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Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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der ausgezeichnet in ihrer Hand lag und den sie augenblicklich gegen die Bratgabel austauschte.
    »Lassen wir doch die Spielchen«, sagte der andere. Seine Stimme kam von links. Instinktiv hieb Zoe zu. Der Schürhaken prallte auf nackten Stein und prellte ihr den Arm. Funken sprühten weithin, der Hall des mit aller Kraft geführten Schlags hielt sich noch einige Sekunden im Raum.
    »Ich sagte: Lassen wir die Spielchen, Zoe.« Dieselbe Stimme, diesmal von der rechten Seite. Sie klang verärgert.
    Zoe? Woher kannte der andere ihren Namen? Handelte es sich um Baran oder einen der hiesigen Priester? Was aber hatte einer der heimlichen Beherrscher der Stadt in den Kavernen des Oberpalastes zu suchen?
    Hier muss es Feuerholz geben! Streichhölzer. Fackeln. Etwas, das ich nutzen könnte, um mehr Licht zu machen!
    Sie wandte ihren Kopf nach links und rechts, verzweifelt nach einem Hinweis suchend, wo sich der Unbekannte nun aufhielt. Indes tastete sie hinter ihrem Rücken um sich. Über den Sims, über mit Mosaikstein verkleidete Kästchen, die als Ablageflächen genutzt wurden. Sie fühlte etwas zwischen den Fingern und nahm es an sich. Schwefelhölzchen, mindestens zehn Zentimeter lang. Sehr gut!
    Wo war ihr Gegner nur? Warum konnte er sich derart rasch bewegen?
    Ihre Hände zitterten. Sie wich zurück, Zentimeter für Zentimeter, bis sie meinte, das raue Mauerwerk seitlich vom Kamin ertasten zu können. Nun nur noch darüberstreichen, und sie hatte Licht, sicherlich ausreichend, um die nähere Umgebung ausleuchten zu können.
    Sie fühlte eine glatte, etwas feuchte Fläche hinter sich, und noch bevor Zoe sich wundern konnte, packte jemand zu und drehte ihr die Hand schmerzhaft auf den Rücken.
    Sie bäumte sich auf, wollte sich losreißen trotz der Schmerzen, die sie im Schultergelenk dabei empfand. Zoe trat mit den Beinen hinter sich, warf den Kopf hin und her, ließ ihn nach hinten sausen, versuchend, den Gegner hinter ihr irgendwie zu erwischen und ihm Schmerz zuzufügen.
    »Du bist kräftiger, als ich dachte«, sagte der Unbekannte ruhig. »Und noch wilder, als ich es mir vorgestellt hatte.«
    Zoe stieß einen wilden Fluch aus und trat weiter aus wie ein Pferd, während ihr Widersacher sie in eine immer festere Umklammerung zwang.
    »An deiner Sprache müssen wir allerdings noch arbeiten. Hat dir die reizende Lirla denn noch nicht die Benimmregeln einer Gesandten beibringen können?«
    Sie kannte diese Stimme! Und auch die Berührungen weckten Erinnerungen in ihr. Sie waren fest und bestimmt zugleich, aber auch irgendwie ... vorsichtig.
    »Laycham!«, sagte sie und ließ augenblicklich jeden Widerstand bleiben.
    »Prinz Laycham. So viel Zeit muss sein.« Der Mann mit der Silbermaske, der sie hierher gebracht hatte, lockerte seinen Griff und ließ sie dann ganz los.
    Er wartete, bis sich Zoe ihm zugedreht hatte, bevor er weiterredete. »Willkommen in meinem bescheidenen kleinen Reich, Gesandte. Es freut mich, dass du endlich den Weg zu mir gefunden hast. Ich warte schon geraume Zeit auf dich.«

14
    Intermezzo:
    Die Wahrheit über
    Dar Anuin (VII)
     
    D ie Geburt ihres Kindes geschah in der Abgeschiedenheit der ehemaligen Bibliothek, die nun unter dem Namen »Palast Kariëm« firmierte. Eine farblose Frau namens Lirla stand Shire zur Seite. Doch sie unternahm nicht sonderlich viel, um ihr die Schmerzen zu erleichtern. Sie stand einfach da, reichte Tücher, wischte Schweiß von der Stirn, beobachtete. Und da waren Momente, da leuchteten ihre Augen auf, als würde sich Lirla an ihrer Pein laben. Dann flüsterte sie ihr seltsame Dinge ins Ohr, die sie nicht verstand, sondern die dazu führten, dass sich Shire immer schwächer fühlte.
    Sie bemühte sich um eine möglichst ruhige Atmung. Dachte an das Kind in ihrem Leib, das entweder Leben oder Tod bedeutete. Sie wusste noch immer nicht, wie sich Maletorrex verhalten würde. Er hatte die Nachricht der Schwangerschaft mit vor Zorn fest zusammengepressten Lippen aufgenommen, aber kein Wort gesagt.
    Andere Frauen hielten sich im Hintergrund des abgedunkelten Raums auf. Seltsame Töne erklangen, und während Shire den Höhepunkt der nächsten Presswehe nahen fühlte, entdeckte sie die beiden Eulen, die sich im Bullaugenfenster des Raums niedergelassen hatten.
    »Ich kann den Kopf sehen. Gut so. Mach weiter.« Lirla sagte die Worte mit der Gefühlsregung eines Steins.
    Am liebsten hätte Shire das Kind in ihren Leib zurückgestopft! Es tat ihr so weh, es hatte kein Recht,

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