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Schattenkuss

Schattenkuss

Titel: Schattenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Loehnig
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verbreiten. Oder?«
    Er blickte ihr in die Augen und sie sah, dass er verstand, was sie eigentlich hatte sagen wollen: Gefahr in Verzug, Papa. Das Lächeln, das folgte, war irgendwie traurig. Als dachte er, wenn es sich so entwickelt, dann kann ich es nicht verhindern.
    Als der Wagen um die Ecke bog, kehrten sie ins Haus zurück. Steffi verschwand oben im Badezimmer.
    Lena, die eigentlich die Küche aufräumen sollte, ging in ihr Zimmer. Steffi konnte auch mal einen Handschlag im Haushalt tun. Kurz nach halb elf packte Lena Badesachen, Camcorder und etwas Proviant in den Fahrradkorb und stieg dann die Treppe hinauf, um Steffi Bescheid zu sagen.
    Ihre Mutter hatte Lockenwickler im Haar, ein sorgfältiges Make-up im Gesicht und besprühte sich gerade ausgiebig mit Mania, als Lena eintrat. Sie fragte nicht. Sie wollte die Antwort nicht hören. Nur ein Idiot hätte nicht verstanden, dass sie sich mit Sternberg traf. Vielleicht war das kindisch, trotzdem verzichtete Lena darauf, ihrer Mutter zu sagen, dass sie mit Florian verabredet war.
    Als sie Omas Rad aus der Garage holte, stand plötzlich Steffi neben ihr. »Darf ich fragen, was du vorhast?«
    »Darf ich fragen, was du vorhast?«, konterte Lena.
    »Das geht dich nichts an.«
    »Das sehe ich genauso!« Lena schwang sich auf das Rad und fuhr los. Erst als sie den Wald erreichte, den sie durchqueren musste, um zum See zu gelangen, bemerkte sie, dass sie zitterte. Vor Wut.
    Zehn Minuten später erreichte Lena den See und hielt Ausschau nach dem Steg. Sie fand ihn nach kurzer Suche. Florian war schon da. Allerdings nicht allein. Ein Junge, den Lena nicht kannte, war bei ihm. Er war groß. Blonde Haare hingen ihm verwuschelt ins Gesicht. Sein sehniger Körper steckte in übergroßen Badeshorts.
    »Hallo Lena. Das ist Daniel, mein bester Freund. Daniel, das ist Lena.«
    »Hi.« Daniel musterte sie und natürlich blieb sein Blick an der Narbe hängen und natürlich schnellte Lenas Hand ganz automatisch hoch, um sie zu verdecken. Was für ein Scheißtag! Aus dem Korb holte sie ihr Handtuch, legte es auf den Steg und entdeckte neben Florian und Daniel ein weiteres Handtuch. Darauf lag ein Bikini. Anscheinend war Daniel mit seiner Freundin gekommen.
    Lena streifte Shorts und T-Shirt ab. Den Bikini hatte sie schon daheim daruntergezogen. Diese Rumturnerei unterm Badetuch beim Klamottenwechsel war ihr zu umständlich.
    Was sie jetzt dringend brauchte, war Abkühlung. Mit einem Kopfsprung hechtete sie vom Steg ins Wasser und schnappte sofort nach Luft. Es war eiskalt. Logisch, eigentlich. Ein Gebirgssee war schließlich nicht das Mittelmeer. Sie schwamm bis zur Boje in der Seemitte, bevor sie umkehrte, und beruhigte sich dabei. Bewegung tat ihr immer gut. Als sie den Steg wieder erreichte, war die schlechte Laune verflogen. Sie freute sich über den strahlend schönen Tag, das klare Wasser und Florian, der auf den Planken saß und ihr die Hand reichte, um ihr aus dem Wasser zu helfen. »Ganz schön kalt, oder? Ich hatte keine Zeit, dich zu warnen, so schnell warst du weg. Ist alles okay?«
    »Klar.« Lena griff nach dem Badetuch und trocknete sich ab.
    Florian zuckte mit den Schultern. »Du bist ja vorhin ganz schön unter Strom gestanden … Sah jedenfalls so aus.«
    Daniel war in der Zwischenzeit bis zum Sprungturm geschwommen und kehrte nun zurück. Ein Mädchen schwamm an seiner Seite.
    Lena genoss die Wärme auf ihrer Haut und Florians Aufmerksamkeit und Interesse. Trotzdem wollte sie nicht mit ihm über die Probleme ihrer Eltern sprechen. Und schon gar nicht über ihre Angst, die beiden könnten sich trennen. »Stimmt. Aber jetzt ist alles wieder okay.« Sie lächelte ihn an und er erwiderte das Lächeln und vertrieb damit den letzten Rest Kälte aus ihrem Körper.
    Wasser klatschte an den Steg. Zuerst erschien Daniels Kopf, dann sein Körper. Er schwang sich auf die Plattform, reichte dem Mädchen, das eben noch neben ihm geschwommen war, seine Hand und half ihr hinauf.
    Wow! Ist die hübsch, dachte Lena und fühlte sich schlagartig wie Aschenputtel. Groß, schlank, gebräunte Haut, Katzenaugen, lange Haare, aus denen das Wasser lief. »Hallo. Du bist also Lena. Ich bin Rebecca, Daniels Schwester.« Sie griff nach dem Handtuch, um sich abzutrocknen.
    Lena begrüßte sie und holte die Kekse aus dem Korb. Sie hatte Hunger und ließ die Packung herumgehen. Rebecca nahm unterdessen auf ihrem Handtuch Platz, trocknete sich ab und cremte dann Arme, Beine und Bauch ein.

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