Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen
nicht irgendwie mit Zauberei und Magie zu tun hätte.«
Warum erzählte er Angela nicht mehr über Girne? Warum verheimlichte er ihr, dass die Waffe geschaffen worden war, um Alberich zu töten? »Ich möchte wieder nach Hause, Schatz. Wenn wir auf die Erde zurückkehren, können wir unsere Probleme lösen und unser Leben weiterleben, als wäre nichts geschehen. Denk doch nur mal dran!«
»Ich sagte dir, dass du mich nicht mehr Schatz nennen sollst!«, fuhr sie ihn böse an. Ein Hauch von Kälte lag plötzlich in der Luft. »Und wag es ja nicht, mir von einem früheren Leben zu erzählen. Es war fade und beschissen! An deiner Seite zu sein war bloß vergeudete Zeit.«
»Das darfst du nicht sagen, Angela. Unsere Kinder sind ...«
»Die Bälger? Was interessieren sie mich?« Angela lachte. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, was es bedeutet, diese Kräfte zu besitzen und einsetzen zu können. Die Elemente gehorchen dir. Andere Wesen hören auf deinen Befehl. Du besitzt eine Macht, die du dir in deinen kühnsten Träumen nicht vorstellen kannst.«
»Macht ist doch nur eine Illusion«, wiederholte Felix, was er in irgendeinem Buch gelesen hatte.
»Macht ist alles! Mit ihrer Hilfe kannst du dir jeden Wunsch erfüllen. Menschen und Elfen knien vor dir nieder. Sie katzbuckeln, und wenn sie dir nicht auch noch den Schmutz von den Sohlen deiner Stiefel lecken, dann gibst du ihnen einen Tritt. Diese Würmer nehmen es hin und kommen trotzdem wieder. Weil sie die Macht fühlen und sie von ihr angezogen werden. So wie du, du Idiot!«
»Mich interessiert Macht nicht.« Zaghaft legte Felix eine Hand auf ihre Schulter, sogleich fegte sie sie beiseite. »Sie verdirbt uns. Ich möchte bloß in der Nähe jener Frau bleiben, die ich liebe.«
Angela blieb stehen, drehte sich ihm zu und musterte ihn mit erstaunten Blicken. »Du meinst wirklich, was du da sagst, nicht wahr? Du glaubst ernsthaft, dass Liebe von Bedeutung ist! Dass sie unser Leben beeinflusst oder es gar verändern kann.« Angela schüttelte den Kopf. »Du bist ein noch größerer Trottel, als ich jemals geglaubt hätte. Ich frage mich, was ich einmal an dir gefunden habe.« Sie lachte. »Sieh dich doch mal an, Dickerchen: Ein Haupttreffer bist du wirklich nicht. Und über deinen Charakter wollen wir erst mal gar nicht reden. Du bist so was von langweilig.«
»Du meintest immer, dass dir meine Zurückhaltung gefalle.«
»Ich habe dich angelogen, Schwachkopf! Weil ich meine Ruhe haben wollte und ich mein eigenes Elend noch nicht erkannt hatte. Aber jetzt ...« Angela streckte den linken Zeigefinger aus. Die Äste eines Strauchs unmittelbar vor ihnen waren mit einem Mal von Raureif überzogen.
Das Holz knackte, Eiszapfen sammelten sich an grünen Blättern, die Stück für Stück abfielen.
Sie besaß unglaubliche Kräfte. Unter anderen Umständen hätte sich Felix vor dieser Frau gefürchtet. Doch sie war Angela. Seine Angela, die Mutter seiner Kinder. Was auch immer mit ihr geschehen war und was auch immer Alberich ihr angetan hatte – in ihr steckte noch ein guter Kern. Er musste bloß Geduld haben und auf seine Chance warten. Er würde an diese wunderbare Stelle in ihrer Seele herankommen und jene Angela wieder zum Leben erwecken, die er vor so vielen Jahren lieben gelernt hatte.
»Was sollen wir jetzt tun?«, fragte er laut.
»Was du tust, ist mir reichlich egal. Ich suche mir einen Unterschlupf für die heutige Nacht. Morgen mache ich mich auf die Suche nach den Gog/Magog. Ich werde einen von ihnen ausführlich befragen.« Sie streckte ihre Finger wie Krallen aus und bewegte sie, als würde sie ein Opfer zwischen den Händen zerquetschen.
Sie fanden in einer verfallenen und längst aufgegebenen Hütte Unterschlupf. Es roch nach Hund, der Steinboden war von langen, dunklen Haaren bedeckt, die der Wind zu dicken Knäueln zusammengeweht hatte.
Felix entdeckte eine staubige und vor Schmutz starrende Decke, die er seiner Frau um die Schultern legte. Sie bedankte sich nicht und sagte kein Wort, während er sich bemühte, ein kleines Feuer in Gang zu setzen. Trotz des wärmenden Stoffes zitterte sie.
»Soll ich mir die Wunde nochmals ansehen?«, fragte er.
»Bleib weg von mir!« Angela drehte sich zur Seite. »Sieh lieber zu, dass du etwas Essbares auftreibst.«
»Ja, Scha... Angela.«
Felix unterfütterte die ersten kleinen Flammen mit dem Holz dessen, was einmal ein Stuhl gewesen sein mochte. Sobald er sich sicher war, dass das Feuer Bestand haben
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