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Schattenkuss

Schattenkuss

Titel: Schattenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Loehnig
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»Alles heil, wie es scheint! Und danke«, Colonel Brandon, fügte sie in Gedanken hinzu.
    Als sie heimkam, waren Steffi und der Laptop weg. Ein Zettel lag auf dem Tisch. Bin bei Sternberg in der Kanzlei. Alles klar!
    Becky verputzte ein Schälchen Gourmetperle, nicht ahnend, was ihr entgangen war. Zufrieden schnurrend ließ sie sich von Lena streicheln und verschwand dann im Garten.
    Gegen sieben deckte Lena den Tisch auf der Terrasse. Als Steffi um acht Uhr noch immer nicht da war, begann Lena zu essen und um neun räumte sie den ganzen Kram in den Kühlschrank. Gnadenlos dämliche Idee, Steffi den Laptop zu leihen.

12
    Als Lena am nächsten Morgen aufwachte, hätte sie am liebsten losgeheult. Vielleicht bekam sie ja ihre Tage! Obwohl die eigentlich noch nicht dran waren. Jedenfalls fühlte sie sich richtig mies. Passte zu dem, was Steffi ges­tern Abend zu ihr gesagt hatte. Wie hatte sie sie noch gleich genannt? Anstrengend.
    Nachdem Lena das Abendessen in den Kühlschrank geräumt hatte, war sie in der Küche sitzen geblieben. Tom hatte angerufen und war enttäuscht gewesen, dass Steffi schon zu Bett gegangen war.
    Sie hatte für ihre Mutter gelogen!
    Es war dämmrig geworden und dann dunkel, während Lenas Gedanken um ihre größte Sorge kreisten: Steffi betrügt Tom. Meine Eltern werden sich trennen. Eine lähmende Angst hatte von ihr Besitz ergriffen, bis kurz nach Mitternacht Steffi nach Hause gekommen war. Das Dröhnen von Sternbergs Porsche klang bis in die Küche und riss Lena aus ihrer Erstarrung. Kichern und Geflüster vor der Haustür, dann drehte sich der Schlüssel im Schloss und Steffi schlich auf leisen Sohlen herein.
    Im Dunkeln huschte sie in die Küche – und zuckte zusammen, als sie das Licht einschaltete und Lena dort sitzen sah. »Tom hat angerufen. Ich soll dich schön grüßen. Als er gefragt hat, wo du bist, habe ich gesagt, du liegst schon im Bett. Was ja wohl hoffentlich gelogen war!«
    Steffi stieß einen dieser tiefen Seufzer aus, mit denen sie signalisierte, dass sie absolut keine Lust auf irgendwas hatte. In diesem Fall keine Lust auf eine Diskussion über ihr Liebesleben oder eheliche Treue. Schon klar! Aus dem Kühlschrank nahm sie eine Flasche Mineralwasser und trank in großen Schlucken.
    Aber hallo! Was war das? Die Hüterin des guten Benehmens brach alle Regeln. Warf ihre Mutter jetzt alles, was ihr wichtig war, über Bord? Lena hatte das Gefühl, auf Treibsand zu gehen und langsam zu versinken. »Du warst doch hoffentlich nicht mit diesem widerlichen Schleimer im Bett? Sag, dass das nicht wahr ist!«
    Der Deckel knirschte, als Steffi ihn auf die Flasche schraubte. »Du bist momentan verdammt anstrengend!«
    Ohne ein weiteres Wort hatte sie den Kühlschrank geschlossen und die Küche verlassen. Sprachlos war Lena sitzen geblieben und dann irgendwann ins Bett gegangen.
    Noch bevor Steffi aufstand, packte sie ihre Badesachen, schaltete das Handy aus und radelte zum See. Unterwegs besorgte sie sich in der Bäckerei ein belegtes Brötchen fürs Frühstück und im Il Cappuccino einen Milchkaffee zum Mitnehmen.
    Der See lag ruhig vor ihr. Keine Menschenseele weit und breit. Ein paar Blesshühner schwammen vorbei, ein Flugzeug kratzte einen weißen Streifen in den Himmel, irgendwo bellte ein Hund. Steffis Schweigen war so gut wie eine Antwort gewesen. Sie stellte das Denken ein, sonst hätte sie angefangen zu heulen.
    Als die Sonne höher am Himmel stand, schwamm sie bis zum anderen Ufer und zurück und schlief dann auf dem Steg ein.
    Am Nachmittag kam Rebecca und später Florian. Wie die beiden sich anschmachteten, das ertrug Lena zwei Stunden, bis sie es keine Sekunde länger aushielt und sagte, sie müsse nach Hause, ihrer Mutter helfen. Nach Hause. Vielleicht gab es das bald nicht mehr.
    Lena radelte an der verfallenden Villa vorbei, an Feldern und Wiesen. Die Fahrt wurde immer anstrengender, als ginge es heute steiler bergan. Erst als sie schon auf der Felge fuhr, wurde ihr klar, dass der Hinterreifen platt war. Super! Sie stieg ab. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als zu schieben. War vielleicht besser so, dann kam sie später heim. Sie hatte ungefähr so viel Lust, Steffi zu begegnen, wie einem Alien.
    Ein Wagen näherte sich, wurde langsamer und stoppte. Lena erkannte Florians Vater. Benno ließ das Fenster herunter. »Hallo Lena. Kann ich helfen?«
    »Heute ist irgendwie nicht mein Tag. Der Reifen ist platt. Wenn Sie vielleicht das Rad mitnehmen könnten?«
    »Und dich

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