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Schattenlord 3 - Herrscher de Drachenthrons

Titel: Schattenlord 3 - Herrscher de Drachenthrons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Die Arbeiter hämmerten ungerührt weiter, obwohl schon über die Hälfte der Halle verschwunden war und immer mehr verblasste und verging.
    »Das ist es!« Finn sprang auf. »Kommt, stellt euch alle um die Buchstaben, nehmt euch bei den Händen.«
    Gina ergriff Emmas und Rimmzahns Hand. Die Buchstaben auf dem Boden formten einen Satz, den sie nur zu gut kannte. Wir werden morgen früh weider bei den anderen sein.
    »Da steht weider«, sagte sie.
    »Verflixt.« Reggie bückte sich und tauschte die Buchstaben aus. Hinter ihm verschwand die Wand.
    »Los!«, schrie Rimmzahn. »Schließt die Augen und sagt den Satz! Glaubt ihn!«
    Gina kniff die Augen zusammen.
    »Wir werden morgen früh wieder bei den anderen sein.«
    »Wir werden morgen früh wieder bei den anderen sein.«
    »Wir werden morgen früh wieder bei den anderen sein.«
    Sie glaubte fest daran.
    Es knallte.

    Es knallte.
    Die Schöpferin öffnete die Augen, blinzelte in helles, reines Morgenlicht. Sie hockte in einer Astgabel, lehnte sich mit dem Rücken an den warmen, rauen Stamm. Die Insekten und Würmer waren verschwunden, nur einige zerbrochene Chitinpanzer lagen wie Muscheln im Sand.
    Die Schöpferin sah sich um. Niemand saß mehr auf den anderen Bäumen, sie war allein. In ihren Gedanken hallte die Stimme des Vorgesetzten nach, wenn sie die Augen schloss, glaubte sie, sein Gesicht zu sehen, wenn sie den Arm ausstreckte, konnte sie ihn beinahe berühren. Sie versuchte sich daran zu erinnern, wann sie jemanden zuletzt hatte berühren wollen, aber ihre Erinnerung war leer. Keinen Menschen hatte sie je gemocht, keine Begegnung je genossen, bis auf diese eine in einem Traum, der mit dem Erwachen langsam verwehte.
    Sie war eine Schöpferin gewesen in diesem Traum, hatte eine Welt so perfekt, so kalt, so starr erschaffen, dass sie wünschte, dorthin zurückkehren zu können.
    Vorsichtig stieg sie von dem Baum hinab, hängte sich die Handtasche über den Unterarm und strich die Falten aus ihrem senffarbenen Kostüm. Es war schmutzig geworden; sie hasste Schmutz. Eigentlich, wenn sie ehrlich zu sich selbst war, hasste sie alles in dieser Welt und der, aus der sie der Flugzeugabsturz gerissen hatte. In ihrer eigenen war ihr das bewusst geworden.
    Wer Perfektion erlebt hat, kann mit Schwächen schlecht leben, dachte sie. Dann wandte sie sich von der kleinen Lichtung ab und ging los, ohne auf die Richtung zu achten. Sie würde nicht weit kommen, dessen war sie sich sicher.
    Die Sonne brannte auf ihrer hellen Haut, die Füße schmerzten in den Schuhen, die für kurze Wege zwischen Büros gedacht waren und nicht für den Sand der Savanne. Trotzdem beschwerte sie sich nicht. Sie genoss die Einsamkeit, die mit der Erkenntnis kam, der einzige Mensch in dieser - wie hatte Finn es noch am Vorabend genannt? Blase? - zu sein. Keine unnützen Worte, keine Schritte außer ihren eigenen, kein fremder Atemzug, nur Stille.
    Als der Schatten des Raubvogels über das hohe Gras strich, war sie beinahe erleichtert. Sie blieb stehen und hob den Kopf. Der Raubvogel hatte sie bereits entdeckt, seine Kreise wurden enger, sein Kopf drehte sich ihr zu, ließ sie nicht aus den Augen.
    Sie sah kurz an sich hinunter. Schmutziges Kostüm, zerrissene Strümpfe, staubige Schuhe, daran konnte sie nichts ändern. Sie stellte die Handtasche neben sich in den Sand und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Dann sah sie dem Raubvogel entgegen. Er legte seine Flügel an, schoss nach unten, näher und näher heran.
    Die Schöpferin, so machtlos und klein in dieser unvollkommenen Welt, blickte in die Augen des Vogels. Hart, kalt, perfekt waren sie. Keine Gnade lag darin und keine Menschlichkeit - wie in den Augen des Vorgesetzten.
    Ein Stoß seiner Flügel schleuderte sie zu Boden. Seine Krallen gruben sich in ihre Brust.
    Dann ging es ganz schnell.

5
     
    Landungen
     
    L aura rückte näher an Milt heran, hielt ihren Kopf dicht an den seinen und flüsterte ihm ins Ohr:
    »Was haben wir seit unserer Ankunft in dieser Welt noch nicht gesehen?« Ihr Atem kitzelte die kleinen Härchen an seinem Hals.
    Er dachte einen Moment lang über ihre Frage nach. Es fiel ihm schwer, an ein Wesen wie den Schattenlord zu glauben, doch dass sich Elfen in ihrer Gruppe befanden, akzeptierte er, ohne zu zögern. Durch seine Erfahrungen mit Geistern war er aufgeschlossener geworden, war bereit, auch Dinge zu akzeptieren, die sich normalen Erklärungsversuchen sperrten, aber der Schattenlord lag weit jenseits der Grenze,

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