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Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Titel: Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Erdreich einsickerten.
    Felix blickte sie entgeistert an. Er benötigte eine Weile, bis er die Konsequenzen ihres Tuns durchdacht hatte. Dann packte er sie bei einer Hand und wollte sie mit sich zerren, so rasch wie möglich weg von hier, diesem unheilvollen Ort. Die Schmerzen hatten sie verrückt gemacht, sie war nicht mehr Herr ihrer Sinne!
    Sie riss sich von ihm los; mit einer Leichtigkeit, die angesichts ihrer früheren Schwächeanfälle wie ein Wunder anmutete. Er stürzte, vom eigenen Schwung getragen, purzelte den Abhang einige Meter hinab und blieb dann auf feuchter Erde liegen. Er wollte sich hochrappeln und einen weiteren Versuch unternehmen, seine geliebte Frau von hier fortzuschleppen; notfalls auch gegen ihren Willen!
    Da entdeckte er den Gog/Magog. Er kam zwischen einigen losen Felsen hervorgekrochen und trat ins Freie. Er sah Angela misstrauisch an, wich einen Schritt zurück, als sie lachte, und kam dann wieder näher.
    Ein zweiter Menschenfresser ließ sich blicken. Er saß auf der Spitze des Menhirs wie ein Wasser speiender Gargyle und rührte sich nicht mehr. Gleich darauf tauchten ein dritter und ein vierter Gog/Magog auf. Allesamt beobachteten sie Angela. Keiner von ihnen unternahm einen Versuch, sie anzugreifen wie noch ihre beiden Landsleute vor wenigen Stunden.
    »Ich bin die Kristallhexe«, sagte seine Frau mit selbstbewusster Stimme. »Ich bin hierhergekommen, um mein Schicksal zu erfüllen. Ich verlange, dass ihr mich in euer Reich hinabführt.«
    Es lag so viel Kraft in den Worten, dass Felix zusammenzuckte und sich krümmte. Am liebsten hätte er sich flach auf den Boden gedrückt und Angela derart seine Demut bewiesen. Den Gog/Magog erging es ähnlich. Sie bewegten sich unruhig hin und her oder stellten ihr Hautfell auf; einer von ihnen wollte gar davonlaufen. Doch er schaffte es nicht, blieb wie gebannt stehen.
    »Habt ihr mir nicht zugehört?«, rief seine Frau zornig. »Bringt mich dort hinein!«
    Der vorderste Gog/Magog reagierte. Er trat nahe an Angela heran, unterwürfig wie ein Hund, und schnüffelte an ihrem Leib. Er umrundete sie dabei, hielt jedoch einen Respektsabstand. Insbesondere interessierte ihn der Dolch. Als er seiner ansichtig wurde, fletschte er die Zähne und knurrte, um gleich darauf zu winseln, als Angela einen Ton von sich gab, der so ähnlich wie »Kusch!« klang.
    »Du riechst gut, Kristallhexe«, sagte er dann und zog sich zurück, mit gebeugtem Rücken. »Aber es gibt Regeln. Nur Gog/Magog dürfen die Tiefe betreten. Und Nahrung. Und einige wenige Verbündete.«
    »Ich werde euch mehr als ein Verbündeter sein.«
    »Sicherlich nicht ...«
    »Sei ruhig!« Angela deutete auf den Steinberg. »Ich möchte, dass du mir und meinem Begleiter den Weg zeigst.«
    »Wir müssen dich zuerst ankündigen, Kristallhexe.«
    »Du wagst es, mir zu widersprechen?« Sie streckte einen Arm aus; Sprühnebel erfasste den Gog/Magog und hüllte ihn sekundenlang ein. Als es wieder aufklarte, hatte das, was übrig geblieben war, nicht mehr viel Ähnlichkeit mit einem Wolfsähnlichen. Da waren nur noch Beinstümpfe, die aus einem Fleischklumpen herausragten, und ein halber Kopf, dessen Augen aus den Höhlen gekullert waren.
    »Möchte noch jemand seine Meinung kundtun?«, fragte Angela laut in die Runde der mittlerweile sieben Gog/Magog rings um sie.
    Die Kannibalen sagten nichts, taten nichts. Regungslos blieben sie sitzen oder stehen. Dennoch hatte Felix den Eindruck, dass sie auf eine unbekannte Art und Weise miteinander in Kontakt standen.
    Schließlich löste sich ein Gog/Magog von den anderen, kam herabgeklettert und blieb in Respektsabstand zu Angela stehen. »Wir werden dir helfen, Kristallhexe«, sagte er – und beugte sein Haupt.
    Felix konnte es nicht fassen. Was geschah hier? Über was für eine Art von Macht verfügte seine Frau? Wie war es ihr gelungen, diese grässlichen Geschöpfe unter ihre Knute zu zwingen?
    »Dieser da kommt mit mir«, sagte Angela und winkte unbestimmt in seine Richtung. »Tut ihm nichts. Er ist mein Diener.«
    Felix erhob sich, sein Herz schlug laut. Sie dachte an ihn! Sie erlaubte, dass er sie begleitete! Weil sie ihn brauchte. Weil sie wusste, dass sie für alle Zeiten zueinander gehörten.
     
    Zwei der Gog/Magog kletterten vor Angela die Felsen hoch, und sobald sie Hilfe benötigte, standen sie ihr mit allen Zeichen von Respekt zur Seite. Felix hingegen musste sich allein durch das Labyrinth an Steinen kämpfen. Die Wolfsähnlichen scherten sich

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