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Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Titel: Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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seinen Trieben nachgeben?«
    »So einer ist Nidi nicht!«, protestierte Aswig. »Und vor allem: Von welchen Trieben redest du?«
    »Ach, das ist nur so dahingesagt«, sagte Harmeau und ließ einige anzügliche Bilder aus der frisch entfachten Pfeife entweichen.
    »Ruhig jetzt!«, fuhr Arun dazwischen. »Nidi wird zurückkehren, noch bevor wir den Wald verlassen.« Er sah Aswig an. »Ich habe euch mitgenommen, weil ihr mir den Weg zum Dolch zeigen könnt. Ich setze großes Vertrauen in euch. Aber ich fordere auch viel. Verhaltet euch bei dieser Mission so, als wärt ihr vollwertige Mannschaftsmitglieder der Cyria Rani. Nur dann werdet ihr von den Matrosen an Bord, vom den Offizieren, dem Steuermann und von mir auch akzeptiert. Es wirft kein gutes Licht auf ein Mannschaftsmitglied, wenn es einfach verschwindet und seine Kameraden im Stich lässt. Verstanden?«
    »Ja, Käpt'n«, sagte der Junge leise. »Verstanden.« Er sah sich wie suchend um, drehte den Kopf hin und her und hielt dann inne.
    Er fixierte einen Punkt rechts von ihnen; einen Baumriesen von vielen, der von unzähligen Lianengewächsen umschlungen wurde.
    Arun folgte Aswigs Blicken. Der Baum hatte nichts Besonderes an sich; auch war von Nidi keine Spur zu sehen. Und dennoch pfiff der Junge leise und tat einige Handbewegungen, die an eine Stummensprache erinnerten.
    Nur wenige Sekunden später kam der Schrazel herangeschossen. Mithilfe seines Greifschwanzes und der langen, geschickten Arme arbeitete er sich von Ast zu Ast, rascher, als es jemals ein Mensch geschafft hätte, und schon saß er da, im Laub vor ihnen, und blickte Aswig treuherzig an.
    Der Junge nahm ihn beiseite. Die beiden flüsterten angeregt, während sie den Weg fortsetzten, und nach wenigen Minuten waren die Positionen abgeklärt. Nidi blieb von nun an stets in ihrer Nähe.
     
    Sobald sie den Waldrand erreichten, versammelte Arun seine Gefährten um sich. Er konzentrierte sich, murmelte einige Worte und bewirkte den notwendigen Zauber. Die Gefährten verwandelten sich vor seinen Augen in Gog/Magog; zumindest in Geschöpfe, die man bei beiläufiger Kontrolle für hundeähnliche Wesen halten konnte.
    Nidi durfte so bleiben, wie er war. Ein Löwenäffchen wirkte in einer Umgebung wie dieser hier unverfänglich. Überall war Magie am Werk, der Schein überwog mitunter das Sein.
    Aswig quoll das Körperhaar an allen Enden seines Hemds und seiner Hose hervor, er roch nach feuchtem Hund. Der Bartwuchs wollte allerdings nicht so richtig sprießen, er war gerade mal einen Zentimeter lang. Nicht einmal in der Illusion, die Arun erzeugt hatte, wirkte der Junge wie ein gefährlicher Krieger. Eine Freundlichkeit war ihm ins Gesicht geschrieben, die sich selbst mithilfe der besten Tarnung nicht übertünchen ließ.
    Bei Harmeau hatte Arun leichtes Spiel gehabt. Er hatte die prägnante Physiognomie des Alten, die vielen Falten und Runzeln, ein klein wenig verzerren müssen – und schon hatte er einen in Würde gealterten Gog/Magog vor sich, der sich leicht gebückt vorwärtsbewegte.
    »Wie sehe ich aus?«, fragte der Kapitän seine Begleiter. Er ahnte, dass er sich verändert hatte, und er fühlte das juckende Körperfell. Doch was er sich und den anderen auferlegt hatte, war nun mal eine Form der Illusion. Etwas, das das Auge täuschte, aber nicht richtig da war.
    »Wie ein räudiger Hund«, knurrte Harmeau und biss einmal mehr auf seine Pfeife. »Dir würde ich nicht einmal einen abgenagten Knochen anvertrauen.«
    »Sehr schön.« Arun nickte zufrieden. »Dann kann's ja losgehen. Denkt euch kleine Geschichten aus, mit deren Hilfe wir die Gog/Magog überlisten können, sollten wir auf welche stoßen. Warum wir hier unterwegs sind, wo unser Ziel liegt, warum wir etwas ungewohnt aussehen. Je simpler, desto besser. Unsere Gegner sind gewiss misstrauisch, aber einfach gestrickt. Zu komplizierte Geschichten verwirren sie womöglich mehr, als uns lieb sein kann.«
    Arun verließ den Wald und sah sich ein letztes Mal um. Dort, wo sich die Cyria Rani befinden musste, war der Wald in Nebel gepackt. Wenn der Zauber, den die Matrosen des Schiffs gewoben hatten, auch wirkte, dann würden umherstreunende Gog/Magog einen großen Bogen um diesen Ort machen. Sie würden einen Geruch wahrnehmen, der sie von hier fernhielt.
    Vor ihnen fiel das Gelände ab. Arun hatte eine Karte zeichnen lassen, die ihnen ein ungefähres Bild von der Umgebung vermittelte. Sie würden einigen Gehöften der Gog/Magog ausweichen müssen;

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