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Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Titel: Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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durch die Erdspalten weist.«
    Sie schwiegen wieder. Die Hitze, die vom Feuer ausging, spendete belanglose Wärme, die in ihren Körpern kaum noch einen Nachhall erzeugte. Alles in der Hütte war von zweifelhafter Qualität. Die Illusion von Schutz und Zuflucht wirkte nur oberflächlich. Bald schon würde sich in ihren Köpfen festsetzen, dass es die Wände gar nicht gab, dass sie nach wie vor den Elementaren ausgeliefert waren. Dann würden sie ihrem Schicksal nicht mehr entkommen können.
    »Du kannst jederzeit deine Gestalt ändern«, schlug Ruairidh vor. »Warum nimmst du keine Maulwurfsgestalt an und gräbst uns hier raus?«
    »Die Wandlung würde angesichts der Umstände Tage in Anspruch nehmen. Haben wir denn Tage zur Verfügung?«
    Er schüttelte den Kopf, und erst als er bemerkte, dass die blinde Gloria nicht reagierte, sagte er: »Nein. Wenn alles gut geht, sind wir hier drin für etwa vierundzwanzig Stunden sicher.«
    »Ein einziger Tag. Das ist alles, was uns noch bleibt, am Ende eines viel zu kurzen Lebens.«
    »Noch ist es nicht vorbei. Wir werden kämpfen! Ich werde den Cailleachs zeigen, was es bedeutet, sich mit Ruairidh anzulegen! Ich werde ...« Er verstummte und senkte traurig den Kopf. Wem sollte er denn etwas vormachen? Gloria durchschaute ihn, ohne Augen dafür zu benötigen. Es war vorbei mit den Dampfplaudereien.
    »Reden wir«, sagte Gloria mit sanfter Stimme. »Sprechen wir über unsere gemeinsame Geschichte. Über das, was gut war, und über das, was wir hätten besser machen können.«
    »Es gibt einen Ausweg! Ich weiß, dass es eine Lösung gibt! Wir müssen bloß fest daran glauben.«
    »Es ist mir nicht mehr wichtig.« Sie suchte nach seinem Arm, und diesmal schien sie ganz genau zu wissen, wo sie hintasten musste. »Es gibt Momente im Leben, da verändert sich jede Wertigkeit.«
    Gloria zog ihn an sich. Ihr Biberfell lag eng am Körper an, die reichlich mitgenommenen Flügel ebenso. Sie schloss die Augen, und es war ein seltsames, unangenehmes Gefühl, es hinter den Lidern zucken und arbeiten zu sehen. Doch er verstand, dass dies hier gut und notwendig war. Es würde seinem Leben einen Wert geben, den er bislang nicht gekannt hatte. Er würde etwas völlig Uneigennütziges tun, und er würde Gloria lieben, wie es Menschen taten. Mit Leidenschaft, aber auch darauf bedacht, es zu tun, um einen anderen glücklich zu machen.
    Das Feuer prasselte hell auf, als sie auf dem Boden davor niedersanken. Die Hitze, die sie umgab, durchdrang sie.

9.
    Der neue Herrscher
     
    Angela ließ den Rottenführer vorangehen. Der Gog/Magog drehte sich immer wieder zu ihnen um und achtete darauf, dass sie ihm folgen konnten. Der ehemalige Anführer einer Rotte junger Landsleute hatte im Kampf eine Niederlage erlitten. Er akzeptierte sie und beugte sich nun der Kristallhexe.
    Felix hielt sich in der Nähe seiner Frau auf. Sosehr sie sich auch weigerte, seine Hilfe anzunehmen – die Verletzung durch den Dolch Girne machte ihr wieder mehr zu schaffen. Sie stolperte oder torkelte, sie brabbelte sinnloses Zeug vor sich hin. Jedes andere Wesen wäre längst zusammengebrochen. Doch seine Frau hielt durch. Dank ihres eisernen Willens, ihres Hasses – und womöglich auch dank des Dolches, der sie tödlich verletzt hatte und gleichermaßen am Leben hielt.
    »Wir kommen bald in einen anderen Rotten-Bereich«, sagte ihr Führer und senkte ehrerbietig den Kopf. »Ich muss umdrehen. Ich gehöre nicht hierher. Der fremde Reviergeruch macht mich wahnsinnig ...«
    »Ich befehle dir, bei uns zu bleiben«, gab sich Angela unerbittlich, »und deine Leute ebenfalls.«
    »Das ist nicht richtig, Herrin. Ich ...«
    »Du hast mir nicht zu sagen, was richtig und falsch ist, Schoßhündchen!« Felix' Frau breitete ihre Arme weit aus und sorgte dafür, dass winzige Eiskristalle aus ihrem Gewand zu Boden fielen. Sie vermengten sich mit anderen, dunklen, die nach wie vor aus der Hüftwunde sickerten. Es war ein unheimlich anmutendes Bild, voll Kraft und voll Irrsinn. Es drückte eine Drohung aus, deren Wirkung sich der Rottenführer nicht entziehen konnte. Er duckte sich noch tiefer zu Boden, winselte und kroch dann beinahe auf allen vieren weiter, über jene unsichtbaren Geruchsgrenzen hinweg, die sein Revier markierten.
    »Das geht so nicht weiter!«, flüsterte Felix seiner Frau zu. »Du kannst sie nicht alle kontrollieren.« Er deutete hinter sich. »Sieh sie dir doch an, diese grässlichen Geschöpfe! Sie fürchten sich vor dir

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