Schattenlord 5 - Sturm über Morgenröte
Geringsten. Ich komme gar nicht so weit, darüber nachzudenken, weil ... Also ehrlich gesagt, du bist mir zu jung. Ich habe einen Hang zu älteren, gestandenen Frauen, die mitten im Leben stehen und eine Reife haben, die ich nie erreichen werde. Die ziehen mich an wie das Licht die Motten. Dagegen kann ich nichts machen.«
Tränen blinkten in ihren Augen auf. »Warst du schon mal verliebt?«
»Hundertmal, wenn’s reicht. Das geht schnell bei mir. Aber ebenso schnell wieder vorbei. Und so wird’s bei dir auch sein. Du idealisierst mich zu etwas, das ich nicht bin. Such dir lieber einen von den hübschen jungen Elfenmännern, die hier herumlaufen, da sind einige doch ganz brauchbar.«
»Also, was du da redest ...«
»Gina, du bist neunzehn Jahre alt. Wie lange willst du warten?«
»Die würden mich doch nie ansehen. Und ich bin hoffnungslos langweilig.«
»Sag das nicht. Diese Elfen hier sind von uns genauso fasziniert wie wir von ihnen. Du hast eine Menge Abenteuer zu erzählen - beispielsweise, dass du einem Füllhorn geopfert werden solltest. Und einen Flugzeugabsturz überlebt hast.«
Ihre Augen wurden groß und staunend. Sie vergaß ihren Kummer und die Tränen. »Ja, meinst du wirklich?«
Finn sah Felix mit wütendem Gesichtsausdruck herumlaufen und kicherte leise. Sicher war er auf der Suche nach Sandra, und vermutlich würde es bald einen ordentlichen Krach zwischen heranwachsender Tochter und überbehütendem Vater geben. Ganz gleich, wo man war und in welchen Gefahren man schwebte - solche Dinge änderten sich nie.
»Klar.«
»Danke, Finn.« Sie streichelte seinen Arm. »Weißt du, was ich ganz besonders an dir mag? Du hast mich nicht mit den üblichen Phrasen erschlagen, sondern warst ehrlich zu mir.« Getröstet verließ sie ihn und sah sich suchend um. Dann schien sie ein Ziel gefunden zu haben und stapfte darauf zu.
Finn war erleichtert. Das ging ja besser, als er gedacht hatte. Tief in sich hatte Gina wohl immer gewusst, dass sie sich nur etwas vormachte und in eine Schwärmerei verrannte, weil sie glaubte, nichts anderes bekommen zu können.
Er ging zu Milt, der es sich an einer Seite des Geschützturms bequem gemacht hatte. Laura lag auf einer Decke, den Kopf auf ein Kissen gebettet. Der Bahamaer saß neben ihr und beobachtete still den Himmel. Nidi turnte irgendwo auf dem Turm herum oder suchte sich vielleicht auch ein Plätzchen bei Sandra und Luca.
»Was dagegen, Kumpel?«, fragte Finn und deutete neben Milt. Er hatte Decke und Kissen dabei.
Milt zögerte, es schien ihm nicht recht zu sein. Dann gab er sich einen Ruck und wies einladend neben sich. »Cedric gesehen?«, fragte er beiläufig.
»Nein. Wahrscheinlich sucht er seine Maske.« Finn rückte eine Weile alles herum, bis er zufrieden war. »Was gegessen?«
»Hauptsächlich Wasser getrunken. Ich bringe noch nichts runter.«
Finn sah über ihn hinweg zu Laura. »Sie sieht aus, als ob sie schläft.«
»Sie ist wieder warm, und ihr Atem geht ruhig und gleichmäßig. Bricius hat gesagt, dass sie nichts braucht und von der Elfenenergie zehren kann, bis wir im Lager sind. Denkst du, sie muss Angst haben, wo sie jetzt ist?«
»Laura wird einen Weg finden, Milt. Das tut sie immer.«
»Mhm.« Milt starrte auf seine Hände, die in seinem Schoß lagen. »Sag mal, Finn ...«
»Sie will dich, Freund«, unterbrach Finn sofort. »Laura ist mir ans Herz gewachsen und eine Freundin. Aber nicht so, wie du denkst. Du hast ja gesehen, auf welchen Typ Frau ich stehe.« Er grinste. Das war wohl die Nacht der offenen Gespräche.
»Da bin ich nicht so sicher.« Milt schüttelte sich leicht. »Diese Giftmischerin ... brrr.«
»Ich mag es, wenn sie mich beeindrucken. Und unerreichbar sind. Einer wie ich, weißt du ... ist völlig beziehungsunfähig. Ich bin heute hier, morgen da, und das gefällt mir so. Laura aber braucht was Stabiles, was endlich Ordnung in ihr chaotisches Leben bringt. Ich weiß nicht, ob du das bist, aber ich fände es gut. Ich werde allerdings auch weiterhin ein Auge auf Laura halten. Und außerdem bin ich dein Freund.«
»Okay.« Milt lehnte den Kopf an einen Holzpfeiler.
Die Luft war mild und weich, nur ein zarter Hauch zupfte an den Haaren. Um sie her flogen viele dunkle Schatten. Inzwischen waren alle Nachzügler eingetroffen, einschließlich Veda und Deochar. Wie es aussah, hatten die Rebellen weniger Verluste als befürchtet hinnehmen müssen, etwa um die hundertfünfzig Kämpfer. Alberich musste nach Schätzungen
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