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Schattenkuss

Schattenkuss

Titel: Schattenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Loehnig
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Rebecca und er wollten nach München fahren. Ob sie Lust hatte mitzukommen? Lena hatte sich für die Einladung bedankt und unter einem Vorwand abgelehnt. Nachdem Daniel ihr geholfen hatte, das Rad zu reparieren, hatte er sich getrollt.
    Im Wald war es schattig und kühl. Lena ging weiter, bis sie das Gartentürchen entdeckte, das offen stand. Genau wie Benno gesagt hatte.
    Sie lehnte Omas Rad an einen Apfelbaum und folgte dem Pfad aus niedergetretenem Gras, der sich durch die kniehoch gewachsene Wiese bis hinter das Haus schlängelte.
    Über dem Wald stand orangerot die Sonne, bald würde es dämmrig werden. Der Duft nach Margeriten und Hahnenfuß, nach wilden Rosen und Jasmin erfüllte den Garten.
    Um des lieben Friedens willen hatte Lena Steffi, bevor sie losgefahren war, eine SMS geschickt. Sie sei mit Freunden unterwegs. So ganz gelogen war das ja nicht. Plural statt Singular.
    Lena bog um die Hausecke und blieb zögernd stehen. Ihr Herz klopfte plötzlich bis zum Hals. Benno war schon da. Er saß auf einer bunten Decke auf der Wiese und deckte den Tisch. Genauer gesagt, nahm er Gläser und Teller aus einem Korb und platzierte sie auf einem weißen Tuch, das er im Gras ausgebreitete hatte. Als er sie bemerkte, stand er auf, kam auf sie zu und nahm sie ganz selbstverständlich in den Arm. Es fühlte sich gut an.
    »Schön, dass du gekommen bist. Ich hatte schon Angst …« Der Blick aus seinen Augen war warm und wirkte erleichtert. Benno strich ihr das Haar aus dem Gesicht. »Hoffentlich magst du italienische Vorspeisen und hoffentlich zerstechen uns die Mücken nicht.«
    »Wow! Das sieht toll aus.« Ganz schön romantisch!
    Kristallgläser und Silberbesteck. Stoffservietten und Porzellan. Ein Weinkühler voller Eiswürfel. Plastikschälchen mit Antipasti. Oliven, Thunfisch, Zucchini, Auberginen, Pilze, Salami und Parmaschinken. Dazu frisches Baguette.
    Sie setzten sich nebeneinander auf die Decke. Mit einem raschen Blick stellte Lena fest, dass man diesen Teil des Gartens vom Weg aus nicht einsehen konnte. Benno schenkte Wein ein, verdünnte ihn mit Mineralwasser und fing an, sie mit Köstlichkeiten zu füttern.
    Während sie so dasaßen, sich unterhielten und Wein tranken, der Lena schnell zu Kopf stieg, glaubte sie einmal, das ferne Klingeln von Glöckchen zu hören. Es kam ihr bekannt vor, doch sie konnte es nicht einordnen.
    »Noch eine Olive?« Benno schob sie ihr in den Mund.
    »Ich platze gleich.« Lena lachte und ließ sich rücklings auf die Decke fallen. Weiße Wölkchen zogen über den Himmel, der langsam dunkler wurde. Die Sonne war schon hinter dem Wald versunken und als blasse, kaum wahrnehmbare Sichel stand der Mond am Abendhimmel. Irgendwo zirpte eine Grille. Benno beobachtete sie, trank einen Schluck Wein. Irgendwie sah er traurig aus, unglücklich. Daheim wartet niemand auf mich, hatte er ges­tern gesagt. Er war einsam inmitten seiner Großfamilie. »Du siehst so unglücklich aus.«
    »Ich? Jetzt?« Benno stellte das Glas weg. »Nein. Jetzt bin ich absolut glücklich. So glücklich wie schon sehr lange nicht mehr.«
    »Mit deiner Frau … mit ihr bist du nicht glücklich?«
    Er legte sich neben sie. Hielt eine Weintraube über ihren Mund. Lena schnappte sie sich.
    »Vielleicht habe ich zu viel Zeit in der Schreinerei verbracht, vielleicht ist es aber auch der Alltagstrott, der die Liebe wie zwischen Mühlsteinen zermalt, bis sie zu Staub geworden ist. Petra geht mir schon lange aus dem Weg. Sie besucht tausend Kurse, nur um nicht daheim zu sein. Yoga, Seidenmalerei, Lesekreis, Makramee, Töpfern. Momentan ist es Pilates. Ich glaube sie hat nichts ausgelassen. Als wir geheiratet haben … da war es anders.«
    Lena erinnerte sich, wie Florian davon erzählt hatte, dass seine Eltern gegen den Willen von Bennos Mutter geheiratet hatten. Das war so romantisch, wie in einem dieser alten Shakespeare-Stücke. Aber eigentlich hatte Lena keine Lust, weiter mit Benno über seine Frau zu sprechen. Es machte ihr ein schlechtes Gewissen und das war das Letzte, was sie im Moment haben wollte. Sie wusste ja selbst nicht einmal genau, was sie hier eigentlich tat. Mit Benno im Garten der alten Villa zu sitzen, war aufregend und gefährlich und verstieß gegen alle Regeln von Moral und Benimm, so viel stand fest. Aber es war auch verlockend und neu. Der reinste Gefühlssalat.
    Etwas kitzelte an Lenas Nase. Mit einem Grashalm fuhr Benno darüber. »Diese ruhige Art, die du hast … die mag ich ganz besonders an

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