Schattenlord 5 - Sturm über Morgenröte
spitzohrigen Sorte bei uns?«, fragte Milt mit dunkler Stimme.
Cedric wiegte den Kopf. »Ein paar tausend, schätze ich. Und dann gibt es noch ein paar hundert Menschen, die, aus welchen Gründen auch immer, zwar nicht unsterblich, aber langlebig sind, etwas von Magie verstehen und so weiter.« Er lachte kurz. »Wacht auf, Leute! Ihr wisst inzwischen, dass es mehrere Welten gibt - neun, um genau zu sein, wobei auch wir Elfen nicht alle betreten können. Aber eure und meine Welt, die sterbliche und die Anderswelt, waren sich immer schon sehr nahe. Es gab eine Zeit, da waren sie eins, auch Elfen und Menschen. Eines Tages trennte sich der Urstamm, die Elfen wählten die Unsterblichkeit, die Menschen ... wurden eben die heutigen Menschen. Aber weiterhin lebten wir noch über die Jahrtausende hinweg miteinander, die Welten waren offen wie zwei Räume mit einer großen Verbindungstür. Dann wurde diese Verbindungstür geschlossen, die beiden Welten getrennt. Aber das bedeutete nicht, dass es zu keinem gegenseitigen Kontakt mehr kam. Ende der Geschichte.«
»Ich werde dir nie wieder vertrauen«, sagte Milt böse.
»Das ist lächerlich, Milt«, erwiderte Cedric gelassen. »Ich habe dir bisher nie geschadet, du hast mir also vertrauen können. Was soll sich daran geändert haben? Ich bin immer noch derselbe Cedric, der ich vorher war. Ich verstehe deinen Zorn nicht, denn wir waren bisher keine guten Freunde, die sich alles sagen. Wir sind jedoch Leidensgefährten, und als solche könnt ihr alle euch wie bisher voll und ganz auf mich verlassen. Mir ist daran gelegen, nach Hause zurückzukehren - in die Menschenwelt. Da wir alle drinhängen, ziehen wir das auch gemeinsam durch.«
Felix sprang Milt bei. »Elfen sind unzuverlässig. Das beste Beispiel sind Glatzkopf und Bohnenstange.«
»Aber ich bin jetzt hier und war es auch vorher«, versetzte Cedric. Von seinem sonstigen aufbrausenden Temperament war nichts zu bemerken. »Und im Übrigen halte ich nichts von Pauschalisierungen und allgemeingültigen Vorurteilen.«
»Punkt«, sagte Finn zum ersten Mal wieder etwas. Er legte Milt eine Hand auf die Schulter. »Jetzt beruhige dich doch endlich, Kumpel.«
»Ich verstehe es nur nicht«, sagte Milt aufgebracht. »Und ich betrachte das gesamte Unglück jetzt aus einer neuen Perspektive. Wie viele Elfen waren denn nun wirklich an Bord? Offenbar sehr viel mehr, als wir bisher angenommen haben. Das bringt mich zur nächsten Frage: Wie viel Zufall war denn tatsächlich dabei, dass wir hier gestrandet sind?«
»Tja, das Flugzeug wurde gewiss absichtlich gelenkt, davon gehe ich aus«, sagte Finn.
»Aber wie viele Passagiere sind denn nun in diese Aktion involviert? Dahinter steckt ein sehr viel perfiderer Plan, als wir bisher angenommen haben. Ein paar von uns hatten das Pech, dabei zu sein, weil bei uns nicht rechtzeitig die Alarmglocken geklingelt haben und wir nicht gleich am Flughafenschalter umgedreht sind.«
»Milt, du meinst also, auch wir - oder, konkret, ich - könnten beteiligt sein?«, fragte Felix fassungslos.
»Ich weiß nicht mehr, was oder wem ich glauben soll, Felix.«
»Dann gilt dasselbe für dich wie vorhin für Felix, mein Freund«, sagte Cedric ruhig, »werd erwachsen. Du bist aus deinem behüteten Nest gefallen. Hat ja wohl lange genug gedauert, aber jetzt stell dich der Herausforderung wie ein Mann und nicht wie eine beleidigte Mimose. Bisher habe ich dich als Mann respektiert, aber momentan benimmst du dich wie eine paranoide Memme.«
Finn hob die Hände. »Also wollen wir es jetzt gemeinsam durchziehen oder nicht?«
Milt gab sich einen Ruck und stieß einen Seufzer aus. »Okay. Ihr habt recht.« Endlich ohne Zorn sah er Cedric an. »Ich bin ein Banause, das haben wir vorhin ja schon festgestellt. Trotz der Touristenbetütelung ist mein Horizont offenbar ziemlich beschränkt. Aber ich lerne. Und offen gestanden ... passt es zu dir, ein Elf zu sein. Du bist ein Mann wie ein ...«
»Erdbeben«, warf Finn grinsend ein.
Milt sah ihn überrascht an, dann grinste auch er versöhnlich. »Das trifft zu.«
Cedric nickte Milt zu, für ihn war damit ebenfalls die Auseinandersetzung beendet.
»Und wir können die Unterstützung eines Elfen bestens brauchen.« Finn hielt Cedric den Drachenzahn hin. »Also dann, zeig uns, was du kannst.«
Cedric, der die menschliche Larve wieder geschlossen hatte, nahm die Drachenklaue in die Hand. Sofort war auch für die anderen ein kräftiger magischer Druck zu spüren, der
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