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Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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schmerzfrei aus. So als würde die Maske ihr aus lästiger Verpflichtung einen Denkzettel verabreichen müssen, dabei aber selbst keinen Gefallen daran finden.
    Du tust fast so, als wäre die Sgàile ein denkendes, fühlendes Lebewesen, das eigene Interessen verfolgt. Solche, die nicht unbedingt mit denen der Priesterschaft übereinstimmen.
    Zoe lächelte. Sie war von diesem Gedanken durchaus angetan. Er gab ihr Kraft. Vielleicht war ihre Sache doch nicht so hoffnungslos, wie sie sich derzeit darstellte.

    Die Maske machte in manchen Situationen ihren Einfluss deutlich spürbar. Sie brachte ihr bei, der höfischen Etikette unbedingt Folge zu leisten. Wenn es aber um gewisse Götter ging, deren ellenlange Liste an Beinamen Zoe nach Extevirras Willen unbedingt auswendig lernen musste, kümmerte sich die Sgàile nicht sonderlich um Fehler. Sie ließ sie durchgehen, sehr zum Missfallen der Lehrerin.
    Manchmal waren Minuten aus Zoes Gedächtnis gestrichen. Dann hatte die Maske völlig die Kontrolle über ihren Körper und ihren Geist übernommen. Doch diese Phasen endeten rasch wieder, und es schien, als benötigte die Sgàile danach eine gewisse Zeit, um sich zu erholen.
    »Dein Wille ist beeindruckend stark«, gab Lirla bei einem gemeinsamen Mittagessen unumwunden zu. »Andere Frauen an deiner Stelle hätten längst jeglichen Gedanken an Widerstand aufgegeben.«
    Zoe schwieg, und sie tat gut daran. Die Syndicatin lauerte darauf, dass sie etwas Falsches sagte. Und egal, was sie sagte - es würde falsch sein. Lirla war in einer Stimmung, in der mit ihr nicht gut Kirschen essen war ...
    Zoe erschrak. Woher wusste sie das? Wann hatte sie ein derartiges Feingefühl entwickelt?
    War auch dies ein Teilaspekt der gegenseitigen Anpassung? Nahm die Maske nicht nur, sondern gab auch? Verstärkte sie Zoes Sinne und bescherte ihr ein besseres Gefühl für die Gemütszustände ihres Gegenübers?
    Lirla versuchte es noch einmal: »Du bist so wortkarg heute.«
    »Die Maske ...«, nuschelte Zoe und tat so, als litte sie unter Schmerzen.
    »Ah.« Lirla lächelte maliziös. »Nun, dann werde ich dich besser allein lassen. Wir setzen den Unterricht morgen Abend fort.«
    Die Syndicatin verließ den Raum, Zoe blieb zurück. Zu ihrem Erstaunen dachte die Sgàile gar nicht daran, sie für ihre Lüge zu bestrafen. Es mochte sogar sein, dass sie, während sie in sich hineinhorchte, so etwas wie Amüsement feststellte.

    Zoe fand dank der Maske zu mehr Freiraum und mehr Zeit für sich selbst. Dies war ganz gewiss nicht der Effekt, den die Priester und die Syndicatin hatten erzielen wollen, als sie sie mit der Sgàile zusammengeführt hatten.
    Zoe war etwas Besonderes. Sie war anders als ihre Vorgängerinnen. Sie wusste wesentlich besser mit der Maske umzugehen. Sie begann zu verstehen, was dem mit seltsamem Leben versetzten Gegenstand wichtig war und was nicht.
    Die Sgàile hatte womöglich niemals zuvor mit einem Menschen zu tun gehabt. Die Maske kam mit Zoe nicht zurecht. Sie konnte sie nicht richtig einordnen.
    Es gab keinerlei Kommunikation mit der Sgàile. Sie teilte sich nicht mit. Sie ließ Zoe durch Impulse wissen, was sie haben wollte oder nicht. Diese Impulse mochten schmerzhaft sein oder auch nur in Form eines winzigen Anstoßes deutlich werden. Zoe erinnerte sich dann mit einem Mal an Situationen oder Bilder aus ihrer Vergangenheit, die sie längst vergessen hatte, und mit ein wenig Nachdenken verstand sie, was die Maske ihr mitteilen wollte.
    Es ist völlig einerlei, warum ich meinen freien Willen behalten darf und auf welche Weise ich mit ihr kommuniziere. Hauptsache ist, dass ich die Gelegenheit nutze und einen Fluchtweg erkunde.
    Es wurde ruhig im Palast. Aramie servierte das Abendessen, und schweigend verzehrten sie die aus gedämpftem Gemüse und einem winzigen Stückchen Fleisch bestehende Mahlzeit. Zoe gab zu verstehen, dass ihr nicht nach einer Unterhaltung zumute war, und bald darauf zog sich die Dienerin zurück, servil wie immer.
    Zoe legte sich aufs Bett und starrte ins Leere. Sie fühlte Unruhe in sich, war aber noch längst nicht bereit, ihr nachzugeben. Stattdessen versuchte sie, ihre derzeitige Situation zu analysieren.
    Mit dieser Maske war ihre Karriere als Fotomodell beendet. Niemand würde sie mehr buchen, und auch ihr Liebesleben würde einigermaßen unter ihrem veränderten Aussehen leiden - sofern sie jemals in die Heimat zurückkehrte.
    Die Aussicht auf ein derartiges Wunder wird ohnedies von Tag zu Tag

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