das Niemandsland. Es war beinahe ein halbes Jahr her, dass Baturix Markus zuletzt gesehen hatte.
    »Mein Sohn hat das letzte Mal von allem Möglichen erzählt, das sie beobachtet haben: Elche, Hirsche, Wölfe … sogar Bären! Schatten oder Fomorern sind sie bis jetzt zum Glück noch nicht begegnet.«
Und die Götter mögen helfen, dass das auch weiterhin so bleibt!
Der Dienst auf den Wachtürmen war auch ohne Feinde unangenehm genug. »Aber das Niemandsland ist riesig. Was in Bergen passiert, ist eine halbe Ewigkeit von unseren Grenzposten entfernt.«
    »Na, ich hoffe jedenfalls, dass die Jungs da unten ihre Augen schön offen halten.«
    Baturix nickte.
    Zum Glück waren Gaius und Tertius noch zu jung, um mit in den Krieg zu ziehen. Auch bei seinen Töchtern blieb ihm noch ein wenig Zeit, bevor er sich Sorgen machen musste. Sie waren noch nicht in heiratsfähigem Alter.
    Nicht, dass ich auf die Auswahl ihrer Ehemänner Einfluss haben werde …
Baturix machte sich nichts vor: Indem Cintorix ihm Alanna zur Frau gegeben hatte, hatte er ihm eine größere Gnade gewährt, als ihm je zugestanden hätte. Im Gegenzug würde Cintorix seine Töchter ebenfalls mit Männern verheiraten, die zu entwurzelnwaren, wahrscheinlich an irgendwelche Unfreien, die sich im Kriegszug auszeichnen würden.
    Und was war auch dagegen einzuwenden? Selbst wenn der Fürst seine Kinder mit Kriegsgefangenen verheiraten würde, war damit nur ein Anfang dessen bezahlt, was ihm Baturix schuldete. Wenn er dadurch dem Stamm dienen konnte –
    »Du denkst zu viel nach, Baturix!«, knurrte Septus unwirsch. »Überlegst du gerade, wie du mit deinen Germanentricks doch noch gewinnen kannst?«
    »Ich denke an das Wohlergehen des Stammes«, antwortete er wahrheitsgemäß, wohl wissend, wie ironisch das klingen würde.
    »Das Wohlergehen des Stammes? Pah! Würfle lieber, anstatt große Worte zu schwingen!«
    »Das werde ich. Aber du bist an der Reihe.«
    »Was?« Septus rümpfte die Nase und schüttelte geräuschvoll den Becher. Als er unter ihm nach den Würfeln sah, grinste er glücklich, seine Gefühle mehr als offenkundig auf seinem Gesicht. Baturix wusste schon vor dem eigenen Wurf, dass er ihn nicht schlagen würde. Ihm gelang ein ungleicher Zwilling, was gar nicht schlecht war, doch er war vorsichtig genug, um trotzdem aufzugeben. Nachdem sich Septus die Einsätze genommen hatte, stellte Baturix fest, dass das Geld, das er mitgebracht hatte und das sein oberstes Limit für das Würfelspiel war, fast aufgebraucht war. Als Nächstes würde er um einen Wachdienst spielen müssen – worauf Septus schon den ganzen Abend lauerte.
    Die beiden Gardisten sprangen auf, als sich die Tür zum Besprechungszimmer öffnete. Julius trat mit den Bretonen heraus, gefolgt von Cintorix. »Baturix«, meinte dieser, »unsere beiden Gäste werden diese Nacht in Julius’ Haus verbringen. Sieh zu, dass du eine Wache für sie findest. Und wecke gleich einen meiner Gardisten dazu.«
    »Jawohl, Herr.« Baturix sah kurz in das wettergegerbte Gesicht des Älteren der beiden Bretonen, der seine Augen misstrauisch zusammengekniffen hatte, sowie in das blasse Gesicht des Jüngeren mit dem gepflegten Schnurrbart und verbeugte sich. Dabei versuchteer, den unwürdigen Gedanken zu verdrängen, wie gut ein Cowboyhut, ein Staubtuch und ein lautes »Yeeee-ha« zu dem Jüngeren passen würde.
    Über sich selbst den Kopf schüttelnd, machte er sich auf, zwei unglückliche Männer aus ihren Betten zu scheuchen, um dafür eine kalte Nacht lang mit dem Speer in der Hand die Häuser anderer Leute zu

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