Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen
Eis, auf Angela und auf den Käfig, in dem sein Vater saß. Er senkte den Kopf und achtete nicht weiter auf das Blut, das aus einem Ärmel über seine Hand rann.
»Was hältst du nun von einem Bündnis zu meinen Bedingungen?«, fragte die Kristallhexe mit sanfter Stimme. »Möchtest du niederknien und mich um Verzeihung bitten?«
Felix fühlte sich in seiner Rolle als Angelas Berater und Exekutor ihrer Pläne immer wohler. War es ihr Hass, der auf ihn abfärbte und ihn Dinge tun ließ, an die er früher niemals auch nur einen Gedanken verschwendet hätte?
Nun, da es darum ging, Macht zu erringen und weiter auszubauen, wusste er ganz genau, was zu tun war. Mit einer nie gekannten Skrupellosigkeit ließ er Anhänger des Primats Ingelau verfolgen und hinrichten. Er zettelte Intrigen an und sorgte dafür, dass sich königstreue Gog/Magog gegenseitig aufrieben. Oh, es gab so viele neue Sachen zu entdecken! Solche, die er in seinem beschaulichen Leben auf der Erde nicht gekannt hatte.
»Ingelau stellt sich zum Entscheidungskampf«, gab er bekannt und blickte die neu gewonnenen Verbündeten Angelas einen nach dem anderen an. »Er ist verzweifelt. Er weiß, dass sich immer mehr Leute gegen ihn stellen, je länger die Auseinandersetzungen dauern.«
Felix suchte nach Krasarhuu. Der Schwarzelf hielt sich wie immer im Hintergrund. Doch jedermann wusste, dass er eine der einflussreichsten Stimmen in dieser Versammlung war.
»Wir werden diese Schlacht gewinnen«, sagte Angela selbstbewusst.
»Natürlich werden wir das«, meinte Felix. »Aber es wäre gut, wenn du dich zurückhalten würdest ...«
»Wie ich mich verhalte, geht dich nichts an!«, sagte sie herrisch. »Alle Gog/Magog, die es wagen, sich gegen mich zu stellen, sollen sehen, gegen wen sie antreten müssen. Ich werde vorneweg gehen und sie spüren lassen, was es bedeutet, die Kristallhexe herauszufordern.«
Die Verbündeten grunzten, schnauften und grölten vor Begeisterung. Dies entsprach ganz ihrer Vorstellung vom Schlachten und vom Morden. Sie wollten einen Herrscher haben, der noch grausamer und noch skrupelloser als sie selbst vorging – und Angela stellte sich bereitwillig dieser Herausforderung.
»Ihr habt keine andere Aufgabe, als mich vor einem Hinterhalt zu schützen«, sagte Felix' Frau. »Ich befehle die kräftigsten und mutigsten Krieger an meine Seite.«
Ihre Blicke galten Krasarhuu. Natürlich. Sie wollte den Schwarzelfen in ihrer Nähe wissen, so dass er nicht auf dumme Ideen kam und versuchte, seinen Vater zu befreien. Der Mischling war zudem der Einzige in ihrem bunt zusammengewürfelten Heer, der so etwas wie taktische Raffinesse beherrschte und Situationen einschätzen konnte. All die anderen Gestalten, die in ihrem Hauptquartier herumlungerten, hatten sich hauptsächlich durch besondere Grausamkeit und Gewissenlosigkeit hervorgetan. Und sie hassten den Primat aus dem einen oder dem anderen Grund.
Angela erklärte ihr Vorhaben in groben Zügen und zeichnete mit Kohlestäben einige taktische Vorgaben an ihre Truppen auf. Die Gog/Magog nickten stumpf. Manche von ihnen hatten sichtlich Schwierigkeiten, sich ihre Pflichten zu merken, und sobald sie ihren Landsleuten im Kampf gegenüberstanden, würden sie wohl auch den Rest vergessen. Doch es reichte, wenn sie sich zumindest den Anschein gaben, wohl organisiert zu sein. Primat Ingelau galt als leidlich fähiger Reichsverwalter und keinesfalls als Kriegsherr.
Die Besprechung endete mit neuen Treueschwüren und einigen Liedern, die meist vom Verschlingen tapferer, gefallener Gegner erzählten. Felix kümmerte sich nicht weiter darum. Noch vor einigen Tagen hatte er bei dem Gedanken an die Essensgewohnheiten der Gog/Magog seinen Mageninhalt hochgewürgt. Doch er hatte sich sowohl an den Geruch gewöhnt, der durch die Lager der Wolfsähnlichen schwebte, als auch an die rohe und lebensverachtende Art, nach der sie lebten.
Sie blieben alleine zurück. Auch Krasarhuu verließ sie, nach einem letzten und bitterbösen Blick in Angelas Richtung. Sein Vater war an einem Ort versteckt, der nur der Kristallhexe und ihm, Felix, bekannt war.
Angela war bleich im Gesicht, die Lippen zu schmalen Linien zusammengepresst. Er schob ihren Stuhl weg vom roh behauenen Tisch, um den sich die Gog/Magog zusammengesetzt hatten.
»Die Wunde blutet wieder stärker«, sagte er.
»Ich weiß. Ich kann es fühlen.« Angela winkte ab. »Es ist bloß die Anstrengung. Sobald ich Ingelau besiegt und den Thron in Besitz
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