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Schattenlord 3 - Herrscher de Drachenthrons

Titel: Schattenlord 3 - Herrscher de Drachenthrons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Traum.« Er streckte die Hand aus. »Komm, Gina! Du gehörst ins Leben, nicht in die Fantasie einer anderen.«
    Wie sie erwartet hatte, zögerte das Mädchen. »Ich darf nicht einfach so gehen.«
    »Ich würde sehr wütend werden, wenn sie das täte.«
    Die Schöpferin fuhr herum, als sie die dunkle Stimme hörte. Sie wusste, dass sie zu ihm gehörte, noch bevor sie einen Blick auf ihn warf.
    Er war groß, hager, die Augen kalt wie das Eismeer, das Gesicht hart wie Granit. Sie hätte ihn überall erkannt, in einer Menschenmenge, auf einem vergilbten Foto, in tiefster Dunkelheit.
    »Vorgesetzter«, sagte sie.
    »Mit wem redet sie?«, fragte einer der Männer an der Treppe.
    Finn antwortete ihm: »Keine Ahnung.«
    Sie können ihn nicht sehen, dachte die Schöpferin. Diesen Gefallen erweist er nur mir.
    »Wie ich sehe, hast du gut auf die Tasche achtgegeben.«
    »Wie Sie es befohlen hatten.« Um sie herum gingen die Unterhaltungen weiter. Sie ahnte, dass die anderen versuchten, das Mädchen zu illoyalem Verhalten zu überreden, dass sie selbst angeschrien wurde, aber das war ihr egal. Der Vorgesetzte sprach zu ihr; es war die größte Ehre ihres Lebens.
    »Diesen Befehl hebe ich jetzt auf. Gib mir die Tasche.«
    Sie wollte ihm gehorchen, aber ihre Hand bewegte sich nicht, blieb an ihrer Seite hängen, die Finger so fest um die Tasche gekrallt, dass es ihr wehtat.
    Stimmen bahnten sich den Weg in ihren Verstand.
    »Wo kommt das Loch im Boden her?«
    »Es ist ihr Traum. Sie kann machen, was sie will.«
    »Wenn sie die Tasche hineinwirft, sind wir erledigt. Wir brauchen die Buchstaben!«
    »Hey, Sie ... du ... Frau? Tu es nicht. Du verurteilst uns alle zum Tod, dich auch, wenn du die Tasche hineinwirfst.«
    Der Vorgesetzte lächelte. »Sie kennen nicht einmal deinen Namen.«
    »Ich weiß.«
    »Warum widersetzt du dich mir dann?«
    Sie horchte in sich hinein, suchte nach der Antwort. »Weil Sie mich dann nicht mehr brauchen. Weil ich unnütz wäre.«
    Sah sie Ärger auf seinem Gesicht? Nein, das konnte nicht sein. Er war zu perfekt, um etwas so Primitives zu fühlen.
    »Du wirst nie unnütz sein. Komm mit, dann werde ich dir eine wichtigere, größere Aufgabe zeigen.« Er streckte eine makellose Hand aus. »Und nun gib mir die Tasche.«
    Der Gedanke an eine neue Aufgabe, an das Vertrauen des Vorgesetzten spornte die Schöpferin an. Was konnte größer sein als diese Welt, die sie selbst erschaffen hatte, was wichtiger als die völlige Kontrolle über alles, was sie sah?
    Ich werde es herausfinden.
    »Nein!«, hörte sie Finn schreien. »Tu es nicht!«
    Die Schöpferin machte einen Schritt auf den Vorgesetzten zu. Etwas riss an ihrer Hand.
    »Tu es nicht!«

    Finns Schrei riss Gina aus ihrer Benommenheit. Sie sah das riesige Loch im Boden und die Frau im senffarbenen Kostüm, die nur einen kleinen Schritt davon entfernt war.
    Ich will hier nicht bleiben! An etwas anderes konnte sie nicht denken.
    Mit einem Sprung erreichte sie die ältere Frau, mit einem Ruck entriss sie ihr die Handtasche. Sie glitt aus, spürte, wie ihr Fuß am Rand des Lochs abrutschte, fing sich aber wieder und warf sich nach vorn, der Treppe entgegen.
    Aus den Augenwinkeln sah sie die Frau im senffarbenen Kostüm straucheln. Sie streckte die Hand nach jemandem aus, obwohl niemand außer ihr auf dem Podest stand, dann verschwand sie lautlos und so plötzlich in dem Loch, als hätte es sie nie gegeben.
    Finn fing Gina auf. Sie dachte, er würde sie umarmen, ihr vielleicht aus Erleichterung einen Kuss geben, aber er zerrte sie nur die Stufen hinunter und warf Rimmzahn die Tasche zu.
    »Los!«
    »Was soll denn ...«, begann sie, doch dann sah sie den Grund für seine Hektik. Das Fabrikdach löste sich allmählich auf, ebenso die Wände und Teile der Einrichtung. Über ihr kam kein Himmel zum Vorschein, neben ihr kein Acker, sondern etwas, vor dem ihr Geist zurückschreckte, als habe er Angst, sich zu verbrennen.
    Nichts, dachte sie. Da draußen ist nichts.
    »Seht nicht hin!«, rief Finn. Er hockte bereits am Boden und sortierte mit Rimmzahn die Buchstaben aus den Taschen. »Es könnte euch den Verstand kosten.«
    Gina legte sich die Hände vor die Augen. »Was passiert denn hier?«
    »Es gibt keine weiteren Träume mehr«, sagte Rimmzahn. »Wir müssen diese Daseinsebene verlassen, bevor sie vergeht.«
    Sie fragte nicht, was geschehen würde, wenn sie scheiterten.
    »Da ist das Ü«, sagte Reggie.
    Gina spreizte die Finger und blickte vorsichtig hindurch.

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