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Schattenlord 5 - Sturm über Morgenröte

Schattenlord 5 - Sturm über Morgenröte

Titel: Schattenlord 5 - Sturm über Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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und Dachplanen. Bewohner hatte es wohl keine erwischt, denn wie es aussah, war das Dorf leer und verlassen. Wann die Leute geflohen waren, hatte er gar nicht mitbekommen - anscheinend während seines Aufenthaltes im Labyrinth.
    Er hörte Hufgeklapper und wandte den Kopf. Leonidas. Wie passend - jetzt, da alles vorbei war.
    Er hielt den General mit einer Handbewegung auf, der in respektvoller Distanz mit seinem Gefolge stehen blieb. »Wir unterhalten uns später«, zischte er. »Zuerst muss ich ...«
    Ein Rauschen erklang von der anderen Seite, und ein Schatten zog über das Land.
    »Alberich!«, erklang eine volltönende, wie aus dem Grab hallende Stimme von oben herab.
    »Barend Fokke«, sagte der Drachenelf. »Ich bin entzückt.«
    Der Seelenfänger verharrte über ihm; er sah den untoten Kapitän auf einem Ausleger am Bugspriet stehen. Das war ungewöhnlich, normalerweise verließ er kaum seine Kabine.
    »Wie ich sehe, brauchst du meine Hilfe«, fuhr Fokke fort.
    »Schon seit einigen Stunden«, gab Alberich zurück. »Aber das hier kann ich allein erledigen, danke.«
    »Nein, kannst du nicht.«
    »Was soll das heißen?«, brauste Alberich auf. »Ich habe ihn gepackt, verletzt ...«
    »Und er hat dich aus deinem eigenen Schloss geschleudert. Ja, sehr effektiv.« Fokke verzog keine Miene, er lachte niemals, selbst wenn er jemanden verspottete.
    Alberich seufzte. »Also, dann rück schon raus damit. Warum kann ich ihn nicht so klein machen, dass er in eine Hutschachtel passt?«
    Die Segel des Fliegenden Holländers blähten sich leicht, und er schwankte hin und her, hielt aber Position.
    »Du hast nicht begriffen, was der Jabberwock ist«, antwortete Barend Fokke. »Ihr wahren Wesen kapiert das nie, es liegt jenseits eurer Vorstellungskraft, obwohl gerade ihr Unsterblichen es besser wissen solltet.«
    »Interessante Erklärung. Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest ...«
    »Er ist eine Mär, Alberich. Genau wie ich.«
    Da hielt Alberich inne. »Was ... soll das heißen?«
    »Der Jabberwock ist kein reales Wesen. Er entstammt keiner der Welten. Nicht der menschlichen, nicht der Anderswelt und erst recht nicht der Geisterwelt. Und auch nicht Annuyn oder den göttlichen Sphären und was sonst noch von den Neun Welten übrig bleibt.«
    Allmählich dämmerte es Alberich, und das gefiel ihm ganz und gar nicht.
    Der Kapitän des Fliegenden Holländers fuhr fort: »Der Jabberwock ist ein Hirngespinst, eine reine Mär ohne Hintergrund, die hier im Reich des Priesterkönigs zur Wirklichkeit wurde. Durch deine Beschwörung, durch deine List, Alberich. Du konntest ihn beim ersten Mal einfangen, weil er sich noch nicht zurechtgefunden hatte. Nun aber ist er in seinem Element und nicht mehr zu fassen, auch nicht durch deine Schattengestalt. Ihr könnt kämpfen, euch sogar verletzen, euch aber gegenseitig nicht wirklich etwas antun. Deinem Schloss allerdings und allem, was darin lebt, kann der Jabberwock eine Menge antun.«
    »Was ist mit dem Vorpal-Schwert?«, fragte Alberich. »Damit müsste ich ihn besiegen können.«
    »Die Klinge ist unerreichbar«, widersprach Fokke. »Wie du dir denken kannst.«
    »Sie könnte hier genauso Wirklichkeit werden wie der Jabberwock, wenn ich es will.«
    »Bis dahin liegt Morgenröte in Schutt und Asche.«
    Alberich fluchte mörderisch. »Also dann, was gedenkst du zu tun?«, schrie er hinauf.
    Fokke hob den rechten Arm, der bis dahin von den Falten seines langen Ledermantels verborgen gewesen war. Seine breite Hand hielt eine Harpune, die für den Walfang gedacht war.
    »Ich bin aus ganz ähnlichem Gewebe gesponnen«, erklärte der finstere Kapitän. »Was jemals fleischlich und wahr an mir gewesen ist, ist längst vergangen. Ich bestehe nur noch aus dem Fluch und habe damit selbst die Stufe der Untoten überschritten.«
    »Worauf wartest du dann noch, mein Verbündeter?«, fragte Alberich scharf. »Dieses Monster frisst mir in der Zwischenzeit das gesamte Schloss auf!«
    Fokke rief einen Befehl nach hinten. Gleich darauf füllten sich die Segel des Schiffes mit einem Wind, der von nirgendwo kam, und es nahm Fahrt auf.

10
    Inmitten der
    Trümmerhaufen
     
    D er Jabberwock achtete zunächst nicht auf die sich nähernde Galeone, bemerkte sie wahrscheinlich nicht einmal. Er war viel zu beschäftigt mit seinem Zerstörungswerk.
    Gegen ihn sah selbst der unheimliche Seelenfänger vergleichsweise winzig aus, obwohl er um die dreißig Meter maß - aber eben in der Länge, nicht in der Höhe.

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