Schattenlord 1 - Gestrandet in der Anderswelt
unterbrach ihn.
»Sie gehen mit den anderen zum Wrack, schnell! Laura, du auch!«
»Aber …«
»Tu, was ich dir sage!«, herrschte er sie so aggressiv an, dass sie erschrocken zurücktaumelte.
»Geh, Laura«, sagte Milt. »Sie dürfen keine Frauen sehen, du weißt, was dann geschieht. Wenn es tatsächlich die Rettung sein sollte, erfährst du es früh genug.«
Jack hatte bereits die Pistole entsichert, und Andreas, Felix und ein paar andere verteilten, was als Waffe eingesetzt werden konnte - scharfkantige Metallteile, Verstrebungen, Rohre. Sie verschanzten sich hinter dem kleinen Wall; eine mehr als dürftige Deckung, aber besser als nichts.
Laura folgte notgedrungen den anderen in das Wrack, wo sie sich verteilten. Sie krochen unter Schrottteile, kletterten nach oben und schlüpften in Löcher, suchten überall Plätze, die genug Deckung boten. Keiner sprach mehr, alle hatten begriffen.
Laura fragte sich, was aus dem jungen Mann werden mochte, wenn seine Hoffnungen tatsächlich getrogen hatten. Sie kletterte auf das Wrack, in Richtung ihres ehemaligen Sitzplatzes. Er hatte ihr einmal Glück gebracht; sie wollte es damit ein zweites Mal versuchen auch wenn es gefährlich wacklig war, dorthin zu gelangen. Zoe war schon lange verschwunden; darüber war Laura froh. Es war besser, wenn sie alle so weit als möglieh voneinander getrennt waren.
Zitternd vor Angst kroch Laura in eine Lücke, die viel zu klein und zu eng schien, aber sie reichte tief genug hinab. Hier würde sie niemand entdecken, außer er nahm das Wrack Stück für Stück auseinander. Hoffentlich hatte Zoe auch einen so guten Platz gefunden … und die anderen.
Und hoffentlich passierte den Männern im Lager nichts.
Lauras Herz hämmerte, sie schwitzte, und ihr keuchender Atem übertönte alles. Erst mit viel Disziplin gelang es ihr, ruhiger zu atmen. Die Angst blieb. Sie verharrte reglos und wünschte sich, es würde alles gut.
Sie konnten sie kommen hören. Dumpfe Laufgeräusche, in vielfacher Zahl. Eine Staubwolke wallte über die Düne, an die das Lager geschmiegt war, und dann kamen sie auf breiter Front heran.
Milt keuchte auf. »Was ist das denn?«
Die Tiere, auf denen wie Beduinen gekleidete Reiter saßen, waren weder Pferde noch Kamele, sondern irgendetwas dazwischen. Sie besaßen schlanke Körper mit merkwürdigen Ausstülpungen an Schulter und Kruppe und lange, gebogene Hälse, an deren Ende zierliche, seepferdchenähnliche Köpfe saßen. Die Beine waren hoch und schmal, mit gespaltenen Hufen wie bei Kamelen, aber viel größerer Auflagefläche. Gemessen an der Zeit, die seit der Entdeckung vergangen war, konnten diese Tiere sehr schnell rennen.
Die Beduinen darauf trugen großteils schwarzblaue Gewänder, Turbane und Gesichtsschleier. Sie waren mit gut sichtbaren Krummschwertern, Dolchen, Armbrüsten und Speeren bewaffnet. Unter den von breiten Gürteln gehaltenen Kaftanen mochten noch weitere Waffen verborgen lauern. Einige führten schwer bepackte Lasttiere mit sich, die aber erstaunlich gut Schritt halten konnten.
Sie verlangsamten und hielten schließlich wenige Meter vor dem Lager an.
Einer der Reiter sprang von seinem Reittier und ging mit großen Schritten auf den Verteidigungswall zu. Er war groß und wirkte trotz der wallenden Gewänder hager.
»Mit wem kann ich sprechen?«, fragte er.
»Mit mir«, sagte Jack und stand auf. Die Pistole hielt er verborgen.
Milt wunderte sich, wieso der Beduine so gut zu verstehen war. Woher sollte er wissen, dass sie Englisch sprachen? Er warf einen Blick zu Cedric, der seine Gedanken wohl erraten konnte, denn er zuckte die Achseln.
»Wer seid ihr?«, fuhr der Mann fort.
»Diese Frage gebe ich gern zurück«, erwiderte Jack, um zu zeigen, dass er sich keineswegs beeindrucken oder einschüchtern ließ.
»Dies ist meine Wüste, das dürfte unschwer zu erkennen sein. Also stellt ihr euch vor, Eindringlinge.«
»Wir sind Gestrandete.« Jack wies auf den Schatten des Wracks hinter sich. »Wir sind abgestürzt, viele von uns sind tot, der Rest verletzt.«
Der Mann gab zwei seiner Leute einen Wink, und sie gingen um den Wall herum zu den Trümmern, nahmen sie in Augenschein, befühlten sie, hoben Bruchstücke auf. Mit zwei Teilen kamen sie zu ihrem Anführer zurück und zeigten sie ihm.
»So etwas habe ich noch nie gesehen«, erklärte der Beduine.
»Da haben wir etwas gemeinsam. Ich habe solche Reittiere noch nie gesehen.« Jack wies auf die Kamelpferde.
»Was ist das?« Der
Weitere Kostenlose Bücher