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Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Titel: Schattenlord 6 - Der gläserne Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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überließ Simon die Führung. Er war kein Heiler, er gab nur seine Kraft, um den Zauber zu unterstützen. Sandras Geist hatte ihren Körper fast verlassen. Obwohl er die Augen geschlossen hielt, sah er ihn wie eine Nabelschnur aus Licht vor sich aufsteigen. Nur noch ein schmales, dunkler werdendes Stück verband ihn mit dem Körper.
    Eine unsichtbare Hand griff nach der Nabelschnur. Energie strömte hinein. Das Licht wurde heller und heller, bis Cedrics Augen zu tränen begannen. Die Hand zog die Schnur nach unten. Sie wehrte sich, wand sich in dem Griff wie eine Schlange. Der Geist wollte den Körper verlassen, sehnte sich nach dem Nichts, nach dem Vergessen, aber Simon ließ ihn nicht gehen. Die Energie, die er ihm gab, schmeckte so süß, dass Cedric sich zusammenreißen musste, um nicht selbst davon zu probieren.
    Es war reiner Lebenswille, und obwohl sich der Geist gegen ihn wehrte, musste er ihn in sich aufnehmen. Mit einem Ruck zog Simon die Nabelschnur zurück in den Körper. Es wurde dunkel.
    »Du kannst die Augen öffnen«, sagte er.
    Cedric blinzelte.
    Sandra lag immer noch reglos vor ihm, doch ihre Haut war nicht mehr transparent, und die Farbe kehrte bereits in ihr Gesicht zurück. Ihre Augenlider flatterten, sie nahm einen tiefen Atemzug.
    Felix kniete neben ihr nieder und ergriff ihre Hand. »Sandra, kannst du mich hören?«
    Sie öffnete die Augen. »Natürlich kann ich dich ...« Sandra unterbrach sich. »Wieso steht mein Bett mitten auf dem Platz?«
    Luca öffnete den Mund, wollte ihr wohl antworten, aber Felix schüttelte den Kopf. Tränen liefen über seine Wangen. »Später«, sagte er. »Steh erst mal auf. Hast du Hunger?«
    »Und wie.« Sandra runzelte die Stirn. »Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal etwas gegessen habe.«
    Ihr Vater half ihr auf. Sie war noch wacklig auf den Beinen, aber nach dem tagelangen Schlaf überraschte es Cedric, wie schnell sie sich erholte. Der Knüppel, mit dem Felix zuvor das Leben seiner Tochter hatte verteidigen wollen, lag nun vergessen im Gras.
    Wie schnell sich alles ändern kann, dachte Cedric. Er sah zu den Iolair hinüber. Veda und Josce waren sichtlich überrascht, Bricius und Deochar wirkten erleichtert. Die Krieger traten von den Hütten zurück und blieben abwartend stehen, während die Passagiere untereinander zu tuscheln begannen.
    »Ist sie geheilt?«, fragte Bricius laut.
    »Ja, das ist sie«, sagte Simon. »Und wir können auch die anderen heilen. Niemand wird sterben.«
    Cedric glaubte zu spüren, wie sich die Stimmung auf dem Platz änderte. Die dumpfe Hoffnungslosigkeit, die wie eine Wolke über allen gehangen hatte, verschwand, wurde ersetzt durch Erleichterung und zumindest vorsichtigen Optimismus.
    »Bist du sicher?«, hakte Veda nach.
    »Ja.« Simon warf einen Blick auf Margarethe, die zwischen den anderen Menschen stand. »Huberts Tod hat mich überrascht. Ich habe die Schwere der Krankheit unterschätzt, und das bedaure ich. Doch nun verstehe ich sie. Ich weiß, wie man dagegen vorgeht.«
    Margarethe senkte den Kopf.
    Veda sah die anderen Iolair an. »Ich halte es nicht mehr für notwendig, die Kranken zu isolieren. Seid ihr meiner Meinung?«
    Sie nickten, vor allem Josce zögernd.
    »Es hat uns kein Vergnügen bereitet, euch vor diese Wahl zu stellen«, sagte Bricius so laut, dass alle auf dem Platz ihn hören konnten. »Wir sind sehr froh, dass ihr nun von ihr befreit worden seid.«
    Veda rief die Krieger mit einer Handbewegung zu sich, dann wandten sich die Iolair ab und verließen den Platz.
    Cedric atmete auf. »Und nun zu dir«, sagte er zu Simon. »Wer bist du?«
    Die Menge rückte näher. Niemand wollte die Antwort verpassen.
    Der Elf, der sich allen als britischer Programmierer vorgestellt hatte, seufzte. »Du weißt genau, wer ich bin ...«
    »Aber die anderen nicht. Raus damit!«
    »Bitte sehr: Ich bin ein Elf und einer der Sucher.«
    »Du?«, fragte Luca. Er hatte Sandra zusammen mit seinem Vater in die Hütte gebracht und stand nun im Eingang. »Wir haben uns doch ein paarmal über Elfen lustig gemacht, und du hast Herr der Ringe zitiert.«
    Simon hob die Schultern. »Ich konnte ja schlecht erklären, welchen Unsinn Tolkien über uns erzählt hat. Außerdem ist es gut, wenn man das eigene Volk einmal durch die Augen anderer sieht und sich über sich selbst lustig machen kann. Ein paar von euch würde das auch nicht schaden.«
    Es war sicher kein Zufall, dass sein Blick dabei auf Rimmzahn fiel.
    »Welcher

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