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Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Titel: Schattenlord 6 - Der gläserne Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Groddaruk mit dir umgeht, ist beschämend. Die Laubbäume im tiefen Wald sind auch dieser Ansicht.«
    »Wirklich?« Finn hörte Hoffnung in ihrer Stimme.
    »Das haben sie Laura gesagt. Sie haben großen Respekt vor deinem Mut und deiner Hartnäckigkeit. Wenn es zu einer ... Auseinandersetzung käme, würden sie hinter dir stehen.«
    »Wer hätte das gedacht.« Bekka schwieg einen Moment, dann fragte sie: »Und was ist mit euch?«
    »Wir sind neutral, aber sagen wir es so: Wir sind für jeden, der diesen Streit beendet und uns damit das Leben rettet. Bei dem- oder derjenigen würden wir uns mit vielen, vielen Geschichten bedanken - Nidis Geschichten, nicht Milts.«
    Er senkte die Stimme. »Aber wenn du meine persönliche Meinung wissen willst: Ich würde mich auf die Seite des Baums stellen, der mich zum einen nicht töten will und der zum anderen liebenswert, weise und schön ist.«
    Mit einer Hand berührte er den Stamm der Pappel. Das Rauschen der Blätter klang, als würde ein Sturm durch sie fegen.
    »Es ist lange her, dass jemand so etwas zu mir gesagt hat«, flüsterte Bekka.
    »Dann bist du von blinden Narren umgeben.«
    Was rede ich denn da? Finn schämte sich beinahe, so offensichtlich und krude erschien ihm sein Täuschungsversuch. Er nahm die Hand vom Stamm und sah zur Baumkrone hinauf. »Milts Geschichte ist gleich zu Ende. Leb wohl, Bekka, denn morgen bin ich vielleicht schon tot.«
    »Nein, du wirst leben.« Die Stimme der Pappel war nur noch ein Hauch. »Darauf gebe ich dir mein Wort.«
    Finn drehte sich nicht noch einmal zu ihr um. Als er den Weg betrat, sagte Milt gerade: »Und dann steht Luke vor Vader: Du bist mein Vater ... Nein, das sagt er ja gar nicht, ergibt doch keinen Sinn. Also Vader sagt zu Luke ...«
    Die ersten Bäume stöhnten laut. Einige Tannenzapfen flogen auf den Weg und verfehlten Milt nur knapp. »Hey!«, rief er. »Ich bin noch nicht fertig.«
    »Doch, bist du!«, schrie eine Kastanie zurück.
    Laura blieb neben Finn stehen. »Und?«, fragte sie leise.
    Er nickte. »Es kann losgehen.«
    Sie wandte sich von ihm ab und hob die Arme, um die Aufmerksamkeit der Bäume auf sich zu ziehen. »Seid nicht so gemein zu Milt. Er hat sein Bestes gegeben.«
    »Wir wollen Nidi!« Der Ruf kam von mehreren Bäumen, andere nahmen ihn auf. »Nidi!«
    Der Schrazel öffnete den Mund, zeigte auf seine Zunge und hob die Schultern.
    »Ihr habt ihm zu viel abverlangt«, sagte Laura. »Er kann euch keine Geschichte mehr erzählen.«
    »Und wenn ihr uns hättet schlafen lassen«, fügte Finn hinzu, »wäre Milts Geschichte besser ausgefallen.«
    »Willst du damit sagen, wir trügen die Schuld an diesem Gestammel?« Groddaruk schüttelte wütend seine Zweige.
    »Nein, er will sagen, du trägst die Schuld!« Bekkas Tonfall brachte die anderen Bäume zum Schweigen. »Du hast Nidi gezwungen, eine Geschichte nach der anderen über diesen Weltenbaum zu erzählen, und du hast letzte Nacht den Streit angefangen. Du bist schuld, niemand sonst.«
    »Das ist eine bodenlose Unverschämtheit! Ohne dich würde sich hier niemand streiten. Du bist wie ein Specht in meinem Stamm!«
    »Und du bist wie eine Fliege auf einem Blatt. Dein Summen stört mich, doch der nächste Windstoß wird dich wegwehen.«
    »Ich werde noch hier stehen, wenn du schon lange verrottet bist.«
    Nun mischten sich auch andere Bäume in den Streit ein. Sie schrien einander an, Beleidigungen rasten wie Geschosse durch die Luft und fanden ihr Ziel.
    Finn griff nach seinem Rucksack, wagte es aber noch nicht, ihn zu schultern.
    »Jeden Moment«, sagte Laura.
    Und dann hörten sie den Schrei. Er stammte von einer hochgewachsenen Birke, die viele der anderen Bäume überragte. »Die Laubbäume im tiefen Wald greifen Kiefern an!«, schrie sie.
    »Du gehst zu weit, Bekka.« Groddaruks Äste bebten.
    »Ich bin noch längst nicht weit genug gegangen.«
    »Runter!«, rief Milt. Er riss Laura zu Boden, während Finn sich bereits fallen ließ. Nidi duckte sich gerade noch rechtzeitig unter einer Salve aus totem Holz, Tannenzapfen und Kastanien. Bäume schrien, Holz barst, Zweige brachen, Blätter und Nadeln fielen. Finn schützte seinen Kopf mit den Armen. Die Bäume waren schlechte Schützen, und immer wieder landeten Geschosse auf dem Weg. Dort, wo Nadel- und Laubbäume nebeneinanderstanden, tobte der Kampf am heftigsten. Wut, angestaut über Jahrhunderte, entlud sich in wilden, brutalen Schlägen.
    Finn spürte Lauras Hand auf seiner Schulter. »Jetzt!«,

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