Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenkuss

Schattenkuss

Titel: Schattenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Loehnig
Vom Netzwerk:
Irgendwas mit Schokolade.«
    Das Handy auf dem Couchtisch begann, eine Melodie zu spielen. Clara nahm das Gespräch an. Sorgenfalten erschienen auf ihrer Stirn. »Ja, gut. Ich komme.« Sie legte auf und erhob sich. »Mein Sohn hat sich beim Fußball verletzt. Ich muss los. Mutter im Einsatz. Manchmal hätte ich gerne ein Blaulicht.«
    Lena packte ihre Sachen zusammen. Gemeinsam mit Clara ging sie durchs Treppenhaus nach unten. Vor der Tür blieb Clara stehen und reichte Lena die Hand. »Du hast mich nicht gefragt, ob ich glaube, dass es Ulrike gut geht.«
    »Und? Denken Sie das?« Mist, dass sie den Camcorder schon verstaut hatte.
    »Ich denke, sie ist tot. Jemand hat sie umgebracht.«
    »Was?«
    »Weil sie sich nie bei mir gemeldet hat. Kein Brief, kein Anruf und auch keine dieser ominösen Postkarten, die sie angeblich schreibt.«

11
    Während der Busfahrt zurück nach Altenbrunn dachte Lena über Claras Äußerung nach. Zuerst Florians Uroma und nun auch Clara. Zwei Menschen dachten, Ulrike sei tot, und Clara glaubte sogar, jemand habe sie umgebracht. Aber diese Vermutung beruhte allein auf der Tatsache, dass Ulrike sich nie bei Clara gemeldet hatte. Sympathisch war Clara Lena mit ihrer harschen Art nicht gewesen. Aber Lena hatte doch gemerkt, wie viel ihr an Ulrike lag. Vielleicht sogar mehr als Ulrike an Clara. Wollte sie das vielleicht nicht wahrhaben und befürchtete nun das Schlimmste? Oder hatte sie vielleicht recht?
    Der Bus fuhr durch eine enge Kurve, streifte beinahe eine Felswand. Ein Bach plätscherte Richtung Tal.
    Weshalb hatte Steffi Clara nicht erzählt, dass ­Mike mit Ulrike Schluss gemacht hatte? Selbst wenn Ulrike es ihr nicht gesagt hatte, Tante Marie hatte es ganz sicher getan, schließlich war das der Grund, weshalb Ulrike davongelaufen war. Jedenfalls der hauptsächliche. Angeblich.
    Auf dem Heimweg von der Busstation machte Lena einen Abstecher zu Tante Marie. Die Werkstatt war geschlossen und auch ihr Auto stand nicht da. Pech gehabt.
    Daheim, in Omas Haus, traf Lena Steffi an. Sie saß am Küchentisch, der mit Aktenordnern und Papierstapeln bedeckt war, und schrieb Briefe auf Omas Schreibmaschine.
    »Soll ich dir meinen Laptop leihen?«
    Steffi sah auf. »Das ist lieb von dir. Aber ohne Drucker nützt er mir nichts.«
    Das stimmte allerdings.
    »Obwohl, ich könnte die Briefe in der Kanzlei ausdrucken. Den einen hier mache ich aber noch fertig.«
    Na toll! Lena, du bist eine doofe Kuh! Lieferst ihr auch noch einen Grund, sich mit Sternberg zu treffen. Aber nun war es zu spät: Wenn sie jetzt einen Rückzieher machte, würde Steffi ihr das übel nehmen und keine Antworten auf die Fragen geben, die Lena keine Ruhe ließen. Also entschloss sie sich, ihr Angebot vorerst aufrechtzuerhalten, und setzte sich. »Clara denkt, die Postkarten sind gefälscht und Ulrike sei tot.«
    Steffi seufzte. »Clara also auch noch«, sagte sie müde.
    »Sind die Postkarten eigentlich jemals von der Polizei untersucht worden?«
    »Natürlich.« Da Steffis Eltern sich nicht sicher gewesen waren, ob die ersten beiden Karten wirklich von Ulrike stammten, hatten sie sie gleich nach ihrem Eintreffen bei der Polizei in Weilheim vorgelegt, die für den Fall zuständig gewesen war. Auch die Vermisstensache hatte man dort bearbeitet. Sie war kurz zuvor eingestellt worden. Nur Tage nach Ulrikes achtzehntem Geburtstag. »Der Ermittler verglich die Handschrift auf den Karten mit der in Ulrikes Schulheften. Er war absolut sicher, dass sie die Karten geschrieben hatte. Es gab keinen Hinweis auf ein Verbrechen und damit auch keinen Grund, ein Gutachten eines Experten anzufordern und die Vermisstensache wieder aufleben zu lassen, sagte man uns damals.«
    »Na, prima. Und damit haben Oma und Opa sich abspeisen lassen?«
    »Der Mann war Kriminalhauptkommissar, ein erfahrener Ermittler und kein Kaffeesatzleser, Lena.«
    »Was also bedeutet, dass Oma und Opa nichts weiter unternommen haben, außer zu hoffen, dass Ulrike zurückkommt.«
    Mit dem Mittelfinger massierte Steffi wieder einmal die Falte an der Nasenwurzel. »Sie haben ihre ganzen Ersparnisse in die Suche nach Ulrike investiert. Aber auch der Privatdetektiv, den sie engagiert haben, konnte sie nicht finden. Vermutlich hätte er mehr Zeit gebraucht, aber das Geld ging irgendwann aus. Meine Eltern wollten eine Hypothek auf das Haus aufnehmen, um die Suche weiter finanzieren zu können. Da hat die Bank allerdings nicht mitgespielt.«
    Okay. Anscheinend waren Oma und Opa

Weitere Kostenlose Bücher