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Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Titel: Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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gefährlich! Es erzeugt Schmerzen! Ich muss weg von hier, du musst mich wegbringen. Sofort!«
    Er hörte nicht auf sie, dieses Mal nicht! Er musste wissen, was es war, das derart widerstreitende Gefühle in ihm auslöste. Felix trat mit zögernden Schritten näher. Hier wuchs kein Gras mehr. Der Boden war von saftlosem Pflanzenwerk bedeckt, das faulig roch. Würmer oder Maden krochen ziellos umher, als wüssten sie nicht, wo sie sich hinwenden sollten.
    Er streckte die Hand aus und berührte das Ding. Es fühlte sich warm an, und es verursachte Abscheu. Es handelte sich ganz gewiss um keinen Naturstein. Es bestand aus Metall. Aus getriebenem Kupfer, dessen Patina vielleicht einmal ein blasses Türkis gehabt hatte, nun aber von einer Schicht aus schwarzem Staub bedeckt war.
    »Du weißt ganz genau, was das ist!«, rief Angela hinter ihm. »Es ist die Mauer, die die Gog/Magog vom Rest Innistìrs trennt.«
    »Es stellt sich bloß die Frage, ob wir uns inner- oder außerhalb aufhalten.« Felix ließ die Hände weiter über das Metall wandern. Seine Fingerkuppen färbten sich allmählich schwarz. Doch es war kein richtiger Staub, der sich da ansammelte. Es handelte sich vielmehr um winzigste Metallspäne, die sich nur widerwillig vom Kupfer lösten.
    Felix erinnerte sich, was ihm erzählt worden war: Der Kern der Mauer bestand aus Eisen, das magische Kräfte schwächte oder sogar unmöglich machte. Das eiserne Innere war womöglich magnetisiert und zog metallenen Feinstaub an. Was ihm hier an den Fingern klebte, wurde vielleicht von Winden herangetragen, aus anderen Teilen Innistìrs, in denen Zwerge Bergbau betrieben.
    »Komm weg da!«, forderte Angela ein weiteres Mal. Diesmal klang ihre Stimme nicht mehr fordernd, sondern ängstlich. Die Kristallhexe, zu der sie geworden war, fühlte sich von der Mauer bedroht oder geschwächt.
    Felix hieb mit der flachen Hand gegen die Kupferummantelung. Darunter befand sich gut hörbar ein Hohlraum.
    Angela schrie erschrocken, als sich Schwingungen von seinem Standort weg nach beiden Seiten und nach oben hin ausbreiteten. Sie ähnelten wabernden Hitzewellen, und sie bewegten sich so träge, dass man ihnen hätte nachlaufen können.
    »Komm zu mir!«, rief seine Frau ein weiteres Mal, und diesmal fügte sie ein leises »Bitte« hinzu. »Wir wissen beide nicht, was die Berührungen verursachen. Was, wenn du eine Art Alarm geschlagen hast und nun von irgendwoher Wächter der Mauer daherkommen, um sich um den Eindringling zu kümmern?«
    Angela wandte sich ab und stolperte davon. Felix blickte ihr hinterher. Seine Gedanken flossen so unglaublich träge. Da war doch etwas, das mit seiner Frau in Verbindung stand. Wenn ihm bloß einfallen würde, was es war ...
    Der Dolch! Er steckte in ihrer Seite! Sie benötigte seine Hilfe!
    Warum war ihm das bloß entfallen? Was hatte ihn zur Mauer gelockt, warum wollte er unbedingt hierbleiben und dieses Wunderwerk bewundern, betasten, es streicheln?
    Das ist eine Falle, dachte er schwerfällig. Die Mauer hindert Wesen mit magischen Fähigkeiten, ins Land der Gog/Magog vorzudringen. Und andererseits sorgt sie dafür, dass Menschen wie ich von ihr angezogen und festgehalten werden.
    Er war schwach, war es immer gewesen. Das morgendliche Aufstehen war ihm in seinem früheren Leben genauso schwergefallen, wie Entscheidungen über sein tägliches Gewand zu treffen, über den Haarschnitt, über seine beruflichen Ambitionen. Immer hatte er sich treiben lassen oder auf die Worte seiner Frau gehört. Die Liebe zu ihr hatte ihn aufrecht gehalten und für eine wenn auch nicht tolle, dann aber doch zumindest gemäßigte Karriere gesorgt. Und jetzt, seit einigen Wochen, war alles ganz anders. Die ruhige Beschaulichkeit und der Trott seines Lebens waren dahin. Er musste Entscheidungen treffen, die Einfluss auf andere hatten.
    Er betrachtete seine Hände. Er hatte sie beide flach an die Kupferwand gelegt, ohne sein willentliches Dazutun. Das Gefühl der Berührung war angenehm. Es erzeugte sogar so etwas wie Geilheit in ihm. Er war glücklich, die Wand berühren zu dürfen.
    »Felix! Komm endlich!«
    Warum krakeelte die Frau bloß dauernd herum? Was war schon dabei, wenn er noch ein wenig hierblieb und ausruhte, sich einfach nur verlor in seinen trägen Gedanken?
    Ein Summen und Brummen riss Felix aus seiner Lethargie. Da waren wieder diese Wellen. Sie näherten sich von beiden Seiten, und sie zogen etwas hinter sich her. Eine Ahnung von etwas unaussprechlich

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