Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Titel: Schattenlord 6 - Der gläserne Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
den Teil des Plans nicht übernehmen?«, fragte er leise.
    Laura küsste ihn. »Weil wir es so abgesprochen haben.«
    Er erwiderte ihren Kuss, aber sie spürte, wie er das Gesicht verzog. »Du hältst mich für einen schlechteren Erzähler als ihn.«
    »Nein, ich glaube, dass du eine Geschichte besser schlecht erzählen kannst als Finn.« Das entsprach nicht ganz der Wahrheit, aber sie wollte verhindern, dass Milts Misstrauen gegenüber Finn neu geschürt wurde. Sie drückte ihm den Wasserschlauch in die Hand.
    »Und was soll ich erzählen?«, fragte er missmutig.
    »Irgendwas, Hauptsache, du erzählst es schlecht.«
    Milt trat auf den Baumstamm, der auch schon Nidi als Bühne gedient hatte, und räusperte sich. »Also gut, dann fange ich mal an. In einer weit entfernten Galaxie lebte ein ...«
    »Was ist eine Galaxie?«, unterbrach ihn Groddaruk.
    »Oh, klar ... okay, also ... an einem weit entfernten Ort lebte ein Typ namens Luke.«
    »Ist das ein Baum?«
    »Nein, ein Mensch. Und er lebt bei seinen Großeltern, Quatsch, Onkel und Tante. Die haben eine Farm ...«
    Armer Milt, dachte Laura. Sie wusste nicht, wie viel von seiner Erzählkunst Absicht war oder von seiner Nervosität verursacht wurde, aber er verhielt sich genau so, wie sie gehofft hatte. Noch hörten die Bäume zu und beachteten niemanden außer ihm, also nickte Laura kurz, als Finn sie ansah, dann verschwand er nach links in den Wald und sie nach rechts.
    Kein Baum sprach sie an, keiner hielt sie auf. Die Barrieren, die sie bei ihrem nächtlichen Streit vergessen hatten, waren längst wieder errichtet. Sie konnte nicht fliehen, und das wussten sie.
    Vor Groddaruk blieb sie stehen. Er war eine gewaltige, mächtige Tanne, unter deren Ästen sie mühelos Platz fand.
    »Gefällt dir die Geschichte?«
    »Nicht besonders. Es ist noch kein einziger Baum aufgetaucht, und ich verstehe nicht, was Jediritter sind.«
    »Möchtest du lieber mit mir reden, als zuzuhören?« Laura versuchte, gleichgültig zu klingen, dabei hing ihr ganzer Plan von seiner Antwort ab.
    Groddaruk schwieg einen Moment, dann raschelten seine Zweige. »Das hängt davon ab, was du mir zu sagen hast.«
    »Ich möchte mich zuerst für die Unhöflichkeit meiner Freunde entschuldigen. Sie hätten dir vertrauen sollen. Du hattest keinen Grund, sie anzulügen.«
    »Das ist wahr.«
    Laura spürte, dass sie sich Groddaruks Aufmerksamkeit mit Milts Geschichte teilte, und legte nach. »Aber ich bin mir sicher, dass du ihre Beweggründe verstehen kannst. Sie haben sich Sorgen um mich gemacht. Als Herrscher über so viele Untertanen weißt du sicher, wie das ist.«
    Äste knackten über ihr. »Man lernt, mit der Sorge und der Verantwortung zu leben, aber das ist nicht leicht. Und die Dummheit mancher Untertanen macht es nicht leichter.«
    Er betonte das Wort Untertanen . Es schien ihm zu gefallen, dass Laura es für die anderen Bäume verwendete.
    »Sie danken dir sicherlich zu selten für den Dienst, den du ihnen durch deine Führung erweist.«
    »Sie danken mir nie.« Er machte eine Pause. »Was hast du im tiefen Wald gemacht?«
    Mit der Frage hatte Laura gerechnet. Auch sie gehörte zu ihrem Plan. »Du weißt, dass ich die Nacht bei den Trauerweiden verbracht habe?«
    »Ja.«
    »Und du kannst dir denken, dass sie mir von den anderen Wanderern erzählt haben.«
    Groddaruk schwieg. Auf dem Weg sagte Milt gerade: »Und dann taucht Han Solo mit Chewbacca, das ist dieser Riesenaffe, auf. Moment, vorher hat Obi Wan noch gesagt, dass ...«
    »Und da kam mir eine Idee«, fuhr Laura fort. Sie wurde unsicher, als Groddaruk schwieg, und fragte sich, ob er ihr überhaupt noch zuhörte. »Es muss nicht so enden.«
    »Wir werden euch nicht gehen lassen«, sagte die Tanne gelangweilt. Es war die Reaktion, auf die Laura gewartet hatte.
    »Ich weiß. Es gibt gute Gründe dafür, aber es gibt keinen Grund, uns sterben zu lassen.«
    Das rhythmische Rauschen der Äste hörte auf. Groddaruk hatte zwar kein Gesicht, aber Laura war sich trotzdem sicher, dass er sie anstarrte. »Das ist keine Absicht. Die Wanderer ertragen uns nach einer Weile nicht mehr. Die ständigen Streitereien, das Geschrei ... Es ist kein Wunder, dass sie zu den Trauerweiden gehen. Ihr werdet es auch tun.«
    Laura blieb ruhig, so als schrecke sie die Aussicht, in den Selbstmord getrieben zu werden, nicht. »Was eine große Verschwendung wäre. Nidi kennt Hunderte Geschichten, vielleicht sogar Tausende. Er könnte euch jahrhundertelang

Weitere Kostenlose Bücher