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Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Titel: Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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davon.
    Seine Arbeit war getan, er war müde. Er rief einen der Wächter, die am Eingang zu ihrem Privatbereich Dienst taten, und hieß ihn, in den nächsten Stunden niemanden zu ihnen vorzulassen. Dann gesellte er sich wieder zu Angela. Bewundernd betrachte er die Arbeit der Kristalle. Sie überzogen allmählich die Haut seiner Frau wie eine Patina, eroberten Stück für Stück ihres Körpers. Kaum hatten sie ein Gebiet erobert, den Bereich rings um den Ellenbogen zum Beispiel, verstärkten sie das Wachstum in die Höhe. Sah man genau genug hin, konnte man glauben, dass sie winzige Städtchen ausbildeten, bevor sie neue, winzig kleine Boten aussandten, die unbekanntes Gebiet sichteten und für nachdrängende Kristallsplitter aufbereiteten.
    Felix folgte einem Impuls, den er sich selbst nicht erklären konnte. Er beugte sich zu Angelas Leib hinab und leckte über den besonders vom Kristallwuchs stark befallenen Bereich rings um den Dolch Girne. Er schmeckte – süßlich und prickelnd.
    Er kam hoch, sah seiner Frau tief in die Augen und küsste sie dann. Sie erwiderte seine Zuneigung nicht, aber sie blieb ruhig, und als er ihr ein wenig vom Kräutersud in den Mund träufelte, zeigte sie doch ein gewisses Interesse an ihm.
    Alles war gut.

13.
    Rettung
     
    Rings um sie veränderte sich alles. Ihre Deckung wurde weniger, verlor an Substanz. So, wie sie den Glauben an eine Rettung verloren. Ein Wunder musste her. Eines, wie es nur alle tausend Jahre geschah.
    Ruairidh sah Gloria an. Dieses hässliche und wundervolle Geschöpf, das er zu lieben gelernt hatte und dessen Augen nun an ihm vorbei ins Leere starrten. Er schob ihr eine Locke aus der Stirn. Sie fiel wieder zurück. Glorias Haar verhielt sich genauso störrisch wie die Frau selbst. Sie war ein Persönchen mit Charakter und ganz besonderen Eigenheiten. Mit einer Tiefe, die man erst auf dem dritten oder vierten Blick wahrnahm.
    »Die Wände lösen sich auf, nicht wahr?« Es war weniger eine Frage denn eine Feststellung. Gloria fühlte, dass sich das Haus auflöste und die Illusion von Sicherheit der bitteren Wahrheit Platz machte.
    Ruairidh wich einer direkten Antwort aus. »Wir haben noch ein klein wenig Zeit.«
    Sekunden oder Minuten. Vielleicht eine Stunde noch. Zeiteinheiten, die nicht einmal im Leben der kurzlebigen Menschen eine besondere Rolle spielten, bekamen nun eine besondere Bedeutung.
    Er berührte Gloria. Streichelte sie. Wollte sich jede einzelne Linie ihres Gesichts einprägen, um sie in den letzten Momenten seines Lebens vor sich zu haben. Nicht die vielen dummen und lausbübischen Dinge, die er angestellt hatte, definierten ihn. Sondern Gloria. Sie wertete seine Existenz auf.
    Schade. Niemand wird jemals erfahren, was hier geschehen ist. Man wird vom Ende eines Diebespaares sprechen – und nicht von zwei Liebenden, die gemeinsam und einander heftig umklammernd in den Tod gegangen sind.
    Das Feuer flackerte. Ein Dachsparren klapperte zu Boden und löste sich vor seinen Augen auf. Zwei der Seitenwände lösten sich langsam auf. Die auf Regalen angesammelten Erinnerungsstücke früherer Besucher der Hütte verloren an Substanz und wurden zu Schemen, die letztlich verschwanden.
    Ruairidh sah drei Cailleachs hereinlugen. Sie brachten Kälte und Bösartigkeit und Hass mit sich. Alles an ihnen war abgrundtief schlecht. In ihnen stauten sich verdrehte, pervertierte Emotionen auf, die sie hier entwickelt hatten, während sie allmählich ob ihrer Isolation wahnsinnig geworden waren.
    »Wir holen euch!«, rief der eine.
    »Wir werden euch bei lebendigem Leib auffressen«, drohte der Nächste.
    »Ihr werdet leiden, wie ihr es euch selbst in euren schlimmsten Träumen nicht vorstellen könntet!«, rief der Dritte, der größte der Cailleachs. Er griff ins Innere, mit rasch ausgebildeten Klauenhänden aus Nebel und Feuchtigkeit – und er zog sie rasch wieder zurück, als er einen Rest fester Substanz fühlte, der die Hütte noch glaubwürdig erscheinen ließ.
    Weitere Sekunden Lebenszeit, weitere Minuten blieben ihnen – aber ganz gewiss keine Stunde mehr.
    Ruairidh zog Gloria enger an sich, hin zum erlöschenden Feuer, und küsste sie zärtlich. Sie erwiderte seine Leidenschaft. Auch sie klammerte sich verzweifelt am Leben fest, an seiner Nähe und seinen Zärtlichkeiten, von denen er bislang nicht einmal gewusst hatte, dass er sie geben konnte.
    »Es ist gut«, murmelte er zwischen zwei Küssen.
    »Ja. Wir haben alles richtig gemacht in diesen letzten

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