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Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Titel: Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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dass die Gog/Magog auf mich hereinfallen?«
    »So etwas wie dich haben sie sicherlich noch nie gesehen«, behauptete Harmeau. »Und jetzt Ruhe! Du achtest auf mein Zeichen. Verstanden?« Er wartete keine Antwort ab und bedeutete Arun, ihm durch niedriges Gebüsch zu folgen, hin zu den Felsen.
    Gemeinsam legten sie sich auf die Lauer. Der Ochsenkarren würde ihr Versteck in weniger als einer Minute passieren und nur wenige Sekunden später jene leichte Erhöhung links liegen lassen, hinter der Nidi und Aswig verblieben waren.
    »Deine Waffe, Käpt'n. Halte sie griffbereit. Und bleib stets hinter mir. Andernfalls gerätst du ebenfalls in den Einflussbereich meiner Pfeife.« Harmeau zog grünes, frisch wirkendes Kraut aus einem Lederbeutel und streute es vorsichtig in den Pfeifenkopf. Er zog einmal kurz am Stiel, fütterte ein wenig von dem Zeugs nach und grummelte dann befriedigt.
    Der Ochsenkarren war ganz nah. Seine Holzräder rumpelten über den schlecht instand gehaltenen Weg, die bauchigen Fässer darauf wurden ordentlich durchgeschüttelt. Einer der Gog/Magog fluchte lästerlich und hieb dem vorderen Ochsenpaar mit einer mehrsträhnigen Lederpeitsche über die breiten Rücken.
    Harmeau hob die Hand. Zögerte eine Weile, für Aruns Geschmack viel zu lange. Erst als die Gog/Magog das Versteck Nidis fast schon passiert hatten, ließ er den Arm fallen.
    Der Schrazel schoss hervor wie von einer Tarantel gestochen, huschte zwischen die Hundeähnlichen, spuckte dem einen aufs ausgedünnte Kopfhaar und wuselte zwischen den Ochsen hin und her. Die Tiere brüllten erschrocken und empört. Alle Ordnung kam durcheinander, eines der Viecher schlug wie wild aus und traf dabei das Holz des Karrens.
    Die Gog/Magog brauchten eine Weile, bis sie verstanden, was um sie vorging – und dennoch nahmen sie den Angriff des Kleinen nicht ernst. Mit der gebotenen Vorsicht kümmerten sich drei von ihnen um die Zugtiere, während alle anderen versuchten, des kleinen Nidi habhaft zu werden. Doch der bewegte sich viel zu rasch für seine Verfolger. Dem einen kletterte er ins Hemd und kratzte ihm die Brust wund, dem anderen biss er den Hosengurt auf und riss ihm den fadenscheinigen Stoff bis zu den Knien herab. Der Dritte wollte nach ihm haschen, erwischte aber bloß den Hintern eines Ochsen, der wiederum erschrak und das gerade mal beendete Chaos von Neuem anfachte.
    »Man könnte glauben, dass er so etwas nicht zum ersten Mal macht«, murmelte Arun, während er Harmeau hinterherlief. Der Alte bewegte sich mit bemerkenswerter Geschwindigkeit. Trotz seines schlurfenden Schritts erreichte er die Gog/Magog binnen weniger Sekunden.
    Er räusperte sich – und sog, als er die Aufmerksamkeit all ihrer Gegner hatte, kurz an der Pfeife. Die Glut im Kopf flammte auf, es fauchte und zischte. Und dann entwichen merkwürdige Figuren dem Rauchgerät. Sie besaßen konturlose Silhouetten, während sie davonglitten, jede für einen anderen Gog/Magog bestimmt. Sie veränderten ihre Form, während sie sich bewegten. Sie wurden zu Albtraumgestalten oder zu etwas, das die Hundeähnlichen womöglich als »Schönheit« bezeichnen würden. Sie kreisten um ihre jeweiligen Opfer, spannen sie ein, machten sie zum Teil eines Traums oder eines Wahns.
    Arun hätte nicht zu sagen vermocht, warum der eine Nebel Schmerz und der andere Freude schenkte. Vielleicht lag es am Kraut, vielleicht auch an der geistigen Verfassung des jeweiligen Opfers. Es scherte ihn auch nicht sonderlich. Er stand einfach da, hinter Harmeaus Rücken, und beobachtete misstrauisch, was da vor sich ging.
    »Der Gog/Magog links neben dir«, sagte der Alte leise. »Er kämpft dagegen an und wird bald aus seinem Traum erwachen. Kümmere dich um ihn.«
    Was für eine billige Umschreibung für das, was ihm Harmeau auftrug! Arun nahm seine Waffe zur Hand, betrachtete kritisch die Schneide – und ließ sie dann hinabsausen. Auf den Kopf seines Opfers, das ihn verständnislos anstierte. Er tötete den Gog/Magog, fing ihn auf, bevor er haltlos zu Boden stürzte, und schleifte ihn zur Seite.
    Aswig war mit einem Mal da und half ihm beim Tragen. Der Junge war blass um die Nasenspitze. So etwas hatte er sicherlich nicht miterleben wollen. Aber gewiss Ähnliches auf dem Fliegenden Holländer erlebt.
    Die Hundeähnlichen seufzten und schnauften und winselten. Einer griff sich ans Herz, streckte die andere Hand verlangend nach der ihn umgarnenden Schimäre aus – und kippte dann vornüber. Sein Kreislauf

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