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Schattenlord 5 - Sturm über Morgenröte

Schattenlord 5 - Sturm über Morgenröte

Titel: Schattenlord 5 - Sturm über Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Alberich. »Es ist genug, du gehst jetzt sofort wieder nach unten! Ich bin dein Herr, ich befehle es dir!«
    »Jabberwock.« Angela stieß einen trockenen Laut aus. »Ich hätte es mir denken können. Nur das Vorpal-Schwert kann ihn vernichten. Hast du das Gedicht nie gelesen?«
    »Ich will ihn nicht vernichten, ich will ihn unter Kontrolle bringen!« Alberichs Hand krallte sich in die Brüstung und riss ein Stück Stein heraus. Er zitterte vor Wut. Seine Aura flammte auf.
    Da nahm der Jabberwock ihn endlich wahr. Denn er drehte sich langsam auf seine unbeholfene Weise um. Er war ein durch und durch hässliches Monster, bei dem keinerlei Proportionen stimmten; sein Bauch war fett und von Pusteln übersät. Seine Bewegungen waren äußerst plump und langsam. Aber er hatte es nicht nötig, elegant und schnell zu sein. Seine Macht loderte in seinen Augen, lag in seiner Stimme und in seiner Unvernichtbarkeit.
    »Angela, geh!«, befahl Alberich heiser. »Bring dich sofort in Sicherheit.«
    »Sieh dich vor«, sagte sie ernst. »Ich erwarte dich ...« Langsam rückwärtsgehend, um die Aufmerksamkeit des Unwesens nicht auf sich zu richten, zog sie sich zurück.
    Alberich stemmte sich hoch und stellte sich auf die Brüstung. »Jetzt hör mir mal zu!«, fauchte er mit eiskaltem Reptilienblick. »Du hältst mich davon ab, ausschweifenden Sex mit einer energiegeladenen, biegsamen und mir sehr hörigen Frau zu haben. Ich habe gerade eine Schlacht gewonnen und allen Grund dazu, das zu feiern.« Er deutete hinunter. »Du gehst jetzt sofort nach unten, bevor ich sehr böse werde!«
    Der Jabberwock bog den Hals und näherte seinen scheußlichen Schädel dem Balkon. Seine rot glühenden Augen reflektierten die nunmehr brennende Aura des Drachenelfen, hinter dem ein gewaltiger geflügelter Schatten in die Höhe wuchs.
    Unbeeindruckt öffnete der Jabberwock den Rachen und stieß ein tiefes, bis in den Infraschall vibrierendes Gebrüll aus. Die Vibrationen brachten die Außenmauer des Schlosses zum Zittern, Gesteinsbrocken platzten heraus, so, wie Gläser bei Ultraschall zersprangen, und regneten nach unten.
    Alberich wehte unglaublicher Gestank nach verwesendem Fisch, überreifem Käse und brennenden Reifen in einer Hitzewolke entgegen, doch er blieb standhaft. Der Basiliskenblick berührte ihn nicht im Geringsten.
    »Dir werd ich zeigen, wer dein Meister ist«, knurrte er, und seine Stimme besaß keinerlei menschenähnlichen Klang mehr. Er stieß nun seinerseits einen Schrei aus, der weitere Scheiben klirrend zu Bruch gehen ließ; dann sprang er, und im Sprung wandelte sich seine Gestalt zu riesenhafter Größe.
    Der Drache maß sicherlich nicht mehr als sieben Meter und war damit gerade halb so groß wie der Jabberwock. Aber dafür besaß er gewaltige, flugfähige Hautschwingen und war äußerst schnell und beweglich. Er war schwarz wie ein Schatten, und es gelang ihm, den Jabberwock mit Zähnen und Klauen zu treffen. Wild schreiend vergrub er seine Kiefer in der Schulter des Ungeheuers, umarmte ihn mit scharfen Krallen, sein Schwanz peitschte ihn. Mit wild schlagenden Flügeln riss er das gewaltige Wesen mit sich, und sie stürzten unter explosionsartigem Getöse in einer aufstiebenden Staubfontäne, aus der nur noch die Spitzen der Drachenschwingen hervorragten.
    Einige Zeit waren fürchterliche Laute und die Geräusche zweier kämpfender Körper zu hören, aber nichts zu sehen.
    Dann tauchte der Jabberwock auf, ragte immer höher empor, packte den Drachen jeweils an einem Arm und einem Bein, riss ihn hoch, drehte sich einmal um sich selbst und schleuderte ihn dann mit gewaltigem Schwung von sich. Bevor sie Schaden nahmen, schlugen die Flügel sich um den Drachenleib, der wie ein von einem Katapult abgesetztes Geschoss über die Außenmauer hinwegflog. Als der Schwung am Ende war, verharrte er für eine Schrecksekunde in der Luft, dann stürzte er sich überschlagend zu Boden, wo er in einer weiteren Staubwolke verschwand und einige kleine, bisher unversehrte Hütten am Rand des Dorfes unter sich begrub.
    Der Jabberwock schickte seinem Gegner noch ein Schnauben hinterher, dann wandte er sich in aller Gemächlichkeit wieder seiner ursprünglichen Beschäftigung zu, nämlich Leichen zu fressen und nach frischer Beute zu suchen.

    Alberich rappelte sich auf und klopfte sich den Staub ab. Er stand in einem Krater, den sein Drachenkörper geschlagen hatte; um ihn lagen die verstreuten Fetzen und Bruchstücke von hölzernen Hüttenwänden

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