Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
und zur Hälfte im Mauerwerk verborgen, gerade mal so groß, dass sie sich hindurchzwängen konnte.
    Teufel schlug unruhig mit seinen Flügeln.
    Auf dem Tisch lagen Kerzen und Schwefelhölzchen. Ohne lange nachzudenken, griff Zoe danach und stieg in das Loch ein. Alles um sie herum war ruhig und friedlich, selbst das Atmen der Elfenfrauen war nicht mehr zu hören. Es war, als hätte die Schöpfung ihren Atem angehalten - und vielleicht war es auch so. Vielleicht stand sie nun außerhalb der Zeit?
    Wer weiß schon, welche Gesetzmäßigkeiten hier gelten?
    Zoe fühlte den Stein einer ausgetretenen Stufe unter ihren Füßen. Sorgfältig zündete sie ihre Kerze an und ließ das fahle Licht über die Treppe des Abgangs fallen. Sie war steil und schmal, da und dort klebten Spinnweben an der Wand.
    Der Schmerz unter der Maske verlegte sich nun in den Frontalbereich, hin zu Mund und Nase. Die Magie des Dings forderte sie auf, sich in Bewegung zu setzen und sich zu beeilen.
    Zoe gehorchte ohne weiteres Zögern. Sie stieg hinab, Stufe für Stufe. Die Tür hinter ihr schwang von selbst zu, und für einen Augenblick empfand sie kreatürliche Angst. Sie fühlte sich erdrückt und bekam kaum noch Luft. Auf ihr lastete - scheinbar - das Gewicht eines ganzen Berges. Doch der Moment verging, und Zoe fand zu alter Selbstsicherheit zurück.
    Die Treppe wurde noch schmaler, bevor sie sich allmählich verbreiterte und den Blick auf ein unterirdisches Reich erlaubte, das von riesigen Stalaktiten und Stalagmiten beherrscht wurde. Ein kaum erkennbarer Weg wand sich zwischen einigen der Gipssäulen entlang, und als Zoe die ersten Schritte tat und als das Licht ihrer Kerze immer weiter in die Dunkelheit vordrang, erinnerte sie sich: Dies war jener Weg, von dem sie geträumt hatte. Unweit von hier befand sich ein riesiges Loch im Boden, das sie umrunden musste, um einen der drei weiterführenden Gänge zu wählen.

    Jeder ihrer Schritte hallte schwer von den Wänden wider. Teufel stieß unvermittelt einen lang gezogenen Schrei aus.
    Zoe versuchte sich ihrer Träume zu erinnern - und daran, ob dieser Teil des Wegs Gefahren barg. Doch da war nichts. Keine Erinnerung, keine Hinweise, kein Wiedererkennen. Auch die Maske blieb ruhig. Sie lag kühl auf Zoes Haut auf.
    Der Pfad wand sich an riesigen Gipsfiguren vorbei, deren wahre Größe sie nicht einmal ansatzweise erfassen konnte. Der Schein der Kerze erzeugte gerade mal genügend Licht, um die nächsten beiden Schritte auszuleuchten.
    Zoe fühlte keinerlei Nervosität. Es erschien ihr als völlig selbstverständlich, dass sie den Spuren des stetig wiederkehrenden Traums folgte. Seit ihrer Ankunft in Innistìr waren so viele erschreckende und faszinierende Dinge geschehen, dass sie der Gedanke, nächtens über ihr Unterbewusstsein instruiert worden zu sein, kaum mehr verwunderte oder erschreckte.
    Zoe ließ das Gipsfigurenfeld hinter sich. Sie musste nun einige Stufen überwinden, bevor sie einen riesigen Steinkomplex umrundete, der die vage Form eines Hauses aufwies.
    Dahinter wartete jene Höhle auf sie, in deren Zentrum sich ein abgrundtiefes Loch befand, das sie entlang der rechten Wand umgehen musste. Schon jetzt war das Wüten des Winds zu hören, der aus der Tiefe hochpfiff und unangenehme Gerüche mit sich brachte.
    Zoe ging weiter, vorsichtig und auf alle Gefahren gefasst, die in einer derartigen Umgebung über sie hereinbrechen mochten: klauenbewehrte Monstren, wahnsinnige Elfenwächter, ektoplastische Gestalten oder Riesenspinnen.
    Zoe betrat die Höhle, kniete vorsichtig am Rand des Lochs nieder und versuchte, in der Dunkelheit unter ihr etwas zu erkennen.
    Was, wenn sie auch jetzt wieder träumte? Vielleicht hatten alle ihre - scheinbaren - nächtlichen Abenteuer so angefangen und so lange gedauert, bis sie sich für einen der Wege entschieden hatte, um dann schreiend zu erwachen? Womöglich hing sie in einer Endlosschleife fest, in einem Gedankenkonstrukt, das ihr keinen Ausweg bot? Wollten die Priester oder Lirla sie derart quälen und in den Wahnsinn treiben?
    Nein. Das ergab keinen Sinn. Sie benötigten eine Gesandte, die bei bester geistiger Gesundheit war.
    Was sollten dieses Zögern und all die Grübeleien? Zoe löste sich vom Rand des riesigen Lochs und machte sich daran, es zu umrunden. Vorsichtig, Schritt für Schritt, stets der Gefahren gewahr, die ihr zustoßen mochten.
    Alles war ein klein wenig anders als in ihren Träumen. Jener Treppenabsatz, von dem aus man in die

Weitere Kostenlose Bücher