Schattenlord 7 - Das blaue Mal
Geschmack. Eine Frau sollte ausreichend Fleisch auf den Knochen sitzen haben ...«
»Na prächtig, und dafür wurde ich im Palast permanent kurzgehalten, selbst für meine Verhältnisse. Ich bin mir inzwischen sogar selbst zu dünn. Und dieses scheußliche Zeug, das mir dauernd eingetrichtert wurde ...«
»Ich hätte dich nicht dazu gezwungen.«
»Bis auf deine belegten Brötchen.«
Laycham lachte unterdrückt. »Die haben wahrscheinlich dazu beigetragen, dass du gar nichts mehr essen konntest.«
Zoe, die gerade in Fahrt gekommen war, lachte mit. Doch verziehen hatte sie noch nicht. »Trotzdem, Laycham, was du getan hast, tut man nicht. Ich bin zwar schon nackt fotografiert worden, aber heimlich angestarrt zu werden, das ist sehr unfein.«
»Das habe ich begriffen. Tut mir leid. Ich habe nicht darüber nachgedacht, denn Elfen ... kümmert so etwas nicht. Wir haben in der Hinsicht kein Schamgefühl.«
»So, und deswegen trägst du eine Maske?« Sie konnte sich die Spitze nicht verkneifen, verfiel wieder in ihr altes Sein und bereute es im nächsten Moment. Wütend auf ihn und auf sich selbst schwieg sie.
Laycham ritt ebenfalls eine Weile schweigend neben ihr her, dann fragte er: »Was heißt fotografiert?«
Das schien ihn mehr zu interessieren als sein eigener Schmerz. Zoe entschloss sich, ihm von ihrem Leben zu erzählen. Und sie erzählte auch von Laura und dem Absturz.
Laycham hörte zu, ohne sie zu unterbrechen. »Deine Welt ist sehr fremd«, sagte er, nachdem sie geendet hatte. »Und dabei dachte ich, Innistìr sei ziemlich verrückt.«
»Tja, ich glaube, es hält sich die Waage. Da wir dabei sind - was weißt du über Alberich?« Zoe musste allmählich darüber nachdenken, was sie nun tun sollte. Sich hinsetzen und auf die Auflösung warten war ganz und gar nicht ihr Ding. Der Palast Morgenröte war im Prinzip immer noch ihr Ziel, sei es auch nur, um eine Spur von Laura zu finden. Aber wie sollte sie Laycham dazu bringen, sie dorthin zu führen?
»Lass mich nachdenken ... Er ist ein Drachenelf aus dem hohen Norden. Er ist uns kein guter Herrscher. Manche Leute nennen ihn charmant, andere bezeichnen ihn als falsch. Er hat den Herrschaftssitz des Landes Innistìr erobert, den Palast Morgenröte, und sitzt auf dem Drachenthron ...«
»Er ist immer noch dort, ich meine, im Palast Morgenröte?«, unterbrach Zoe aufgeregt. Sie fühlte, wie ihr Hitze ins Gesicht stieg. »Dann sitzt Laura ja ganz schön in der Patsche, wenn sie dorthin gegangen ist!« Ohne nachzudenken, sprudelte es aus ihr hervor. »Wir müssen uns augenblicklich auf den Weg dorthin machen und ihr helfen! Du hast ja keine Ahnung, wie sehr sie sich immer in die Nesseln setzt, sie ist ja so ungeschickt und ohne mich völlig aufgeschmissen ...«
»Ruhig, Zoe.« Laycham griff nach ihrem Arm und hielt ihn fest, bis sie sich wieder beruhigt hatte. »Es geht längst nicht mehr nur um das Schicksal deiner Freundin, um dich oder um mich. Wir müssen andere, viel größere Dinge im Auge behalten.«
»Wie meinst du das?«
»Alberich hat keine Ahnung, was er anrichtet. Er ist in seiner Gier nach Besitz und Reichtum geblendet und sieht nicht, dass dieses Reich seinem Ende entgegengeht, wenn Königin Anne nicht rechtzeitig zurückkehrt. Wir werden alle sterben. Auch die alten Elfen, die längst zu Stein oder Sand oder Wasser geworden sind. Sogar das Land. Buchstäblich alles rings um uns wird verschwinden.«
Zoe schluckte. »Ich verstehe nicht ...«
»Ich weiß viel zu wenig vom Verschwinden der Schöpferin und welche Bewandtnis es mit ihr hat. Doch alle Anzeichen deuten darauf hin, dass nur sie das Land retten kann.«
»Welche Anzeichen?«
Laycham schwieg.
Wusste er nicht mehr, wollte er nicht mehr sagen? Der Prinz gab sich geheimnisvoll wie so oft.
»Was ist mit dem Schattenlord?«, fragte Zoe, einer Eingebung folgend.
»Schattenlord?« Laycham schüttelte irritiert den Kopf. »Ich höre diesen Namen zum ersten Mal. Woher hast du ihn?«
»Ach, ich habe ihn auf meiner Reise aufgeschnappt. Wahrscheinlich hat er nichts zu bedeuten.«
Zoe fühlte, dass der Prinz nachhaken wollte. Doch sie gab sich abweisend, zumal sie ohnedies nicht mehr als diesen Namen kannte. Es war Laura gewesen, die ihn genannt und vor der Gefahr gesprochen hatte, die vom Schattenlord ausging.
Jeder in seine Gedanken versunken, ritten sie weiter, durch eine Karstlandschaft mit merkwürdigen Felsformationen, in der sich hoffentlich Wasser finden lassen würde. Denn
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