Schattenlord 5 - Sturm über Morgenröte
überall.« Josce machte eine unbestimmte Geste. »Außerdem habt ihr Spuren hinterlassen, und das das nicht zu knapp.«
»Dafür konnten wir nichts«, sagte jemand prompt.
»Das ist wahr. Wir haben uns einiges anhand eurer Aktivitäten zusammengereimt und erkannt, dass ihr auf der Suche nach der Schöpferin seid, damit sie euch hier herausbringt, bevor ihr euch auflöst.«
Milt nickte. »Das trifft zu.«
»Gleichzeitig liegt das auch in Alberichs Interesse - wie übrigens in jedermanns Interesse, der in Innistìr lebt. Denn leider steht das Reich ebenso vor dem Zerfall, wenn die Königin innerhalb einer bestimmten Frist nicht die zusammenhaltende Energie stabilisiert. Warum sie das nicht tut oder nicht tun kann, ist uns unbekannt. Ebenso ihr Aufenthaltsort.«
Jack seufzte. »Dabei haben wir gerade auf euch gehofft ... als letzte Instanz sozusagen ...«
Deochar sagte mit seiner leisen, aber weithin hörbaren Stimme: »Ihr habt gedacht, sie und König Robert wären die wahren Anführer der Iolair.«
»Ja, die Vermutung lag nahe. Auch die Hoffnung.«
»Uns wäre das ebenso am liebsten, denn dann wären der Krieg und das Blutvergießen schon vorbei. Alberich mag ein Überraschungsangriff geglückt sein, aber ein zweites Mal könnte er nicht bestehen.«
Josce faltete die Hände. »Vielleicht finden wir gemeinsam einen Weg zu unseren Herrschern. Das ist ein Grund, warum wir euch mitgenommen haben. Die Gründe hängen alle zusammen.« Die Zentaurin blickte in die Runde. »Unser König Robert war einst ein Mensch wie ihr, und unsere Königin Anne hat sehr lange unter den Menschen gelebt. Sie war manchmal zerstörerisch, aber auch ihre Muse. Dieses Reich hier wurde für einen Menschen aus eurer Welt geschaffen. Wir können es nicht zulassen, dass Alberich all das zerstört und dazu euch benutzt. Im Namen unserer Herrscher sind wir verpflichtet, euch in Sicherheit zu bringen, damit das Reich überhaupt noch eine Chance hat, seine Reinheit zu erhalten.«
Die Menschen schwiegen auf diese Eröffnung hin. So ganz konnten sie nicht begreifen, dass sie auf einmal an einem geschützten Ort sein sollten, wo ihnen kein Leid geschah. Wo sie willkommen waren. Wo nicht jeder gleich versuchte, sie zu opfern, zu versklaven oder umzubringen.
Felix drückte seine Kinder an sich, er hatte Tränen in den Augen. »Oh, wenn das wahr wäre ...«, stieß er brüchig hervor. »Der Seelenfänger hatte sie bereits in seiner Gewalt, und ich weiß nicht, wie ich meine Kinder beschützen kann ...«
»Ihr könnt hierbleiben«, verdeutlichte Josce. »Alle. Heute Abend wird euch ein Bankett erwarten, denn wir alle wollen unsere glückliche Rückkehr feiern und die Gefallenen ehren. Und euch willkommen heißen.«
»Und wir werden morgen nicht als Drachenfutter aufwachen? Oder im Netz von Ghulen hängen?«, fragte Norbert. »Das hatten wir nämlich schon.«
Bricius und Deochar lachten. »Nun, wenn ihr das gern wollt ...«
»Nein!«, kam ein gesammelter Aufschrei zurück. Die beiden Anführer der Iolair lachten noch lauter.
»Wir können vor morgen früh keine Beweise liefern«, sagte Josce. »Aber ihr könnt unbesorgt sein. Es gibt keine Haken und Fallen, und wir schließen auch keinen Handel.« Sie winkte, und zwei Iolair traten hinzu, groß und vierschrötig, fast quadratisch. »Nell und Filo sind für die Versorgung zuständig. Ihr werdet ihnen jetzt folgen. Ihr habt sicher im Umkreis schon eine Menge kleine runde Hütten gesehen; in diesen werdet ihr Unterkommen. Ihr dürft selbst wählen, da wir nicht wissen, wer allein sein will und wer zusammengehört.«
»Allein?« Norbert war fassungslos und sah sich um. »Das muss doch eine Falle sein!« Viele lachten.
»An Platz mangelt es uns hier nicht, auch nicht an Nahrung. Man wird euch zeigen, wo ihr euch waschen könnt, und später unseren Hauptraum, wo ihr essen könnt. Aber hebt euch etwas für das Bankett heute Abend auf. Morgen werden wir uns dann unterhalten, ob ihr uns unterstützen wollt. Es besteht keine Pflicht, aber wir nehmen jede Hilfe dankbar an - sei es bei der Beschaffung von Essen oder Waffenherstellung, wozu auch immer ihr Lust habt.«
Milt war klar, dass die Iolair eine Gegenleistung für ihre Gastfreundschaft erwarteten, und das war völlig in Ordnung. Die Iolair hatten eine Menge riskiert, um sie mitzunehmen. Wenn die Menschen sich hier breitmachten, sollten sie etwas dafür tun. Er selbst würde nicht lange bleiben können - die Zeit drängte immer mehr. Und die Sorge
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