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Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Titel: Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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taumelte davon, in den Äther hinein.

    Dann war nichts mehr.

10.
    Die Herausforderung

    Laura verbrachte die Zeit in Ketten zwischen Dahindämmern und Schlafen. Wobei der Schlaf nicht erholsam war; sie hatte eher das Gefühl, als würde sie jedes Mal nach dem Erwachen schwächer sein. Saugte Fokke ihr etwa die Kräfte ab? Verwunderlich wäre es nicht. Es würde auch ihren Zustand erklären, denn sie war nie ganz bei sich, verspürte kein Hungergefühl oder sonstige Bedürfnisse.
    Wie lange sie schon so verharrte, konnte sie nicht sagen, nicht einmal annähernd vermuten. Irgendwie fiel immer das gleiche gedämpfte Licht durch die Heckfenster herein, das kaum mit Tageslicht zu verwechseln war.
    Seit ihrer Fesselung hatte sie Fokke nicht mehr gesehen. Er ließ sich offenbar sehr viel Zeit mit seiner Gefangenen – dabei wusste er doch, dass ihr nur noch wenige Wochen blieben. Nun, es war sowieso mehr ihre Seele, an der er interessiert war. Der Rest war schmückendes Beiwerk, an dem er sich ergötzte, solange es ihm gefiel.
    Lauras Bewegungsfreiheit reichte gerade so weit, dass sie sich wenigstens umbetten konnte. Der Sessel war groß und tief und bot dadurch einigermaßen Beweglichkeit. An Träume konnte sie sich nicht erinnern. Vielleicht stahl Fokke die ebenfalls. Laura dachte an Nidi, der hier in einem engen Käfig hatte dahinvegetieren müssen und gequält wurde, indem Fokke Goldstaub aus ihm schüttelte.
    Ihm ging es jetzt bestimmt gut, er war mit Arun unterwegs auf der Suche nach dem Dolch Girne. Bei dem Gedanken an Alberich wurde Lauras Herz schwer. Schnell schob sie die Erinnerungen von sich und konzentrierte sich auf das Hier und Jetzt.
    Doch es wollte ihr nicht so recht gelingen. Ständig schweiften ihre Gedanken ab, sie wusste nicht, wohin, und sie merkte, dass sie immer wieder einnickte. Was hatte Fokke nur vor? Warum beendete er es nicht endlich?
    In einem kurzen Aufbäumen ruckte und zerrte Laura an den Ketten, doch die schienen sich daraufhin nur noch enger zusammenzuziehen. Lauras Lider sanken schläfrig herab, und sie nickte wieder ein.

    Im Halbdämmer bekam Laura mit, wie sich die Tür öffnete. Es war ihr völlig gleichgültig, wer kam, in diesem Zustand konnte ihr nicht einmal mehr Fokke etwas anhaben.
    Doch dann rüttelte es sie ein wenig auf, als sie Aswig erkannte – und Andreas!
    »Schnell, schnell, geht!«, flüsterte sie hektisch und warf einen Blick zur Tür. »Wenn er euch erwischt, bringt er euch um.«
    Aswigs Veilchen blühte vielfarbig am Auge, wurde stellenweise bereits zu Gelb, und die Schwellung war stark zurückgegangen.
    »Wir liegen vor Anker«, wisperte Aswig. »Das Schiff wird gerade überholt. Fokke hat jetzt für nichts anderes Zeit, also haben wir für ein paar Momente Ruhe.«
    Andreas ging durch die geschlossene Tür hindurch und kam gleich wieder herein. »Niemand in der Nähe. Kramp hat damit zu tun, die Mannschaft im Zaum zu halten, Fokke parliert mit seinem Schiff, und der Rest arbeitet und traut sich sowieso nie im Leben hier herein.«
    »Aswig, dann sieh zu, dass du von Bord kommst!«, sagte Laura hastig. Diese Bewegung war schon zu viel, sie fühlte starke Schwäche und sank in den Ketten zusammen. Ihre Lider flatterten.
    »Ich kann das Schiff nicht verlassen, das verhindert Fokke«, bedauerte der Schiffsjunge.
    »Was ist nur mit mir los ...?«, murmelte Laura und gähnte; sie kämpfte gegen den Schlaf. »Ich kann mich einfach nicht wach halten ...«
    »Das sind die Ketten«, erklärte Andreas. »Der Schweinehund will dich auf jede erdenkliche Weise gefügig machen.«
    »Stiehlt er dir auch deine Träume?«, wollte Aswig wissen.
    »Glaub schon.« Laura schüttelte heftig den Kopf, um wieder zu sich zu kommen.
    »Ich habe vorgesorgt.« Aswig zog unter seiner Kleidung ein Tuch hervor, das er Laura um den Körper wickelte, sodass die Ketten sie nicht mehr außerhalb des Tuches berührten.
    Augenblicklich fühlte sie sich besser. Staunend sah sie ihn an. Doch das war noch nicht alles. Aswig zog aus einer anderen Tasche eine Flasche, holte einen Pokal und goss ein. Laura konnte den Pokal mit einer Hand nehmen. Sie zögerte nicht, sondern schüttete den Inhalt hinunter.
    Wärme breitete sich in ihr aus, und sie hatte das Gefühl, Licht getrunken zu haben, so hell wurde es auf einmal wieder in ihrem Verstand.
    »Aswig, du bist genial!«, stieß sie erleichtert hervor.
    »Andreas hat mir dabei geholfen. Er spioniert auf dem ganzen Schiff, es kann ihn ja sonst keiner sehen.

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