Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen
gleich da.«
Hatte sie einen Fiebertraum, oder fühlte sie etwas? Felix sah sich alarmiert um und lauschte. Da war das Rauschen aufkommenden Windes. Blätter raschelten, irgendwas im oberen Stock des Gebäudes ächzte. Nein, da war nichts, was Gefahr bedeutete.
Ein Schatten stand mit einem Mal im Türrahmen. Er war groß und breit, und ein zweiter folgte ihm. Die beiden Wesen traten in die Mitte des Raumes. Beide waren sie schwer bewaffnet, in ihren Wolfsaugen stand pure Mordlust.
»Wenn das nicht unser Frühstück ist«, sagte der vordere der beiden Eindringlinge. »Ist zwar nicht sonderlich viel dran an euch beiden, aber ich denke, dass wir satt werden.« Er zog seine Axt aus dem Gürtel und stapfte auf Felix zu.
Er stand auf und schob sich schützend vor Angela. Es war eine lächerliche Geste, das wusste er. Mit seinem winzigen Messer konnte er dem Angreifer nicht Paroli bieten. Aber er würde seine Frau keinesfalls diesen beiden Menschenfressern überlassen, ohne ihnen einen Kampf geboten zu haben.
»Verschwindet!«, schrie Felix so laut wie möglich. »Lasst uns gefälligst in Ruhe!«
»Ah – unser Frühstück redet. Und es ist auch noch widerborstig. Nun, das lässt meist auf Fleisch schließen, das etwas zäh ist. Aber selbst das zäheste Fleisch wird weich, wenn man es lange genug kocht.«
Der Vordermann ließ seine gewaltig große Axt ohne mühsame Anstrengung über seinem Kopf kreisen. Felix duckte sich weg und wich einem wie spielerisch geführten Hieb aus; doch er blieb vor Angela stehen, so gut es ging. Er würde sie niemals diesen beiden Gestalten aus einem schlechten Horrorfilm überlassen, niemals!
»Lassen wir die Spielchen, Kleiner! Morgensport macht mich nur hungriger, und wenn ich noch hungriger werde, bekomme ich üble Laune. Wenn ich üble Laune habe, gehe ich nicht sonderlich gut mit meinem Essen um. Mag sein, dass ich es dann lebendig koche und anfange, es lebendig zu verspeisen. Stimmt's, Olche?«
»Stimmt, Madera«, sagte der andere Gog/Magog, der sich bislang im Hintergrund gehalten hatte. Nun lachte er. Es klang wie ein heiseres Bellen.
Felix fühlte den Griff seines Messers in der Hand. Er zuckte vor, mit ausgestrecktem Arm, in einer raschen Bewegung, die aber die beiden waffengeübten Gog/Magog nur weiteres Lachen kostete.
»Entzückend!«, sagte der eine.
»Zauberhaft!«, der andere.
Und dann sah Felix die Breitaxt auf sich zukommen. Er wollte ausweichen, konnte aber nicht. Es fehlten ihm die Kraft und die Behändigkeit. Also blieb er stehen, dem Angriff des vorderen Gog/Magog namens Madera hilflos ausgesetzt, und wartete auf den tödlichen Hieb.
Doch er kam nicht. Stattdessen fühlte er mit einem Mal schrecklichen Schmerz. Der Gog/Magog hatte die Klinge im letzten Augenblick gedreht und ihm die Waffe mit der flachen Seite über den Kopf gezogen.
Felix stürzte. Er war hilflos. Er konnte nichts mehr tun, konnte Angela nicht mehr beschützen. Er schämte sich, er ärgerte sich. Was war er bloß für ein Mann!
»Ihr beide – ihr verschwindet dorthin, wo ihr hergekommen seid!«, hörte er hinter sich die tiefe, hasserfüllt klingende Stimme seiner Frau.
»Ah, der kleinere Nahrungshappen möchte ebenfalls eine Unterhaltung mit uns führen. Wie erfreulich! Es gibt nichts Netteres als ein angeregtes Gespräch bei Tisch.« Olche gesellte sich zu seinem Kumpan. Auch er hielt nun eine Waffe in der Hand, einen Zweihänder, dessen Klinge mindestens einen Meter lang war.
Gemeinsam drängten sie näher. Schaum stand vor ihren Mündern, sie stanken bestialisch. In den Augen der beiden stand die pure Mordlust.
Felix wusste nicht, was er tun sollte. Er kroch näher zu Angela, die nach wie vor auf ihrem Schlafplatz lag, mit angezogenen Beinen, und die Szene angespannt beobachtete, als amüsierte sie sich.
Wollte sie den Tod? War sie froh, dass es vorbei war? Er würde sich wohl in die Hosen machen, bevor dies alles hier vorbei war. Niemals zuvor hatte er sich derart gefürchtet. Warum zögerten die Gog/Magog so lange, warum töteten sie ihn nicht einfach?
Ein schrecklicher Ton erklang. Schrill und kalt, tief unter die Haut gehend. Felix begann zu weinen. Alle Kraft verließ ihn. Er presste die Hände gegen die Ohren, so fest es ging, und rollte sich in einer Fötusstellung zusammen.
Er wollte die Augen schließen, doch es gelang ihm nicht. Er musste zusehen, wie Angela sich laut schreiend vom Boden erhob, gestützt von Wasser, das sie wie eine zweite Haut umgab und
Weitere Kostenlose Bücher