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Schattenkuss

Schattenkuss

Titel: Schattenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Loehnig
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verzog Florians Großmutter den Mund. »Ist dir noch nicht aufgefallen, dass sie völlig verwirrt ist? Und jetzt schau, dass du nach Hause kommst«, herrschte sie Lena an.
    »Aber …«
    »Du sollst dich schleichen, hab ich gesagt!«
    Die alte Frau wimmerte leise und auch Lena war bei dem plötzlichen Ausbruch zusammengezuckt.
    »Und außerdem sag ich dir eins.« Babette Leitners Augen bekamen einen metallischen Schimmer, ihr Mund wurde zu einem Strich. »Glaube nur nicht, dass ich nicht weiß, was da zwischen dir und Benno läuft.«
    »Was?«
    »Du sollst deine dreckigen Pfoten von meinem Sohn lassen! Schämen solltest du dich, einen verheirateten Mann zu verführen.«
    Oh Gott! War das peinlich! Lena verschlug es die Sprache, während gleichzeitig eine heiße Röte in ihr Gesicht stieg. Sie drehte sich um und rannte, so schnell sie konnte, zwischen den Büschen hindurch zurück auf Omas Grundstück. Die durchdringende Stimme von Babette Leitner hallte in ihren Ohren nach. Der Schreck saß ihr in allen Gliedern. Wie eine Spinne im Netz belauerte die alte Frau ihren Sohn. Vermutlich ging sie nicht nur an sein Handy, sondern durchwühlte auch noch seine Post und spionierte ihm hinterher, als sei er acht Jahre alt. Das war ja echt krank. Als Lena durch das versteckte Türchen trat, erstarrte sie.
    Tom stand auf der Terrasse!
    Vermutlich hatte das halbe Dorf Babette Leitners Geschrei gehört, ganz sicher jedenfalls ihr Vater. Trotzig erwiderte Lena seinen fassungslosen Blick. Na und? Sie war alt genug, selbst zu entscheiden, was gut für sie war.
    »Sag bitte, dass das nicht wahr ist.« Er klang enttäuscht und müde, als habe er all seine Kraft in endlosen Gesprächen mit Steffi verbraucht und keine Energie mehr übrig für weitere Konflikte.
    »Sorry, wenn ich dich enttäusche.« Trotz schwang in Lenas Stimme mit, ebenso Empörung und auch eine Spur Scham. Das Gefühl, sich verteidigen zu müssen, ließ die Zwischentöne schwinden und fegte ihre eigenen Zweifel beiseite. »Es ist wahr. Ich liebe Benno und er liebt mich!«
    »Das kann doch nicht wahr sein!« Tom schüttelte den Kopf und sank auf die niedrige Mauer, die die Terrasse umgab. »Ich glaube es einfach nicht. Meine Tochter liebt einen Mann, der ihr Vater sein könnte und der Frau und Kind hat.« Er stützte den Kopf in die Hände.
    »Tja, so ist es aber!«, entgegnete Lena trotzig.
    »Du hast doch hoffentlich nicht …« Tom sprang auf. »Den Kerl mache ich fertig! Hast du mit ihm geschlafen?« Jetzt schrie er. Und das tat er selten.
    »Verdammt! Ich will wissen, ob du ihm geschlafen hast!«
    »Das geht dich nichts an!« Auch Lena brüllte jetzt.
    »Was? Das geht mich also nichts an!«
    Steffi trat aus der Küche auf die Terrasse. »Was ist denn hier los?«
    »Unsere Tochter hat allem Anschein nach eine Affäre mit Benno Leitner.«
    »Wie bitte?« Fassungslos starrte Steffi von Lena zu Tom und zurück. Ihr Teint wurde eine Spur heller. »Das ist doch ein Scherz, oder? Lena, ich bitte dich, sag, dass das ein Scherz ist! Er könnte dein Vater sein. Und er ist verheiratet.«
    »Ihr wiederholt euch!« Lena stürmte an ihren Eltern vorbei in die Küche. Doch Tom eilte ihr nach, packte sie mit festem Griff an der Schulter und drehte sie zu sich um. »Wohin willst du?«
    Sie hatte keine Ahnung, wohin sie wollte, und machte sich los. »Zu Benno ins Bett!«
    Toms Ohrfeige traf sie unvermittelt.
    Er starrte sie für eine Sekunde ebenso bestürzt an wie sie ihn, dann machte Lena auf dem Absatz kehrt und rannte aus der Küche in ihr Zimmer.
    »Du wirst ihn nicht wiedersehen. Ist das klar? Und du verlässt das Haus vorerst nicht!«, rief Tom ihr hinterher.
    Drehte er jetzt völlig durch? Schläge und Hausarrest!
    Sie knallte die Tür hinter sich zu, konnte die Tränen nicht länger zurückhalten und schluchzte auf. Nachdem sie ein paar Minuten einfach nur geheult hatte, fasste sie einen Entschluss. Sie würde jetzt Benno anrufen, egal, wer den Anruf entgegennahm. Genau in dem Moment, als sie das Handy aus der Tasche zog, begann es zu klingeln. Benno!
    »Hallo Liebes. Sehen wir uns heute Abend in der alten Villa?«
    Lena schniefte. »Können wir uns nicht sofort treffen? Wo bist du denn jetzt?«
    »Noch in der Schreinerei. Aber ich mache mich selbstverständlich sofort auf den Weg, wenn du mich so sehr vermisst.« Seine Stimme klang neckend und liebevoll.
    Lena atmete auf. Gut, dass Benno noch nicht losgefahren war. Tom würde sicher zuerst ins Nachbarhaus gehen, falls er

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