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Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Titel: Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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passierte weitere Wächter. Ein Gehege, in dem junge Gog/Magog ausgebildet wurden. Eine Schmiede, in der die großartigsten Handwerker arbeiteten und den Hofstaat eigens mit zeremoniellen Waffen ausstatteten. An der Küche, in der auf Felix' ausdrücklichen Wunsch für sie beide Gemüse zubereitet wurde und die Herkunft jedes einzelnen Stücks Fleisch belegt werden musste.
    Dann der Thronsaal. Grob gehauene Bänke waren um mehrere Tische angeordnet, die auf krummen Wurzelbeinen ruhten. Talglampen warfen ein unruhiges Licht auf jenen Platz im Hintergrund des Raums, der seiner Frau zustand. Er war aus miteinander verleimten Oberschenkelknochen gefertigt, die wiederum von Häuten überzogen waren. Dicke Fleischfliegen umschwirrten den Stuhl; ein einzelner Gog/Magog war ständig damit beschäftigt, die Störenfriede zu vertreiben und mit riesigen Klatschen zu töten.
    Einige Ratsherren tuschelten im Hintergrund miteinander. Als sie seiner ansichtig wurden, nickten sie Felix ehrerbietig zu und redeten dann weiter. Sie gehörten zu jener kleinen Splittergruppe an Gog/Magog, die mit Angelas Plänen nicht immer einverstanden waren und Zweifel anbrachten. Er tat gut daran, sie im Auge zu behalten.
    Er setzte sich an einen der Tische und ließ sich verdünnten Wein kredenzen. Er trank ohne Bedenken. Die Gog/Magog erachteten einen Giftmord als Tat, die sie in die tiefsten Höllen schicken würde. Es galt als unehrenhaft, einen Gegner anders als durch einen Schwerthieb zu töten.
    Die Ratssitzung würde bald beginnen. Scharenweise trudelten sie nun ein, die wichtigsten Generäle, Torwächter, Verwaltungsleute, Nahrungsverteiler, Waffenhersteller. Sie begegneten einander mit wenig Respekt. Ein Gog/Magog betrachtete den anderen stets als Konkurrenten, und hier, in einem Saal, der nun fast ausschließlich Alphatiere beherbergte, kamen die Rivalitäten mitunter sehr deutlich zum Vorschein. Doch der Oberste Scharfrichter, der sich ebenfalls unter den geladenen Gästen befand, musste nicht sonderlich oft eingreifen. Das Wissen um die Nähe zur Kristallhexe Angela hinderte die Ratsherren daran, Unruhe zu stiften.
    »Können wir beginnen?«, fragte Felix, nachdem er mehr als fünfzig Anwesende gezählt hatte.
    Die männlichen und weiblichen Gog/Magog setzten sich an ihre Plätze. Nur wenige Stühle blieben frei; unter ihnen der Krasarhuus, wie so oft.
    »Wie geht es der Herrscherin?«, fragte ein vorwitziger Ratsherr.
    »Gut. Sie hat mir aufgetragen, die heutige Sitzung zu leiten. Angela ist mit Planungen beschäftigt, die sie mich bittet, dem Volk der Gog/Magog zugänglich zu machen.« Felix zog ein Stück Papier hervor. Es war sein wichtigster Besitz. Es veranschaulichte die Größe des Reichs, über das seine Frau und er herrschten, und es machte ihm klar, dass sie noch nicht stark genug waren, um gegen Alberich vorgehen zu können. »Wir müssen unsere Anstrengungen nochmals verstärken. Wir müssen weitere Gebiete zum Erzabbau erschließen. Die Nahrungssuche und der Handel an der Oberfläche gehen nur schleppend voran. Angesichts dessen, dass wir unsere Vorräte aufstocken müssen, bin ich enttäuscht von euch allen – und die Herrscherin ist es ebenfalls.«
    Böse Blicke trafen ihn. Doch die Gog/Magog blieben ruhig. Es reichte, Angelas Namen zu nennen – und schon herrschte Stille.
    »Was habt ihr dazu zu sagen?«
    »Wir tun unser Bestes«, meinte der Vorsteher einer der größten unterirdischen Schmieden. »Leider sind wir in unseren Mitteln eingeschränkt. Das Handwerk ist nicht mehr sonderlich beliebt. Jedermann mit zwei starken Armen möchte beim bevorstehenden Zug an die Oberfläche mit dabei sein.«
    »Mit anderen Worten: Ihr habt versagt. Du hast deine Ziele nicht erreicht.«
    Tiefes Grollen antwortete ihm. Der Schmied hasste es, so wie alle, die hier an den Tischen saßen, heruntergeputzt zu werden, und noch dazu, wenn er, ein Mensch, also im Grunde Futter, jene Worte aussprach, die ihn demütigten.
    »Ich erwarte bis zur nächsten Sitzung bessere Nachrichten«, fuhr Felix fort. »Andernfalls wärst du gut beraten, den Weg noch weiter in die Tiefe anzutreten. So tief, dass die Kristallhexe dich nicht mehr finden kann. Verstanden?«
    »Verstanden«, meinte der Schmied kleinlaut.
    Sie waren ja so leicht zu nehmen! Demütigungen waren unerträglich für sie. Sie stachelten die Gog/Magog an. Entweder kamen sie damit zurecht und lieferten danach einigermaßen brauchbare Arbeit ab – oder sie liefen davon, mit eingerollten

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