Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Titel: Schattenlord 6 - Der gläserne Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
unterhalten.«
    »Im Gegensatz zu dem, der gerade erzählt.«
    »Milt lernt schnell, wenn man ihm die Gelegenheit dazu gibt.« Laura wartete einen Moment, aber Groddaruk sagte nichts dazu. Entweder hatte er noch nicht verstanden, worauf sie hinauswollte, oder er wartete darauf, dass sie es aussprach.
    »Euer Wald würde uns ernähren, wir müssten nicht verhungern«, sagte sie, »und wir könnten unser Leben hier vielleicht sogar glücklicher beschließen als in der Welt dort draußen, wenn ...«
    »... die Streitigkeiten nicht wären.« Groddaruk wirkte nachdenklich. »Hast du diese Idee mit den Bäumen im tiefen Wald besprochen?«
    Das hatte Laura natürlich, doch die Tanne durfte das nicht wissen. »Ich wollte es, aber sie sprachen so unverschämt über dich, dass ich mich nicht weiter mit ihnen auseinandersetzen wollte. Sie sollten froh sein, einen Herrscher wie dich zu haben. Stattdessen schimpfen und lästern sie, als ob sie es besser könnten.«
    »Das tun sie allerdings«, sagte Groddaruk langsam. »Sie wissen gar nicht, wie gut ich zu ihnen bin.«
    »Stell dir vor, wie die Bäume zu dir aufsähen, wenn du all ihre Probleme gelöst hättest. Keine Langeweile mehr, so viele Geschichten, wie sie wollen.« Laura machte kurze Pausen zwischen den Sätzen, um ihren Worten Gewicht zu verleihen. »Stell dir vor, es kämen noch andere Wanderer. Wir würden zwischen euch leben und den ganzen Tag erzählen.«
    »Andere Wanderer ...« Groddaruk seufzte. »Seit langer Zeit ist hier niemand mehr durchgekommen. Deshalb ist der Streit ja so eskaliert.«
    »Wir könnten sie zu euch bringen. Es gibt bestimmt viele, die aus der Welt da draußen fliehen möchten. Und wenn sie wüssten, dass ihnen hier nichts geschieht, dass euer Streit beigelegt ist ...« Erneut machte sie eine Pause. »Du könntest ihr Weltenbaum sein.«
    Das Rascheln und Rauschen verstummte. Still und reglos wie ein Gemälde stand Groddaruk da.
    »Das Einzige«, fuhr Laura leise fort, »was zwischen dir und diesem Paradies steht, ist ...«
    »Bekka.« Sie und der Baum sprachen den Namen gleichzeitig aus.
    Ich habe ihn, dachte Laura.

    Finn tauchte in den Wald ein. Keiner der Bäume beachtete ihn.
    »Luke reinigt den einen Droiden«, sagte Milt hinter ihm, »den kleinen ... Ich hab gerade den Namen vergessen, fällt mir aber bestimmt gleich wieder ein ...«
    Grinsend ging Finn weiter. Wenn die Bäume bei dieser Geschichte keine schlechte Laune bekamen ...
    Bekka stand in der Nähe des Weges und war wie Groddaruk von einigen Bäumen umgeben, in ihrem Fall jedoch keine mit Nadeln. Sie sprach Finn an, als er sich näherte. »Du kannst nicht fliehen, das weißt du doch.«
    »Das habe ich auch nicht vor.« Er blieb vor der Pappel stehen und betrachtete sie einen Moment. »Ich glaube, ich habe noch nie einen so schönen Baum wie dich gesehen«, sagte er. »Ein gerader Stamm, dichtes Blattwerk und die Symmetrie deiner Äste - das ist reine Perfektion.«
    »Ich möchte die Geschichte hören«, sagte Bekka, aber ihre Blätter rauschten, und die kleinen Zweige vibrierten. Sie fühlte sich geschmeichelt.
    »Entschuldige. Ich wollte dich nicht stören, aber ich wollte auch nicht sterben, ohne dir das zumindest gesagt zu haben.« Er drehte sich um.
    »Sterben?«, fragte Bekka.
    Finn blieb stehen. Sie hat angebissen, dachte er. »Nach dem, was heute Morgen passiert ist, kann Groddaruk mich nicht am Leben lassen. Ich habe ein Mitglied seiner Familie bedroht. Als euer Herrscher würde er sein Gesicht verlieren, wenn er sich das gefallen ließe.«
    »Er ist nicht unser Herrscher!«
    Einige Laubbäume begannen zustimmend mit den Blättern zu rascheln. Bekka senkte die Stimme. »Groddaruk ist nichts weiter als eine aufgeblasene Stechpalme. Wenn er nicht das Glück hätte, inmitten von Tannen und Kiefern zu stehen, wäre seine vorlaute Stimme schon längst verstummt.«
    Das wird einfacher, als ich angenommen habe, dachte Finn.
    Er wandte sich Bekka wieder zu. »Seit Laura aus dem tiefen Wald zurückgekommen ist, fragen wir uns, wieso er eigentlich hier das Sagen hat. Es gibt mehr Laub- als Nadelbäume und ...«
    »Weil sie alle Feiglinge sind!«, stieß die Pappel hervor. »Lieber lassen sie sich hundert Jahre lang von ihm tyrannisieren, als einmal den Mund aufzumachen. Du hast doch miterlebt, was passiert, wenn ich mich gegen ihn wehre. Die anderen würden am liebsten in die Erde wachsen vor lauter Angst!«
    Finn zupfte ein paar abgestorbene Blätter aus ihren Zweigen. »Wie

Weitere Kostenlose Bücher