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Schattenkuss

Schattenkuss

Titel: Schattenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Loehnig
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der Scheiß? Glaubte irgendein Idiot tatsächlich, er könnte ihr Angst machen?

16
    Kurz vor Mitternacht kam Lena nach Hause. Steffi konnte es nicht bemerken, denn sie war nicht da.
    Lena ging ins Bad und dann zu Bett. Als sie das Handy ausschaltete, entdeckte sie Steffis SMS. Bin bei Tante Marie. Wir kochen. Wenn du Lust hast, komm dazu.
    Okay, Mama war bei Tante Marie. Vermutlich keine Lüge, denn die würde ziemlich leicht auffliegen.
    Im Bett war es warm und gemütlich. Lena dachte an Benno, an diesen traumhaften Abend, an die Zärtlichkeiten, an die Gespräche, den Duft von Jasmin und Rosen. Es war so schön gewesen. Auch wenn eine Beziehung zwischen ihnen unmöglich war. Eine Million Gründe. Plus einen: In spätestens zwei Wochen würde Lena zurück nach Stuttgart fahren. Spätestens dann würde diese … Affäre? … Verliebtheit? … ein natürliches Ende erleben. Bis dahin aber … W enn du es auch willst … ihr erstes Mal … Benno war ein Mann. Kein ungeschickter Junge. Vielleicht wäre er genau der Richtige für das erste Mal. Keine peinliche Rumstocherei , wie Jessica das genannt hatte.
    Bis sie einschlief, wirbelten Bilder durch ihren Kopf. Bennos traurige Augen, seine Lippen, das Grübchen am Kinn, das auch Florian hatte. Florian! Petra! Lass die Finger von ihm, vergiss das Ganze so schnell wie möglich, dachte Lena. Doch irgendwie würde das nicht gehen. Das spürte sie.
    Als sie am nächsten Tag aufstand, war es bereits kurz vor elf. Noch im Schlafanzug ging Lena in die Küche. Steffi war schon weg, hatte aber auf dem Tisch eine Nachricht hinterlassen, dass sie einen Termin beim Nachlassgericht habe und am späten Nachmittag wieder in Altenbrunn sein würde.
    Lena machte sich Frühstück und fütterte Becky. Das würde auch noch ein Problem werden. Wie sollte sie Steffi überzeugen, die Katze mit nach Stuttgart zu nehmen? Lena seufzte. Das würde nicht einfach werden.
    Um sich auf andere Gedanken zu bringen, beschloss sie, das Filmprojekt weiter voranzubringen. Nach dem Frühstück ging sie nach oben, duschte und schlüpfte in Ulrikes Klamotten, denn sie hatte das Gefühl, dass dieser Look die Erinnerungen ihrer Gesprächspartner förderte. Dann stopfte sie den Camcorder in den Rucksack und machte sich auf den Weg zu Tante Marie.
    Sie saß im Hof vor ihrer Werkstatt in der Sonne, trank einen Becher Kaffee und rauchte. Als sie Lena auf sich zukommen sah, stieß sie den Rauch aus. »Grüß dich, Ulrike«, sagte sie todernst, sog an der Zigarette und legte sie im Aschenbecher ab, der neben ihr auf der Bank stand. Dann zwinkerte sie Lena zu. »Das wird lustig, wenn ihr beide euch kennenlernt.«
    »Wieso?« Lena schob den Aschenbecher beiseite und setzte sich. »Kommt sie? Hat Steffi sie gefunden?«
    »Noch nicht. Aber jetzt kann es nicht mehr lange dauern.« Tante Marie griff über Lenas Beine hinweg nach der Zigarette.
    »Habe ich etwas verpasst?«
    »Steffi hat einen Privatdetektiv in Barcelona engagiert. Vor zwei Jahren hat Ulrike dort in einem Kaufhaus gejobbt. Das ist schon mal ein guter Anhaltspunkt. So viele Kaufhäuser gibt es nicht. Ihre Daten stehen in irgendeiner Personalakte. Die muss er finden und dann wird er beginnen, an diesem Fädchen zu ziehen, bis er am Ende bei Ulrike ankommt.«
    Klang vernünftig. Lena holte den Camcorder aus dem Rucksack. Tante Marie verzog das Gesicht. »Schon wieder Inquisition?«
    Auf dem Weg hatte Lena sich eine Taktik zurechtgelegt: Überrumpelung. Sie schaltete den Camcorder ein und wandte sich Tante Marie zu. »Wusste Steffi echt nicht, dass ­Mike mit Ulrike Schluss gemacht hat?«
    Tante Marie verschluckte sich am Zigarettenrauch und hustete. »Vielleicht sollte ich das Rauchen doch langsam reduzieren.« Sie drückte die Zigarette im Aschenbecher aus und blickte dann in die Kamera. »Sagt sie das?«
    »Ich bin noch nicht dazu gekommen, sie zu fragen. Jedenfalls hat sie Clara nichts davon gesagt. Und mir hat sie ja auch erzählt, Ulrike sei wegen der schlechten Noten abgehauen.«
    »Was ja nicht ganz falsch ist.« Tante Marie runzelte die Stirn. »Drehst du nun eigentlich einen Film über Ulrike oder über ihr Verschwinden?«
    Was sollte das jetzt? »Weshalb fragst du?«
    »Weil du dein Projekt bisher auf diesen einen Aspekt reduziert hast. Weißt du eigentlich, dass Ulrike …
    »… die Jugendgruppe im Dorf gegründet hat.« Lena seufzte genervt. »Ja, weiß ich. Ist dir inzwischen eingefallen, wie ich diesen ­Mike finden könnte?«
    Tante Marie

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