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Schattenlord 1 - Gestrandet in der Anderswelt

Schattenlord 1 - Gestrandet in der Anderswelt

Titel: Schattenlord 1 - Gestrandet in der Anderswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Sand hervorgebrochen war.
    Dann krümmte sich die Säule auf einmal, und die Spitze neigte sich langsam herab.
    »Großer Gott«, wisperte Andreas leichenblass.
    Laura merkte selbst, wie sich Schweißperlen auf ihrer Stirn bildeten.
    Da war ein Kopf an der Spitze, der Schädel eines Ungeheuers, wie man es nur aus Märchen kannte.
    Ein stumpfnasiger Schlangenschädel mit einem breiten Maul, aus dem lange, dünne, spitze Zähne ragten. Winzig kleine gelbe Augen wurden von finsteren Knochenwülsten geschützt.
    »Niemand rührt sich«, erklang Belorions brummende Stimme; obwohl er sehr leise sprach, war er gut zu verstehen.
    Es konnte sowieso niemand aufspringen und davonrennen; sie waren alle aneinandergefesselt, und das war in diesem Moment vielleicht ihr Glück.
    Das Ungeheuer ließ den Kopf hin und her pendeln, eine lange, feucht glänzende Schlangenzunge schoss aus dem Maul hervor und witterte.
    Laura sah, dass auch die Räuber mitten in der Bewegung verharrten. Sogar die Kamelpferde stellten sich tot, vielleicht waren sie in Angststarre verfallen.
    Als die Zunge dicht über sie hinwegfuhr, widerstand Laura mit Mühe dem Impuls, sich zu ducken. Keine hastige Bewegung! Keine Aufmerksamkeit erregen!
    Sie spürte, wie Luca sich zitternd eng an sie presste. Sie konnte ihn wegen der gefesselten Hände nicht in den Arm nehmen. »Alles wird gut«, flüsterte sie stattdessen, doch wen wollte sie damit beruhigen?
    Belorion stand aufrecht vor dem Ungeheuer, dessen Zunge nun nach ihm züngelte. Er regte sich nicht, als die Spitzen seinen Turban berührten und darübertasteten.
    Die seitlich liegenden Nasenlöcher des Riesenreptils blähten sich auf, doch dann zog es die Zunge zurück; der Kopf pendelte weiter. Sank noch tiefer herab, schwenkte zurück und kam erneut bedrohlich nahe an Laura heran. Die kleinen gelben Augen, nicht größer als ihre eigenen, schienen sie jetzt direkt anzublicken. Laura schaute krampfhaft an ihnen vorbei, obwohl sie wie magisch davon angezogen wurde, gezwungen werden sollte, direkt hineinzusehen. Immer wieder irrten ihre Blicke zu dem Gelb, doch vor dem direkten Kontakt konnte sie sich abwenden.
    Die längliche Pupille weitete sich und zog sich wieder zusammen. Laura, immer noch über und über mit Sand bedeckt, der sie am ganzen Körper juckte, hielt den Atem an und betete, dass Luca, dass überhaupt alle völlig still blieben und nicht das kleinste Geräusch von sich gaben.
    Es war gespenstisch, wie still diese Szene verlief, ganz ruhig vor dem klaren veilchenfarbenen Himmel und der heiß herabstrahlenden Sonne; alles war völlig ungetrübt. Ein heiterer Tag wie jeder in der Wüste, heiter für all das, was schon immer hier gewesen war und nichts anderes zu tun hatte, als sich vom Wind treiben zu lassen, von einer Düne zu rieseln oder sich zu einer aufzutürmen, während die Sonne glitzernden Kristall aufheizte.
    Alles Lebende aber focht jeden Tag einen unbarmherzigen Kampf ums Überleben. Und gegeneinander.
    Der Moment ging einfach nicht vorüber, dehnte sich immer weiter in die Länge. Laura hatte Zeit, sich zu fragen, ob sie schon jemals etwas Schrecklicheres erlebt hatte. Abgesehen von dem Absturz natürlich.
    Aber es war ein guter Vergleich, denn sie war nicht minder hilflos, gefangen, einer Gewalt ausgeliefert. Doch war das hier noch ein Schritt mehr - ein lebendes, gigantisches Wesen. Elefanten, Tiger, Krokodile, Nilpferde - sie alle waren gefährlich. Doch dieses Untier übertraf alles.
    Laura konnte nicht mehr lange die Luft anhalten. Luca spannte sich ebenfalls an; er war mit seiner Kraft am Ende.
    Dieses Riesenreptil wusste genau, dass etwas da war doch anscheinend hatte es schlecht ausgeprägte Sinne und nahm nur bestimmte Reize wahr. Lauernd verharrte es, und die Zerreißprobe dehnte sich immer noch weiter aus.
    In dem Augenblick, als Laura dachte, sie könne es nicht mehr aushalten, bewegte sich der riesige Kopf endlich weiter, stieg wieder in die Höhe, und dann fuhr der riesige Leib wie ein Röhrenwurm zurück in die Erde und war verschwunden. Sand floss in das Loch und schloss es rasch.

    Laura atmete keuchend; ihr war schwindlig und übel. Sie hörte, dass einige sich übergaben, und unterdrückte den Impuls, es ihnen gleichzutun. Sie wischte die Stirn am Arm ab und stellte fest, dass sie unkontrolliert zitterte.
    Belorion befahl, die entflohenen Tiere wieder einzufangen und das Gepäck einzusammeln. »Wir haben es jetzt sehr eilig«, brummte er. »Steht auf,

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