Schattenlord 5 - Sturm über Morgenröte
wollten in einen anderen Gang, da kam ihnen schon eine Truppe Rebellen entgegen.
»Da sind sie!«, rief ein Elf, leicht zu erkennen an seinem fast menschlichen Aussehen. Die vier blieben stehen; es hatte keinen Sinn, weiterzulaufen. Sie konnten nicht mehr entkommen.
Die Kämpfenden auf der großen Treppe nahmen keine Notiz von ihnen. An ihnen vorbeizukommen, hatten die Menschen dennoch keine Chance. Und diejenigen, die ihnen gefolgt waren, hatten offenbar nach ihnen gesucht.
Sie umringten die Gestrandeten, dann machten sie jemandem Platz. Ein großer, schlanker Elf kam heran, der Laub statt Haaren trug. »Ihr seid die Gefangenen, von denen Veda sprach«, sagte er. »Ich bin Bricius, ein Anführer der Iolair. Veda habt ihr ja schon kennengelernt.«
»Flüchtig«, antwortete Milt.
Der Kampf hinter ihnen endete mit einem Triumphschrei. Offenbar war der letzte Echsensoldat gefallen.
Bricius musterte Laura, die über Cedrics Schulter hing. »Was ist mit ihr?«
»Wir haben sie bewusstlos gefunden«, gab Milt zur Auskunft.
Bricius gab einer Elfenfrau einen Wink mit dem Kopf. Sie besaß sehr lange spitze Ohren, feines, langes Haar und große, schräg stehende Katzenaugen. Sie reichte ihre Waffen, eine Sichelklinge und eine kleine Axt, dem Mann neben ihr und trat vor Cedric. Milt sah angespannt zu, als sie Lauras Kopf leicht anhob, ihr über die Stirn strich, ein Augenlid leicht anhob. Dann drehte sie sich zu Bricius und schüttelte den Kopf.
»Ihr ist nicht mehr zu helfen«, sagte Bricius. »Wir lassen sie hier.«
»Nein!« Milts Schrei hallte durch die Gänge. »Niemand wird zurückgelassen, verstanden? Sie lebt !«
Bricius betrachtete ihn ohne Gefühlsregung. »Wir müssen an viele denken.«
»Es ist mir völlig gleichgültig, an wen ihr denken müsst!«, erboste sich Milt. »Wir haben euch nicht um Unterstützung gebeten. Geht!«
Finn und Felix stellten sich mit entschlossener Miene an seine Seite, Cedric rührte sich nicht.
Der Elf ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Selbstverständlich nicht, er konnte sich leicht durchsetzen, da er zwanzig schwer bewaffnete Iolair mit sich führte. »Ist sie sauber?«, fragte er die Elfenfrau. Die nickte wortlos.
»Was hat das zu bedeuten?«, brauste Milt auf. »Laura hat keine ansteckende Krankheit!«
»Du hast keine Ahnung, Reinblütiger.« Bricius gab einen kurzen Wink, und seine Leute machten sich bereit. »Also schön. Lasst uns gehen.«
Die Krieger hinter den Männern machten deutlich, dass das auch für sie galt.
»Warum sollen wir mit euch kommen?«
»Weil ich es sage.«
Es blieb ihnen nichts anderes übrig. Da sie nun langsamer gingen, nahm Cedric Laura auf seine Arme, damit sie es bequemer hatte. Ihr Zustand war unverändert; sie bekam nichts von den Vorgängen um sie herum mit.
Milt hatte schwer daran zu tragen, was Bricius gesagt hatte. Er murmelte vor sich hin, während sie den Gang verließen und die Stufen hinabstiegen.
»Milt, hör nicht auf das Elfengeschwätz«, sagte Cedric leise hinter ihm. »Wir holen Laura zurück.«
»Ich wünschte, ich hätte deine Zuversicht, Elf«, gab Milt zurück.
Sie bewegten sich über einen anderen, direkten Weg auf den Hof zu. Der Palast wurde immer noch heftig umkämpft, aber die Iolair schienen ordentlich an Boden gewonnen zu haben.
Als sie auf die Portaltreppe hinaustraten, sahen die Gefährten zu ihrem Staunen die restlichen Gestrandeten. Es schien keiner zu fehlen.
»Luca! Sandra!« Felix spurtete zu seinen Kindern. Einige Iolair wollten ihn aufhalten, doch Bricius gab ihnen ein Zeichen, den Mann durchzulassen.
Die beiden Jugendlichen warfen sich dem Vater in die Arme. Nidi sprang von Sandras Schulter und wuselte eilig über den Boden auf Cedric zu, hangelte sich an ihm hoch und schmiegte sein löwenmähniges Köpfchen an Laura.
»Was hat sie?«, fragte er ängstlich.
»Wissen wir noch nicht«, antwortete Milt unglücklich.
»Wer bist du denn?«, sprach Bricius dazwischen.
Das kleine Wesen richtete sich auf und nahm Haltung an. »Nidi der Schrazel, wenn’s beliebt, o General.« Er salutierte sogar. »Ich bin ein Zwerg.«
»Aber natürlich.« Bricius hob eine belaubte Braue. »Ich bin mir nicht mal sicher, ob du ein Elf bist. Du stammst auch von drüben ?«
»Ja, Herr.« Er deutete mit einem dünnen Finger auf Laura. »Sie ist meine Freundin.«
Jack näherte sich unbehelligt. »Scheint so, als seien wir wieder alle beisammen.« Er warf einen besorgten Blick auf Laura, sagte aber nichts.
»Weit
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