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Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers

Titel: Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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euch was gestehen«, hörte Laura Maurices Stimme hinter sich. »Also, ich bin bestimmt nicht der Einzige, obwohl es keiner bisher zugegeben hat, vermutlich, weil es nicht politisch korrekt ist. Drauf gepfiffen, ich sag's euch jetzt: Ich lechze nach einem Zigarillo!«
    »Ah, hör mir auf!«, rief Finn theatralisch. »Das Einzige, was ich noch von meiner Welt besitze, ist eine zusammengeknüllte leere Zigarettenschachtel, die ich eifersüchtig hüte wie ein Drache seinen Schatz! Ab und zu schnüffle ich daran, aber ich habe schon fast allen Tabakgeruch rausgezogen.«
    »Ich gönne mir ab und zu eine Zigarre«, bekannte Jack, woraufhin die anderen lachten und riefen, genau das hätten sie auch von ihm gedacht. Einer bezeichnete ihn als »Bruder von Arnie«.
    Felix räumte ein, schon lange mit dem Rauchen aufgehört zu haben, dass er aber nun ab und zu doch einmal gern einen kleinen Zug getan hätte. Einfach nur, um die Nervosität loszuwerden. Andreas konnte das alles nicht nachvollziehen, er hatte noch nie Verlangen nach Tabak gehabt. Norbert wies empört von sich, jemals geraucht zu haben, und die beiden Elfen baten, damit aufzuhören, weil sie es sonst nicht mehr aushalten könnten.
    Sie lachten und fingen an, sich Anekdoten zu erzählen.
    Was ist an mir, dass ich mich nicht daran beteiligen kann?, dachte Laura. Ist es, weil sie Männer sind und ich eine Frau? Können sie einfach abschalten, sich anpassen, alles von sich wegschieben, um Kräfte zu schonen, und ich nicht?
    Sie konnte es nicht. Vielleicht nicht jetzt in diesem Moment, vielleicht nie. Laura dachte ständig an die beiden Kinder, an Zoe, an die Geiseln. Sie fühlte sich völlig zerrissen, weil sie nicht wusste, wo sie zuerst anfangen, zur Rettung hineilen sollte. Sie hatte sich für die Kinder entschieden, weil die grausame Ermordung von Luca immer noch deutlich vor ihren Augen stand - auch wenn sie nur eine Illusion gewesen war. Sie hatte echt gewirkt, Laura hatte daran geglaubt. Und sie wusste, dass es keine weitere Warnung mehr geben würde, das nächste Mal würde es wirklich geschehen.
    Was will der Schattenlord nur von mir? Was habe ich, das er benötigt? Warum nimmt er es sich nicht gleich?
    Sie hatten sechs Wochen zur Verfügung - sechs mal sieben Sonnenaufgänge -, um alle Dinge zu richten, die ihnen Alberich auferlegt hatte, damit sie nach Hause konnten. Danach verblieben noch fünf Wochen Spielraum. Das Schlimmste war, sie konnten sich nicht einmal allem verweigern und sich entschließen zu bleiben - weil ihre Lebenszeit ablief. Sie gehörten nicht in diese Welt, waren Fremdkörper, und wenn sie ihr Leben verloren, irrten sie auf ewig als verlorene Seelen in Innistìr umher.
    Und schon waren ihre Gedanken bei dem unheimlichen Schiff, ein »perfekter« Übergang.
    Was der Name »Seelenfänger« genau zu bedeuten hatte, darüber wollte Laura lieber nicht nachdenken. Im Allgemeinen bedeutete es das Schanghaien von Menschen, die dann zu wer weiß welchen Zwecken missbraucht wurden; Sklavendienste allen voran. So wie jetzt vermutlich im Fall von Luca und Sandra, und ein Bann mochte dabei helfen, sie gefügig zu halten. Irgendein Zugriff auf ihre Seelen, von denen diejenigen, die das Schiff steuerten, vielleicht profitierten und sich Kräfte holten.
    Laura hatte schon eine Menge Horrorfilme gesehen und konnte sich viele Szenarien vorstellen, was mit den Kindern geschah.
    All das passte zur Theorie über den Fliegenden Holländer. Die Elfen mochten sich darüber lustig machen und es als Mär abtun - ziemlich skurril, übrigens -, aber wieso sollte ausgerechnet diese Legende nicht wahr sein? Weil Norbert recht hat und es nie ein richtiges Märchen war, sondern ein romantischer Stoff von vor wenigen Jahrhunderten, der mit der Zeit immer weiter aufgebauscht und neu interpretiert wurde?, fistelte ein giftiges Stimmchen in ihr.
    Laura setzte sich ans moosige Ufer des Waldtümpels. Stille herrschte um sie, die Stimmen ihrer Gefährten waren nur noch leises Gemurmel, ganz ähnlich dem gelegentlichen Glucksen, wenn eine kleine Welle gegen das Ufer schwappte. Orchideen wuchsen am Rand, die zartgelb in der beginnenden Dunkelheit schimmerten. Wenn Laura jetzt von dem Wasser trinken würde, würde es wahrscheinlich jeden Geschmack annehmen, den sie sich wünschte.
    Auch den nach Trost?
    Sie sah nicht auf, als sie jemanden nahen hörte, sie kannte inzwischen den weichen Schritt eines Elfen, der bemerkt werden wollte; ansonsten bewegten sie sich nämlich lautlos.

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