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Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Titel: Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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hier draußen mit der Zeit verloren gingen. Wir sind sterblich, wenn auch langlebiger als ihr. Darum geht Erinnerung verloren, darum schlief sie in mir. Der Schattenlord weckte mein wahres Ich.« Er wies auf sich. »Was du hier siehst, ist die Krönung der Herrscherzucht, und alles ist wieder erwacht. Auch die Erinnerung an die Demütigung unserer Gefangennahme in diesem Reich. Ich werde mein Volk in die Freiheit und zu wahrer Blüte führen!« Er hob den Pokal und schlürfte ihn geräuschvoll leer.
    Norbert trank auch. Er konnte es brauchen.

    »Nun, und was genau willst du jetzt hier ... Botschafter?«, erkundigte sich der König der Gog/Magog anschließend. Er wirkte ausgeglichen und in bester Laune, was gewiss kein Wunder war.
    Norbert kam ohne Umschweife zur Sache. »Eine Strafaktion ist erforderlich.«
    »Gegen wen? Und weswegen?«
    »Das Lager der Iolair! Sie haben sich nicht ergeben.« Wut wallte wieder in Norbert hoch, so leicht konnte er die Demütigung nicht vergessen.
    »Ergeben? Wolltest du sie nicht bekehren?« Akuró griff hinter sich und zog einen weiteren Weinkrug hervor, aus dem er den Pokal neu füllte.
    »Bekehren ... Es geht hier doch nicht um Religion.«
    »Was du nicht sagst! Und was genau wolltest du dann erreichen im Sinne einer Unterwerfung – ich meine, du allein und waffenlos in einem Lager voller Krieger?«
    »Seien wir nicht spitzfindig.« Norbert winkte ab, sein Ärger wuchs. Der König der Gog/Magog gab sich eloquent, das trieb ihm die Galle hoch. Eine Bestie, die vorgab zu denken! Das kam gar nicht infrage. Die Plätze waren ganz klar verteilt: Er war das Sprachrohr des Schattenlords, sein Stratege. Die Gog/Magog waren die primitiven Soldaten, die Befehle ausführten. »Ich wollte die Iolair und die Gog/Magog zusammenführen. Ich habe ihnen dargelegt, was die Ziele des Schattenlords sind, und wollte sie vom globalen Frieden überzeugen.«
    Akurós Ohren waren gespitzt. Sein schwarzer Nasenschwamm zuckte leicht. »Das sind die Ziele des Schattenlords?«
    »Selbstverständlich. Was denn sonst?«
    »Wenn du es sagst.«
    Die Feinheiten dieses Planes konnte ein einfacher Soldat natürlich nicht erkennen oder begreifen; erst recht nicht, wenn er eine Bestie war. Norbert würde jetzt nicht aufführen, was genau die Ziele waren.
    »Jedenfalls haben sie mich des Lagers verwiesen, und das muss Konsequenzen nach sich ziehen«, fuhr er fort. Er stand auf und goss sich ebenfalls nach. Der Wein schmeckte gut und tat gut. Essen würde er aber nichts. Ein wenig Askese schadete ohnehin nicht. Unterstützte die Vergeistigung und Erleuchtung.
    Der König drehte den Pokal in der Krallenhand. Die von einem zarten Flaum bedeckten Finger waren erstaunlich lang und feingliedrig. Sein eigentlich großer Lendenschurz verrutschte, als er die Lage veränderte, und Norbert bemühte sich, nicht hinzusehen. Die wuchtige Ausstrahlung der Vitalität dieses Wesens erschlug ihn geradezu. Eine heftige Bewegung der Bestie, und er würde wahrscheinlich wieder in Ohnmacht fallen.
    »Das war also dein Auftrag?«
    »Selbstverständlich! Die Oberhoheit des Schattenlords ist bedingungslos anzuerkennen, und wir werden sie jetzt durchsetzen. Ohne Verzögerung!«
    »Mhmmm.« Die Lider sanken halb herab und dimmten das glühende Rot. Auch die Stimme wurde gedämpfter, milder. »Du hast deinen Auftrag also nicht erfüllt.«
    »Er wird noch heute erfüllt sein«, erwiderte Norbert.
    »Sie haben dich aus dem Lager geworfen, wie du sagst.«
    »Ich kehre bald zurück.«
    Akurós Stimme sank zu einem tiefen Schnurren herab. »Du hast versagt.«
    Norbert war aus dem Konzept gebracht; das war eine Wendung, die er nicht erwartet hatte. »Nein.«
    »So? Ich hörte so einiges aus dem Vulkan.«
    »Das steht hier nicht zur Diskussion.«
    »Du hast recht. Sprechen wir über dein aktuelles Versagen.«
    Norbert schüttete den Wein in sich hinein; er brauchte etwas, um sich zu beruhigen. »Pass auf, was du sagst«, warnte er. Er würde nicht über Cuan Bé reden, das er zum Tabu erklärt hatte. Er war nun hier und erfüllte seine Aufgabe. Die Hintergründe gingen diese Wolfsbestie überhaupt nichts an.
    »Weshalb sollte ich?«, fragte Akuró amüsiert. »Du bist Gast in meinem Lager.«
    »Du dienst dem Schattenlord!«
    »Offenbar besser als du.«
    »Ich diene nicht, ich ...«
    »Ja, das wird der Grund sein.«
    Plötzlich war der König auf den Beinen und beugte sich über Norbert, der gerade so Zeit hatte zu erschrecken, aber nicht, sich zu

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