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Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Titel: Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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genommen habe, kann ich mich ausruhen.«
    Felix nickte zögernd. Seine Frau belog sich selbst. Ein Reich zu erobern war die eine Sache. Doch es zu verwalten und neu zu organisieren – dies würde wesentlich mehr Kraft erfordern. Sie steuerte unabwendbar auf ihren Tod zu, er konnte nichts dagegen unternehmen. Und er brachte auch nicht den Mut auf, sich gegen ihren Willen zu stellen. Angela hatte immer gewusst, was zu tun war und wie viel sie sich selbst zumuten konnte. Warum sollte sich das ändern?
    »Es wird etwas wehtun«, sagte Felix und begutachtete den kristallenen Schorf rings um den Dolch Girne. Mit einem scharfen Messer kratzte er so viel wie möglich von der seltsamen Masse weg. Angela zuckte unter seinen Berührungen immer wieder zusammen; doch sie ließ die Tortur über sich ergehen, ohne auch nur einen einzigen Ton von sich zu geben.
    Die Flocken rieselten zu Boden und bildeten dort augenblicklich einen Miniaturwald an kristallenen Formen. Felix zertrat die Figuren angewidert. Was auch immer sie darstellten – sie stahlen seiner geliebten Frau das Leben, in winzig kleinen Dosen.
    Er stützte sie hoch. Sie wollte etwas sagen, ihm einmal mehr ihre Verachtung entgegenschleudern, ließ es dann aber bleiben. Angela war auf seine Hilfe angewiesen. Ohne ihn konnte sie kaum noch einen Schritt vorwärts machen. Ihre Beine wurden immer schwächer, ihr Kreislauf versagte.
    Er brachte sie zu einer eigens für sie angefertigten Liege, die es ihr erlaubte, sich trotz des Dolchs so bequem wie möglich zu betten, und begann, ihren verspannten Nacken zu massieren. Dies waren die schönsten Minuten im Laufe eines langen Tages im unterirdischen Reich der Gog/Magog. Jetzt gehörte sie ihm, ganz allein, und sie war viel zu schwach, um sich gegen seine Berührungen zu wehren. Ganz im Gegenteil: Sie genoss es, seine Finger zu spüren und Entspannung zu erfahren.
    Müde sagte sie: »Wenn die Schlacht geschlagen ist und wir den Thron erobert haben, wenn wir Alberich vernichtet haben – dann werden wir die Kinder nachholen. Sie können hier bei uns leben und all die Annehmlichkeiten genießen, die wir für sie haben.«
    »Das ist eine gute Idee«, murmelte Felix. Er wagte es nicht, an die Kinder zu denken. Zu schmerzvoll war die Erinnerung an sie.
    »Ich werde Alberich töten«, fuhr sie fort. »Mit meinen eigenen Händen. Mithilfe der Gaben, die ich besitze. Ich werde ihn leiden lassen. Danach werde ich die Gog/Magog, die unter König Akuró dienen, in unser Heer eingliedern und in Morgenröte einmarschieren. Das ganze Land wird mir gehören! Soll der Schattenlord doch zusehen, wie er ohne die Unterstützung der Kannibalen weiterkommt! Innistìr wird mir gehören, mir ganz allein!«
    Angelas Stimme wurde leiser. Sie murmelte Sinnloses vor sich hin, bis sie endlich in einen unruhigen Schlummer fiel. Felix massierte weiter. So lange, bis er fühlte, dass sich die verspannten Bereiche in ihrem Nacken lösten. Erst dann hielt er inne und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.
    Die Haut fühlte sich ledern an, und sie war eiskalt.
     
    Das Heer der Gog/Magog zog an einer der großen unterirdischen Hauptessen vorbei; an einem Werk aus Stahl und Stein und Hitze, in dem an anderen Tagen Hunde- und Wolfswesen rund um die Uhr arbeiteten und Waffen schmiedeten. Hier wurde stets gehämmert und geklopft, nie brannten die mithilfe von Kohle gefütterten Feuer nieder. Der Ausstoß betrug mehr als fünfhundert Waffen pro Schicht. Schwerter, Messer, Lanzen und einige wenige Hellebarden wurden hier hergestellt und für den Transport an die Oberfläche vorbereitet. Diejenigen, die hier arbeiteten, hatten die Hochachtung ihrer Landsleute – und eine besonders kurze Lebenserwartung. Die Arbeitsbedingungen waren grauenhaft. Doch das scherte die Schmiede und deren Helfer nicht. Sie erfüllten ihre Aufgaben mit einer Leidenschaft, die Felix völlig fremd war.
    Heute stand das Werk so gut wie still. Einige hundeähnliche Gog/Magog, die hier Fron- und Sklavendienste leisteten, taten ihr Bestes, um die Hauptfeuer am Brennen zu halten. Doch es war kein Hämmern und Klopfen zu hören. Die Arbeiter hatten sich Angela in Scharen angeschlossen, und wer sich von ihren Brandreden nicht hatte überzeugen lassen, war geflüchtet, irgendwohin, tiefer hinab in das dunkle Reich, um das Ende der Auseinandersetzungen zwischen ihr und Ingelau abzuwarten.
    Felix blieb stets neben seiner Frau. Er hatte sie während der letzten Stunden auf diese finale Schlacht

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