Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen
nebeneinander laufende Wunden, die sich rasch mit Blut füllten und den Gog/Magog zum Torkeln brachten. Aber er hatte sich gleich wieder unter Kontrolle, stieß weiter vorwärts, als wäre nichts geschehen.
Ringsum starben seine Begleiter wie die Fliegen. Angela wirkte ihre Kristallzauber wie niemals zuvor. Sie kämpfte mit einer Wut, die dem des Primats ähnelte; doch sie tat es, ohne jemanden zu berühren. Es war ihr Geist, der Mord und Tod bewirkte.
Felix wich erschrocken zurück, als Ingelau herangestürmt kam. Er wollte flüchten, wissend, dass er einem derartigen Gegner niemals würde entkommen können. Angela tat nichts dergleichen.
Sie lächelte. Und sie sang. Eine Melodie, deren Töne von schrecklicher Kälte waren und ringsherum alles gefrieren ließen. Freund und Feind stürzten zu Boden. Mit einem Mal waren sie mit Frostbeulen überzogen, ihre Glieder nutzlos geworden. Das Blut stockte und gefror in den Bahnen. Felix sah entsetzt zu, wie die Haut unter den Körperfellen der Gog/Magog blau anlief. Wie sie vergeblich versuchten, einen letzten Gedanken, ein letztes Wort zu formulieren und dann vornüberfielen, vom Schwung getragen, und leblos liegen blieben.
Ingelau stürmte weiter, als könnte er sich dem Tod verweigern.
Felix musste angesichts der herantobenden Bestie an die Geschichte vom Freibeuter Klaus Störtebeker denken, der, nachdem er geköpft worden war, an elf seiner Kameraden vorbeigetorkelt war und sie so gemäß einer Abmachung mit dem Bürgermeister der Hansestadt Hamburg vor dem Tod bewahrt hatte.
Auch Ingelau torkelte nach wie vor auf Angela und ihn zu, obwohl er längst tot sein musste. Tiefgefroren war er, und schwerste Verletzungen zeigten sich an seinem Oberkörper. Blut trat aus einigen Wunden hervor – und stockte, von einer dicken Schicht Raureif überzogen. Aber sein Körper bewegte sich noch, getrieben von einer Kraft, die Felix nicht begriff.
Angela fluchte gotteslästerlich. Neuerlich ließ sie Kristallzauber wirken. Ketten aus Eis verfingen sich zwischen den Beinen des Primats, hielten ihn fest – und brachten ihn schließlich zu Fall. Zwei Schritt vor ihr prallte er auf dem Boden auf. Er zersplitterte in tausend Stücke, die weithin kullerten und zwischen seinen Anhängern liegen blieben; da ein Fingerglied, dort ein fein verästeltes Stück seiner Lungen, unweit davon ein Augapfel und ein fahlweißes Knochenstück, an dem ein Stück tiefgekühltes Fleisch hing.
Die gegnerischen Gog/Magog hielten inne. Zögerten angesichts des grässlichen Anblicks, der sich ihnen bot. Es war, als hätte sie aller Mut verlassen, nun, da ihr stärkster Kämpe gestorben war und die Kristallhexe nach wie vor aufrecht stand und schrill über den Tod Ingelaus lachte.
Es war zu viel für sie. Sie gaben auf. Zogen sich zurück oder warfen die Waffen hin, um ihre Knie vor Angela zu beugen, ihre Niederlage einzugestehen.
Jubelgeschrei brandete allerorts auf; die Gog/Magog an ihrer Seite reckten die Schwertarme im Triumph weit in die Höhe, brüllten, begeisterten sich an ihrem Sieg, der allumfassend ausfiel und keinen Zweifel aufkommen ließ, wer der nächste Herrscher des Landes in der Tiefe sein würde.
Felix suchte mit Blicken nach Krasarhuu. Der Schwarzelf hielt sich wie immer im Hintergrund – und zog auch jetzt seine Fäden. Er sorgte dafür, dass ein Ruf laut wurde und bald alle anderen übertönte. Man schrie Angelas Namen mit voller Inbrunst, noch immer im Rausch des so glorreich errungenen Sieges über die Landsleute.
Felix trat hinter seine Frau. Er hatte längst die Anzeichen ihrer Schwäche erkannt. Sie konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten, ihre Knie zitterten sichtlich. Er stützte sie, so gut es ging. Für einen unbeteiligten Beobachter mochte es so wirken, als würde sie sich gegen ihn lehnen und seine Berührungen genießen.
Sie beide wussten es besser. Angela fühlte sich heiß an, sie schwitzte und stank nach Krankheit. Ihre letzten Kraftreserven waren aufgebraucht, und es war höchste Zeit, dass sie sich zurückzogen und er sich um sie kümmern konnte.
Felix flüsterte ihr einige Worte ins Ohr, sie wiederholte sie mit leiser Stimme, die dank Alberichs Kristall etwas mehr Volumen erhielt. Niemand bemerkte die Scharade. Die Gog/Magog waren in der Tat leicht zu übertölpeln, vor allem jetzt, da sie siegestrunken waren oder angesichts der Niederlage nicht wussten, wie es mit ihnen weitergehen würde.
Nur Krasarhuu war aufmerksam geblieben. Er lächelte Felix
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