Schattenlord 1 - Gestrandet in der Anderswelt
du Untier? Du kannst sie haben! Wärst nicht das erste Dreckstück, das ich fertigmache!«
Der Mordag konnte nicht schnell genug reagieren; er wurde von dem Angriff völlig überrascht, sodass er nicht einmal mit einem Muskel zuckte.
Zoes rechte Hand schoss vor, und dann trieb sie den stiftdünnen Absatz mit voller Wucht, in der alle aufgestaute Wut und Frustration lagen, in die ungeschützte, nachgiebige, weiche Augengrube, schlug ihn auf voller Länge von zwölf Zentimetern bis zum Anschlag hinein.
Sie fiel rückwärts in den Sand, als der Mordag aufschrie und gepeinigt den Kopf hin und her warf, während er sich augenblicklich wieder unter die Erde zurückzog.
»Mein Schuh!«, beschwerte sich Zoe, starrte auf die verbliebene linke Fußbekleidung und schleuderte sie dann fort. »Was soll’s, in der nächsten Saison wäre er sowieso out gewesen.«
Sie rappelte sich auf, klopfte sich den Sand ab und bemerkte dann die Stille um sich herum. Sie hob den Kopf, sah sich umringt von fassungslosen Menschen mit offenen Mündern, die sie sprachlos anstarrten. »Was ist?«
»D… du bist der Wahnsinn, Zoe«, stieß Milt hervor, schloss sie in die Arme und presste seinen Mund auf ihre Wange.
»Die ist noch verrückter als Laura«, konstatierte Jack kopfschüttelnd.
16
Die noch
übrig sind
Z oe konnte anschließend, als es ihr zum Bewusstsein gekommen war, nicht erklären, was über sie gekommen war. Sie hielt sich für ernsthaft suizidgefährdet und geistig umnachtet. Laura fiel nichts dazu ein, außer sie ebenfalls in den Arm zu nehmen.
»Ist es jetzt endlich vorbei?«, fragte jemand bang.
»Ich glaube schon«, antwortete Jack. »Wenn sie immer noch nicht genug haben, sind sie dümmer als Amöben.«
»Die haben sich jedenfalls mit den Falschen angelegt«, stellte Rimmzahn fest. Andere beglückwünschten Milt, Jack, Cedric und die anderen, die überlebt hatten, für ihren Mut zur Verteidigung.
»Nicht alle hatten so viel Glück wie wir«, sagte Andreas leise. »Und sechs von uns sind verschleppt worden.«
Karys winkte ab. »Der Nordire ist bei ihnen, das ist ein Hansdampf in allen Gassen. Wie heißt der überhaupt?«
»Ich glaube, Finn«, sagte jemand.
»Wie passend! Und jetzt lasst uns das Schlachtfeld ansehen, vielleicht hat ja noch jemand überlebt.«
Wie in einer Prozession bewegten sie sich auf das ehemalige Lager zu. Angela wollte ihren Kindern befehlen zurückzubleiben, doch diese weigerten sich. Sie hatten gesehen, wie jemand bei lebendigem Leibe verschlungen wurde, Blut und Gemetzel und Gewalt, da fehlte nichts mehr. Sie mussten wissen, wie es geendet hatte.
»Da ist was dran«, sagte Felix. »Es ist gewiss leichter zu verarbeiten, wenn es einen Abschluss findet.«
Ein wüstes Chaos erwartete sie. Sechs Mordag-Leichen türmten sich auf, und dazwischen lagen tote Menschen und Kamelpferde.
»Sucht nach Wasser und Essbarem!«, ordnete Jack an. »Wir können alles brauchen.«
Zoe wandte sich an Milt. »Tja, wir sind frei, wenngleich zu einem hohen Preis.«
»Ich habe nie gesagt, dass keiner zu bezahlen wäre«, sagte der Bahamas-Geborene. »Es gibt nun einmal nichts umsonst, Zoe.«
»Wie auch immer. Ob es nun deine Geister waren oder Zufall … wir sind in besserer Lage als vorher.«
Andreas fand einen großen Sack voller Wasserblasen. Alle tranken sich zuerst satt, bevor sie sich weiter auf die Suche nach Nützlichem machten.
Lauras Weg führte als Erstes zum Lager der Verletzten. Sie stieß einen tiefen Seufzer aus, als sie Elias vorfand - ganz allein und nach wie vor am Leben.
Er öffnete die Augen, als er sie nahen hörte, und hob leicht die Hand. Zuerst zum Gruß, dann abwehrend, als sie zu ihm laufen wollte. »Nicht jetzt«, bat er schwach und schloss die Augen wieder.
»Okay«, flüsterte Laura und setzte dann wie die anderen die Suche fort.
Sie dachte nicht darüber nach, als sie sich zwischen den riesigen grauen Leibern hindurchzwängen musste; diese waren kalt und hart, und sie konnte sich vorstellen, es wären umgestürzte Bäume.
Etwas anderes war es, über die Leichen steigen zu müssen, und sie bemühte sich, nicht zu genau nach unten zu schauen, froh, dass die meisten verhüllt waren.
Kein einziges Kamelpferd war noch am Leben, und in nächster Umgebung liefen auch keine verirrten herum die man hätte einfangen können. Vorräte und Wasser gab es kaum, aber es war besser als nichts.
Wie Zoe gesagt hatte: Die Aussichten standen jetzt tat sächlich besser, wenngleich nicht
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