Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen
biss einen von ihnen fest in die Schulter, sodass er laut aufjaulte, dann den nächsten. Wer auch immer in der Flucht sein Heil suchte – er wurde zurückgescheucht, hin zu Angela, die nun ihre Kräfte ohne Rücksicht auf Verluste anwandte.
Sie schrie und lachte, drehte sich blitzschnell im Kreis. Verschoss da ihre Eiskristalle, verursachte dort Atemnöte, schleuderte dem Dritten aus Luft entstandene Eismesser entgegen, hauchte den Vierten an, sodass er von einer Maske aus Weiß bedeckt zu Boden sank. Sie war wie eine Furie. Wie eine Maschine, die im Morden ihre eigentliche Bestimmung fand und dabei größte Freude empfand.
Der Rottenführer wich nun selbst zurück. Er plapperte sinnloses Zeugs und bellte Befehle, die seine Schutzbefohlenen noch weiter verwirrten. Die Gog/Magog irrten in einem heillosen Durcheinander hin und her, während Angela lachte und lachte, während sie böse Dinge schrie und sich auf obszöne Art und Weise über ihre Gegner ausließ.
Felix konnte und wollte es nicht glauben: Seine zarte, mitunter auch sensible Frau nahm es mit mehreren Dutzend Gegnern auf, die einem billigen Horrorfilm entsprungen zu sein schienen – und sie siegte! Die Gog/Magog wichen zurück, winselnd und erbärmlich jaulend. Sie suchten zwischen Felsen Unterschlupf oder verkrochen sich in Löchern, die noch tiefer in dieses unterirdische Labyrinth führten, nur um Angela und ihrem schrecklichen Furor zu entkommen.
Mit einem Mal herrschte Stille. Sieben Wolfsähnliche lagen tot vor ihnen, die Verletzten hatten sich in den Schatten verkrochen oder waren von ihren Kameraden in die vermeintliche Sicherheit geschleppt worden. Nur der Rottenführer war da. Er lag bäuchlings auf dem Boden. Die Beine waren von einer dünnen Eisschicht überzogen, ebenfalls die Oberarme und die Schultern.
Angela hatte ihn gezielt zur Strecke gebracht. Nun trat sie zu ihm, langsam, mit vorsichtigen Schritten. Sie sagte: »Du bist ein Nichts, und eigentlich sollte ich dir in die Beine treten, sodass sie zersplittern. Aber ich habe Pläne, Rottenführer. Also lasse ich dich am Leben. Unter der Voraussetzung, dass du mir ab nun gehorchst.«
Der Wolfsmensch nickte. Er wollte etwas sagen – und tat es nicht. Er hatte viel zu viel Respekt oder Angst vor der Kristallhexe.
Felix trat nahe an seine Frau heran. Bis sie ihm zu verstehen gab, dass er eine gewisse Distanz wahren musste, wollte er nicht das nächste Ziel ihrer Aggressionen werden. »Was hast du vor?«, fragte er sie flüsternd. »Was machen wir bloß hier unten? Du kannst nicht alle Gog/Magog unter deinen Willen zwingen. In diesen Tiefen finden sich womöglich Tausende von ihnen.«
»Ich glaube, dass es weitaus mehr sind.« Angela lächelte. »Vielleicht können wir uns mit ihnen arrangieren.«
5.
Hinab in die tiefsten Tiefen
Sie landeten während der Nachtstunden, in aller Heimlichkeit. Feuer und Lichter verrieten ihnen, wo die Oberflächen-Siedlungen der Gog/Magog in diesem dünn besiedelten Land lagen.
Ein schmales Tal, dessen Grund dicht von Bäumen bewachsen war, bot ihnen die notwendige Deckung für das Landemanöver. Der Steuermann agierte mit der gewohnten Übersicht und Präzision, und schon bald war die Cyria Rani sicher am Boden vertäut.
Arun suchte seine Kajüte auf und packte seine Siebensachen. Er hatte ein flaues Gefühl im Magen. Auch wenn er es nur ungern zugab – er fühlte sich auf dem Erdboden keinesfalls sicher. Die Decks seines Schiffs waren ihm Heimat, und das Wissen, dass er ins Erdinnere vordringen musste, dorthin, wo es keinen Himmel und keine Sonne gab, bereitete ihm gehörige Bauchschmerzen.
Jemand hieb gegen die Tür. Es gab an Bord nur einen, der es sich erlauben durfte, derart energisch Eintritt zu begehren.
»Komm rein!«, rief Arun, ohne sich umzudrehen.
Der Steuermann stapfte in die Kajüte, ging einmal um den zentralen Tisch, dampfend und schnaubend, verärgert darüber, dass Arun sich nicht um ihn scherte und weiterhin seinen Ranzen packte.
»Das ist Wahnsinn!«, polterte er. »Ich erlaube nicht, dass du das Schiff und die Mannschaft im Stich lässt und wie ein Maulwurf unter der Erde herumkrabbelst. Da gehörst du nicht hin, Käpt'n! Du und das Schiff – ihr seid eins! Du hast da unten bei den Landratten nichts zu suchen!«
»Ich bin ganz deiner Meinung, Steuermann. Aber es geht um mehr als um persönliche Befindlichkeiten oder darum, was jemand zu tun und zu lassen hat. Es geht um das Land Innistìr.«
»Wir haben unsere Aufgabe
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